BRÜCKE NACH ASIEN (LIS)
Unser Ziel ist es, insbesondere bei jungen Menschen ein Verständnis für Toleranz und Völkerverständigung zu fördern, ihr Interesse an fremden Kulturen und Lebensweisen zu wecken und sie – nicht zuletzt – auf die wachsende Bedeutung Asiens als wirtschaftlich wichtigen Handelspartner aufmerksam zu machen. In einer Zeit, die heute durch das Widererstarken nationalistischer Bestrebungen und populistischer Propaganda geprägt ist, setzen wir mehr denn je auf den Dialog zwischen den Kulturen.
Deshalb unterstützt der OAV Jugendliche und Studierende aus Bremen und Bremerhaven, die sich für Asien und den pazifischen Raum interessieren. Gemeinsam mit dem Landesinstitut für Schule (LIS) vergeben wir im Rahmen des Projektes „Bremen – Brücke nach Asien“ seit 1996 jedes Jahr zwei Stipendien für junge Menschen im Alter von 15 bis 17 Jahren und ermöglichen ihnen auf diese Weise einen vierwöchigen Aufenthalt in einem asiatischen Land. Sie erhalten die einmalige Gelegenheit, innerhalb einer einheimischen Familie Kultur, Land und Menschen kennenzulernen und einzigartige Erfahrungen zu machen, von denen sie ihr Leben lang profitieren werden. Die Kosten des Aufenthaltes, der Hin- und Rückreise sowie ein Taschengeld werden vom OAV übernommen.
Unser Kooperationspartner, das Landesinstitut für Schule der Freien Hansestadt Bremen, ist eine Einrichtung der Senatorin für Kinder und Bildung. Das LIS hat die Aufgabe, Lehrerinnen und Lehrer durch Fortbildung zu unterstützen und zu beraten, Referendarinnen und Referendare auszubilden und bietet spezielle Beratungsdienste für Schulen an. Das Institut arbeitet eng zusammen mit außerschulischen Einrichtungen und Partnern.
Am Weidedamm 20
28215 Bremen
www.lis.bremen.de Kontakt: inge.grothus@gmail.com
Alle Informationen für
eine Bewerbung finden sich hier:
SO BEWERBT IHR EUCH
SCHRITT 1:
Ihr seid ein Zweier-Team aus einer Schule in Bremen bzw. Bremerhaven und bewerbt Euch gemeinsam mit...
- Euren beiden Lebensläufen
- Einem gemeinsamen Motivationsschreiben,
in dem Ihr Euer Interesse an dem Stipendium für Malaysia deutlich macht. Wir freuen uns auf Eure Bewerbung, in der Ihr Eure besondere Befähigung für dieses Stipendium zum Ausdruck bringt, Eure persönlichen Stärken und Vorlieben vorstellt und Eure besonderen Fähigkeiten und Hobbys beschreibt.
SCHRITT 2:
Die Bewerber-Teams der engeren Wahl werden zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Das Sieger-Team wird ausgewählt.
VOR UND WÄHREND DER REISE...
In Absprache mit dem OAV und dem LIS wendet sich das Team einem besonderen Thema über die Philippinen zu. Ihr recherchiert, führt ausführliche und informative Interviews, macht Fotos etc.
NACH DER RÜCKKEHR...
Das Team berichtet an einem Abend im OAV über das gewählte Thema, die geführten Interviews und die eigenen Erfahrungen, die Ihr auf den Phillipinen und mit dem Stipendium des OAV gemacht habt.
ERFAHRUNGSBERICHTE
BISHERIGER STIPENDIATEN
Die großartige Möglichkeit, Asien und seine Menschen kennenzulernen, hat im Laufe der Jahre bereits mehr als 40 Bremer Jugendliche nach China, Indien, Japan, Malaysia, Singapur, Sri Lanka, Thailand, Vietnam und Nepal gebracht.
Philippinen 2023
Vorstellung und wie wir zum Stipendium gekommen sind
Wir sind Lotta und Paula, sind beide 17 Jahre alt und gehen auf die Oberschule Findorff. Wir waren vom 22.3-19.4.2023 in einer Gastfamilie auf dem Philippinen. Dies war mit einem Stipendium möglich, welches der OAV gemeinsam mit dem LIS ausschreibt. Als wir von unserem Lehrer darüber informiert wurden, haben wir uns direkt angesprochen gefühlt. Wir lieben das Reisen und wollten schon immer in ein asiatisches Land. So haben wir dann auch direkt angefangen ein Motivationsschreiben mit allen Kriterien zu verfassen. Nach der Abgabe der Bewerbungsunterlagen am LIS, warteten wir sehr gespannt auf eine E-Mail. Voller Freude erfuhren wir, dass wir in die nächste Runde geschafft haben. Nun ging es an die Vorbereitung für das Vorstellungsgesprächs: Landeskunde, Klima, Sprache. Einfach über alles informierten wir uns. Das Vorstellungsgespräch verlief sehr gut, lange gedulden mussten wir uns zum Glück nicht. Schon zwei Tage später bekamen wir die Bestätigung, dass wir für das Stipendium ausgewählt worden waren. Wir freuten uns sehr und konnten es kaum glauben. Damit konnte unsere Planung beginnen und unsere Vorfreude wurde mit jedem Tag größer.
Anreise und Ankunft
Am 22.3.2023 ging es dann endlich los. Erstmal mussten wir mit dem Auto nach Hamburg fahren, da dort um 21:00 Uhr unser Flieger ging. Nachdem unsere Eltern uns noch mit dem Gepäck geholfen hatten, waren wir auf uns allein gestellt. Als erstes ging es durch die Sicherheitskontrolle. Zum Glück hat alles sehr gut geklappt und wir waren schon kurz darauf am richtigen Gate angekommen. Als wir im Flieger saßen, konnten wir erstmal entspannen und schlafen. Spannend wurde es dann nochmal als wir in Dubai umsteigen mussten. Fast 20 Stunden später landeten wir dann am Flughafen in Manila und wurden von unserem Gastvater schon erwartet. Als wir den gekühlten Flughafen hinter uns ließen, war die Hitze wie eine Wand, das waren wir von unserem Wetter in Deutschland nicht gewohnt. Die Hitze begleitete uns noch den gesamten Monat über, aber wir gewöhnten uns daran. Überrascht waren wir, wie grün es in der riesigen Metropole Manila ist. An jeder Ecke sind Palmen und bunt blühende Sträucher gepflanzt. Im Haus unserer Gastfamilie angekommen, lernten wir den Rest der Familie kennen: unsere Gastmutter Tita Shar, unsere Gastschwester Steffi (11), die zwei Gastbrüder Baschi (15) und Simon (13), die zwei Maids (Hausangestellte), die zwölf Hunde, von denen 6 jedoch Welpen waren und die zwei Katzen kennen. Das Haus war sehr schön und hatte einen Pool. Zum Glück hatte jeder Raum eine Klimaanlage, denn die durfte bei dieser Hitze wirklich nicht fehlen. Toll war auch die Dachterrasse, vor allem an kühlen Abenden konnte man diese sehr genießen. Religion Was die Religion betrifft, so sind die Philippinen überwiegend katholisch geprägt. Der Katholizismus wurde während der spanischen Kolonialzeit eingeführt und hat einen starken Einfluss auf das tägliche Leben der Menschen. Uns ist der katholische Glaube auch sehr aufgefallen. Die Menschen praktizieren ihren Glauben viel stärker als in Deutschland. Vor allem an Ostern sind uns die langen Märsche der Einwohner aufgefallen. Es gibt jedoch auch andere Religionen wie den Islam, Protestantismus und indigene Glaubenssysteme, die von verschiedenen Bevölkerungsgruppen praktiziert werden. Die Philippinen sind ein vielfältiges Land mit einer reichen kulturellen Mischung. Klima Auf den Philippinen gibt es keine richtigen Jahreszeiten, es ist tropisches Klima. Es gibt Trocken- und Regenzeit. Wir waren in der Trockenzeit da, in welcher es wirklich nicht geregnet hat. Die durchschnittliche Temperatur liegt bei 30 Grad. Es war ein starker Umstellung im Vergleich zum deutschen Klima, besonders da die Hitze sehr drückend ist. Verkehr Schon am ersten Tag, als wir vom Flughafen nach Hause gefahren sind, ist uns aufgefallen, dass der Verkehr ganz anders ist als in Deutschland. Der Verkehr in Manila ist berüchtigt für seine chaotische und überfüllte Art und Weise. Die Straßen sind oft verstopft, insbesondere zu den Stoßzeiten, was zu langen Staus und Verzögerungen führt. Die Fahrer in Manila haben den Ruf, aggressiv zu sein und sich oft nicht an Verkehrsregeln zu halten, was die Situation noch verschärft. Da auf den Philippinen die Autobahn in privater Hand sind, muss man sehr oft durch Schranken fahren und bezahlen. Es gibt eine Vielzahl von Verkehrsmitteln in Manila, darunter Busse, Taxis, Motorräder und auch Fahrräder und Jeepneys. Jeepneys sind ein charakteristisches Verkehrsmittel auf den Philippinen, insbesondere in Manila. Sie sind umgebaute Militärfahrzeuge, die während der US-amerikanischen Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgelassen wurden. Die Filipinos haben diese Fahrzeuge dann zu bunt dekorierten Kleinbussen umgebaut, die als öffentliche Verkehrsmittel dienen. Sie bedienen häufig festgelegte Routen und halten an verschiedenen Haltestellen entlang der Straßen. Obwohl sie ein Symbol der philippinischen Kultur und Identität sind, tragen sie auch zur Verkehrsüberlastung bei, da sie oft in großer Zahl auf den Straßen unterwegs sind. Trotzdem sind Jeepneys ein wichtiger Bestandteil des städtischen Transportsystems in Manila und spielen eine bedeutende Rolle im täglichen Leben der Bewohner. In unserer Zeit auf den Philippinen sind wir auch das ein oder andere Mal mit Jeepneys gefahren. Es war eine interessante Erfahrung, da man sich gegenüber sitzt und das Fahrzeug hinten offen ist. Armut Die Philippinen sind ein sehr beliebtes Reiseziel, doch es gibt nicht nur schöne Natur, eindrucksvolles Meer und spektakuläre Städte. Auf den Philippinen gibt es eine sehr hohe Armutsrate, wovon auch wir viel mitbekommen haben. Die Firma unseres Gastvaters Stefan unterstützt eine Organisation für junge Mütter, die Youth Inclucion Networt. Diese Frauen sind ohne jegliche Schul- und Ausbildung. Wir durften an einem Tag einen Besuch in die Einrichtung begleitet. Es war erschreckend zu sehen, wie Armut auf den Philippinen aussieht. Die Mütter waren um die 16 Jahre alt und hatten teilweise nicht nur ein, sondern schon das zweite Kinder. Oftmals waren die Väter unbekannt. Die Einrichtung bietet eine Kinderbetreuung, damit die jungen Mütter ihren Schulabschluss nachholen könnten. Auch eine öffentlichen Schule haben wir besucht. Eine Schule besuchen zu dürfen, ist ein Privileg, welches sich nicht alle leisten können. Die Lebensbedingungen sind hart, manche Häuser sind einfach aus Paletten und Planen zusammengebaut. Wir sind oft an solchen Häusern vorbei gefahren und haben viele Slums gesehen.
Manila Tour
An unserem vierten Tag in Manila haben wir mit unserem Gastvater Stefan eine Autotour um die Stadt gemacht. Dort haben wir gelernt, dass Manila aus 17 Städten besteht und diese zusammen Metro Manila bilden. Nur eine dieser 17 Städte heißt Manila. Wir haben in Paranaque gewohnt, was eine Stadt im Süden Metro Manilas ist. Es war sehr eindrucksvoll, die modernen Hochhäuser zu sehen. Allerdings waren die vielen Slums sehr traurig, in denen hunderte Menschen auf kleinstem Raum zusammen leben. In der ganzen Stadt hat man die Armut gesehen, in einigen Teilen mehr und in anderen weniger. Die ganze Stadt ist ein Kontrast zwischen sehr modernen Hochhäusern, den Gated Communities und den Slums mit der großen Armut. Die Stadt hat uns sehr beeindruckt und Stefan hat uns viele interessante Dinge gezeigt und erzählt. Ausflüge in die Natur In den vier Wochen haben wir auch viele schöne Ausflüge in die Natur gemacht. Unser erster Ausflug war nach Tagatay, Tagatay ist eine Stadt südlich von Manila. Zunächst sind wir mit dem Auto auf einem Berg gefahren, auf dem eine Auf dem eine große Aussichtsplattform mit vielen lokalen Verkaufsständen war. Wir hatten einen wahnsinnigen Ausblick auf einen großen Vulkansee, in dessen Mitte eine Vulkaninsel lag. Auf einer Tour mit einem Boot sind wir dann um den Vulkan gefahren. Die Fahrt im Boot war super, das Wasser war sehr blau und der Vulkan riesig. Einer unserer Lieblingsausflüge waren die Hot Springs. Die Hot Springs sind untereinander stufig angelegte Wasserbecken. Sie werden von einem Vulkan erwärmt und sind daher angenehm warm. Die Wärme hat man aber gar nicht so doll wahrgenommen, weil es sowieso sehr heiß war. Mit einem Guide sind wir dann noch zu einem Wasserfall gelaufen. Der Weg war atemberaubend schön und wir haben viele exotische Pflanzen gesehen. Ann einem anderen Tag waren wir noch am Meer, um dort Wakeboard zu fahren. An dem Tag waren wir das erste Mal am Indischen Ozean. Er war unfassbar blau und klar. Auch ein weiterer sehr schöner Ausflug war wieder ans Meer. Leider hat es an dem Tag geregnet, trotzdem waren wir mit unseren Gastgeschwistern schwimmen. Das Wasser war ganz warm und sehr klar. Auf dem Resort auf dem wir waren haben wir dann noch Mittag gegessen. Es gab viele einheimische Speisen, die uns sehr gut geschmeckt haben. Trotz des Regens war es unglaublich warm. Ein Tag mit den Sudhoffs Beim Stiftungsfest des OAVs haben wir Herrn Sudhoff kennengelernt. Er hatte in den letzten Jahren die Stipendiaten aufgenommen, er wohnt ebenfalls in Manila. Wir verbrachten einen Tag mit ihm und seiner Frau Conny. Bevor er in Rente gegangen ist, war er Leiter eine Textilfabrik.
Gastvater Stefan
Unser Gastvater Stefan leitet in Manila einer Logistikfirma, die Antrag Logistik, die wir das ein oder andere mal besuchen durften. Er und seine Kollegen haben uns vieles erklärt, was die Firma macht und welche unterschiedlichen Aufgaben es in der Firma gibt. Auch haben uns Angestellte einen großen Teil der Stadt gezeigt und wir waren mit ihnen bei mehreren Hilfsaktionen. So werden aus alter Arbeitskleidung Blumentöpfe hergestellt, diese werden bepflanzt und zur Begrünung an lokalen Schulen verteilt. Auch wir haben diese Aktion unterstützt und an Schulen bepflanzte Töpfe aufgestellt. An ein paar anderen Tag waren wir mit in der Deutsch-Philippinische-Handelskammer. Alle waren sehr freundlich und viele konnten auch Deutsch. Nachdem wir in der Handelskammer waren, hat uns Stefan gesagt, dass wir noch in den Deutschen Club gehen, darunter konnten wir uns zunächst wenig vorstellen. Dort angekommen, staunten wir nicht schlecht, es war ein Restaurant was sehr Deutsch aussah. Also haben wir mitten in Metro Manila in Makati, auf der anderen Seite der Welt, dann tatsächlich Bratwurst, Spätzle und Apfelstrudel gegessen. Dazu noch eine große Apfelschorle. An den Wänden hingen Briefe und Schriften auf Deutsch. Die Kellner allerdings haben kein Deutsch gesprochen.
Schule
An einem Tag waren wir mit der Hilfsaktion der Firma unseres Gastvaters an einer lokalen Schule. Es war eine sehr interessante Erfahrung, alle Kinder waren sehr freundlich und drei Schüler zeigten uns direkt die ganze Schule. Die Schule war sehr unterschiedlich zu unserer in Bremen. Hier sind in einer Klasse um die 50 Schüler*innen. Außerdem werden die Schüler*innen in zwei Schichten unterrichtet, da es nicht genügend Kapazitäten für alle gibt. Somit gibt es eine Vormittags- und Nachmittagsschicht. Für die Schüler*innen an dieser Schule ist es ein Privileg, dass sie zur Schule gehen dürfen und wirklich alle sind fröhlich und dankbar. Die Familien dieser Kinder tun sehr viel dafür, ihren Kindern dies ermöglichen zu können. Vier Tage haben die European International School Manila, die Schule unsere Gastgeschwister, besucht. Sie besteht aus einem deutschen, einem französischen und einem internationalen Teil. Es gibt dort sogar einen Kindergarten. Die Schule besuchen meistens Kinder, deren Eltern aus beruflichen Gründen in Manila sind und deshalb sind dort viele verschiedene Nationalitäten vertreten. Die Schule liegt auf einem riesigen Gelände, mit großem Sportplatz, Bibliothek, Cafeteria, Spielplatz und sogar einem Schwimmbecken. Am ersten Tag waren wir in der neunten Klasse. Alles war ganz anders als an unserer Schule, denn die Klassen waren viel kleiner. In der neunten Klasse waren nur drei Schüler, daher war sie mit der achten Klasse zusammengelegt. An den anderen zwei Tagen waren wir in der zehnten Klasse. Dort waren es mehr Schüler, ungefähr zehn. Die Unterrichtsinhalte der dortigen deutschen Schule sind fast identisch mit unseren in Bremen. Aufgrund der kleinen Gruppe herrschte ein angenehmes Lernklima. In Chemie wurde sogar gerade genau das gleiche Thema wie in Bremen behandelt. In unserer Klasse haben wir uns mit allen gut verstanden und teils außerhalb der Schule noch etwas unternommen. Der Unterschied zwischen öffentlicher und privater Schule wurde uns schon sehr bewusst. Im Gegensatz zu der öffentlichen Schule, war diese viel gepflegter und die Klassen waren viel kleiner. Alle Räume hatten Klimaanlagen , was das Lernen wesentlich angenehmer gestaltet.
Abreise
So schnell verging die Zeit. Ein Tag vor unserer Abreise verabschiedeten wir uns von unseren Gastgeschwistern. Es fiel uns sehr schwer, da uns alle in den vier Wochen ans Herz gewachsen waren. Früh am Morgen brachen wir mit unserer Gastmutter in Richtung Flughafen auf. Es war eine unglaublich schöne Zeit, welche wir nie vergessen werden. Wir möchten uns herzlichst beim OAV bedanken uns diese unvergessliche Reise ermöglicht zu haben. Ein großes Dank geht auch an unsere Gastfamilie Schmitz, welche uns herzlichst empfangen hat und uns eine atemberaubend schöne Zeit ermöglicht hat.
Malaysia 2019
So wie jedes Jahr wurde auch 2018 ein Flyer des OAV Bremens verteilt, mit der Chance auf ein Stipendium. Dieses Mal hieß es „4 Wochen Malaysia". Mit viel Motivation fingen wir an ein Bewerbungsvideo und -schreiben zu entwerfen. Je mehr wir dabei über Malaysia erfuhren, desto größer wurde unser Interesse und unser Wunsch dorthin zu reisen. Die Wartezeit auf eine Antwort kam uns wie eine Ewigkeit vor und umso größer war unsere Freude, als wir auf ein Vorstellungsgespräch eingeladen wurden. Nach kleinen Vorbereitungen machten wir uns voller Aufregung auf den Weg zum Vorstellungsgespräch, zu dem wir uns beinahe verspäteten. Während des Vorstellungsgesprächs erfuhren wir, dass wir nicht wie geplant in Kuala Lumpur untergebracht werden würden, sondern in Johor, eine Stadt nahe Singapur. Ebenso erfuhren wir, dass wir auch nach Südkorea fliegen würden, da die Gastfamilie einen einwöchigen Urlaub dort geplant hatte. Als wir ein paar Tage später die Email bekamen, dass wir ausgewählt wurden, waren wir voller Vorfreude und konnten es gar nicht glauben.
Malaysia, Singapur und Korea Auf geht’s!
Tag der Ankunft
Als wir nach ca. 14 Stunden in Singapur ankamen, fiel uns sofort der luxuriöse Flughafen auf. Die Hallen und Gänge sind sehr sauber und modern gestaltet, außerdem war es sehr ruhig, da es keine Durchsagen gibt. Nachdem uns unsere Gastmutter abgeholt hatte, machten wir uns auf den Weg und sofort fiel uns die hohe Luftfeuchtigkeit sowie die verschmutze und heiße Luft auf. Wir fuhren mit einem Grab-Taxi, Grab ist eine App die private Fahrer in der Umgebung anzeigt und das Taxifahren somit günstiger macht. Auf dem Weg von Singapur nach Malaysia sah man viele exotische Blumen und Palmen, aber auch die moderne der Stadt mit vielen Hochhäusern. In Singapur und Malaysia herrscht Linksverkehr und oft befuhren wir vierspurige Straßen. Als wir an der Grenze zu Malaysia ankamen, gab es einen sehr langen Stau, da die vielen Pendler von Singapur nach Malaysia zurückfuhren. Außerdem sahen wir sehr viele Motorräder, die auf einer Extraspur fuhren. Nachdem wir die Grenze passiert hatten, fuhren wir zu einem der Wohnparks, in der die Familie wohnt, welcher von Wächtern aus Nepal bewacht wird. Als wir ankamen begrüßte uns der süße Hund und wir wurden in unsere Zimmer geführt. Später lernten wir noch den Sohn und Vater kennen und aßen gemeinsam Indisch. Nach dem Essen gingen wir noch ca. eine Stunde mit dem Hund und unseren Gasteltern Gassi. Dabei erfuhren wir auch viel über die vor Ort sehr angesehenen International Schools, welche unser Gastbruder besucht. Es war ein sehr schöner aber auch langer Tag mit vielen neuen Eindrücken.
Johor Bahru (Philine)
Da wir nicht direkt in Johor Bahru wohnten, sondern in einem Wohnpark in der Nähe, fuhren wir mit unserer Gastmutter für einen Tag in die Innenstadt. Schon auf dem Weg fielen uns die ganzen Flaggen und die typischen Muster der Zäune und Laternen von Johor Bahru auf. Mit einem kleinen Stadtführerheft bewaffnet machten wir uns als erstes auf den Weg zu dem „Chinese heritage Museum“, welches in dem chinesischen Viertel liegt. Dort lernten wir einiges über die chinesische Geschichte in Malaysia. Daraufhin führte uns unser Weg zu einem Buddhistischen Tempel, welcher rot und mit Bildern von Wächtern an der Eingangstür verziert wurde. Aber nicht nur der Buddhismus ist vertreten, sondern auch der Hinduismus. Nur ein paar Schritte weiter gab es einen Hinduistischen Tempel, welcher bunt und mit vielen Figuren und Gesichtern verziert ist. Da ich eine kurze Hose anhatte, musste ich einen Überrock, welcher zu einem Sari gehörte, anziehen. Nun hieß es noch Füße waschen und die Treppen hinauf in den Tempel. Wir hatten Glück, denn genau zu diesem Zeitpunkt wurde ein Ritual vollzogen, bei dem viele Hinduisten anwesend waren. Es wurden Opfergaben an einen Gott erbracht und zum Ende bekam jeder ein bisschen Obst. Eine Hinduistin erklärte uns, dass jeden Tag verschiedene Götter angebetet werden, welche in dem Tempel von klein bis groß verteilt sind und jeweils für eine bestimmte Gabe stehen (wie z.B. Glück, Erfolg..).
Besonders aufgefallen ist uns der Gegensatz zwischen dem Modernen und Altmodischem. Während wir entlang kaputter Straßen, kleinen, bis zum Eingang vollgepackten Läden und alten, rissigen Gebäuden vorbeikamen, erstreckten sich auf der anderen Seite moderne Hochhäuser und große Shopping-Malls. Ebenso kamen wir an einem kleinen Streetfood-Markt vorbei und besuchten eine alte Bahnstation. Wir begegneten vielen Straßenkatzen und uns fiel auf, dass sich hauptsächlich Motorräder auf den Straßen befinden. Da wir uns entschieden etwas zu essen, gingen wir zu einem Thailändischen Restaurant. Auf dem Weg liefen wir durch einen Straßenmarkt welcher aufgebaut wurde und auf dem Rückweg in vollem Gange war. Nach einem kurzen Besuch der Shopping-Mall machten wir uns schließlich auf den Weg zurück nach Hause.
Johor Bahru ist eine eher ältere Stadt, welche sich auf dem Weg in die Moderne befindet und möglicherweise bald schon ein Reiseziel für einige Touristen ist.
Familien (Philine)
Es gibt Glück und Pech. Während manche Familien in glamourösen Apartments oder unter normalen Umständen leben, gibt es andere Familien die das Pech eingeholt hat. Da unsere Gastmutter bei einer Hilfsorganisation für Familien mit schlechten Lebensumständen mithilft, besuchten wir ein Tag mit ihr und ein paar anderen Mitgliedern eine Familie in einem alten, eher heruntergekommenen Gebäude. In diesem großen Gebäude befanden sich viele, kleine Wohnungen. In einer dieser Zwei-Zimmer-Wohnungen, wohnte eine malaiische Familie. Ein Ehepaar, der Mann eher schlecht verdienend und die Mutter passt auf die Kinder auf, welche alle an einer Herzkrankheit leiden und sich deshalb langsamer entwickeln. Außerdem lebte mit ihnen die Mutter des Vaters, welche durch einen Unfall gelähmt ist und sich seit dem nicht mehr wirklich bewegen kann.
Wir brachten der Familie ein paar Lebensmittel mit und es wurde nach einer Möglichkeit gesucht, der Familie helfen zu können. Während die Kinder spielten, unterhielt sich die Mutter mit den Mitgliedern, welche uns daraufhin erklärten, in welcher Situation sich die Familie befindet.
Neben dieser Familie gibt es noch viele mehr in solchen Situationen. So auch ein Mädchen, welches die Hilfsorganisation begleitet. Obwohl sie noch schulpflichtig ist, arbeitete sie unerlaubt um ihrer Mutter zu helfen. So etwas kommt häufig vor und wird nicht wirklich überwacht, wodurch die Bildung leidet. Solchen Familien wird in Malaysia leider nicht so wie in Deutschland geholfen.
Der Besuch war ein wirklich guter Einblick in das Leben von Bewohnern Malaysias unter eher schlechten Bedingungen und wir hoffen das auch weiterhin Hilfsorganisationen agieren und solchen Familien geholfen werden kann.
Kukup (Carlotta)
Heute waren wir um acht Uhr aufgewacht, denn heute wollten wir mit unseren Gasteltern zusammen in den Nationalpark in der Nähe von Kukup, einem kleinen Fischerdorf, fahren. Auf dem Weg zum Park sah man viele Palmen und je mehr wir uns dem National Park näherten, desto weniger Häuser waren zu sehen, bis am Ende nur noch Natur zu sehen war. Sobald wir das klimatisierte Auto verließen, bekamen wir einen Schwung warme Luft ins Gesicht. Heute war die Sonne, bei 35 Grad und auch die hohe Luftfeuchtigkeit sehr deutlich zu spüren. Doch mit Sonnenbrille und im Schatten lies es sich aushalten. Am Eingang des Parks war ein kleines Museum, welches die Geschichte des Parks erzählte. Nach dem Besuch des Museums, konnte man verschiedenen Holzstegen folgen. Die Stege waren mit Stelzen auf dem Strand gebaut. Doch der Strand war nicht so, wie ein deutscher Strand, es war sumpfig und viele Pflanzen und sogar Bäume wuchsen in dem Sumpf. Wir folgten den verschiedenen Pfaden und kamen bald bei dem Highlight des Nationalparks an. Am Ende eines Stegs stand ein Globus aus Metal auf dessen Sockel stand:
„the southernmost tip of mainland asia“ (der südlichste Punkt des asiatischen Festlandes). Von hier aus konnte man sogar ein wenig von Indonesien erspähen. Wir folgten wieder dem Steg und liefen nun zwischen großen alten Bäumen. Auch diese Bäume wuchsen im Schlamm und ihre Wurzeln waren teilweise höher als wir, es sah sehr beeindruckend aus. Wir liefen eine Weile durch diese tropische Natur, auf den Stegen umringt von Regenwald, und beobachteten kleine Tierchen. Nach einen erfrischendem Milo-Eis machten wir uns dann auf dem Weg nach Kukup.
Kukup ist ein Fischerdorf ca. 30 Minuten vom Nationalpark entfernt. Dort angekommen liefen wir eine kleine Straße herunter, wir liefen weiter und die Straße verschwand. Statt der Straße liefen wir nun auf einen Holzsteg, der, wie im Nationalpark, auf Stelzen stand, nur etwas breiter. An diesen Steg waren viele Häuser angebaut, sie alle waren auch auf Stelzen im Wasser. Es sah sehr ungewohnt aus, denn viele der Häuser waren sehr heruntergekommen und auch manche der Stege, die von dem Hauptsteg abgingen, fielen fast auseinander. Wir liefen eine Weile diesen Steg entlang und uns kamen sehr viele Mopeds entgegen, wobei ich immer Angst hatte, dass ich aus Versehen ins Wasser falle, denn der Steg hatte kein Geländer. Von einem der Stege konnte man eine Fischfarm sehen, was sehr interessant war, denn so etwas hatte ich noch nie gesehen. Als wir zurückgingen, tranken wir noch aus einer gekühlten Kokosnuss in einem netten kleinen Restaurant. Wobei das Restaurant eher eine Art netter Imbiss war. Dann machten wir uns auf den Weg.
Hafen (Philine)
Ein weiteres Highlight war der Besuch des Hafens in Johor. Da unsere Gasteltern den CEO des Hafens kannten, bekamen wir eine kleine Rundführung und konnten Fragen stellen. Seine Frau war ebenfalls dabei und wir erfuhren, dass beide aus Deutschland kommen. Von dem Balkon des Büros aus hatte man einen guten Überblick über den Hafen. Wir erfuhren einige Dinge über den Transport von Waren und das der Hafen einen guten Arbeitsplatz für viele Einwohner bietet, da dieser keine wirkliche schulische Ausbildung benötigt. Als Ausgleich zur Arbeit, gibt es sogar eine eigene Fußballmannschaft, welche gegen andere Häfen spielt. Uns wurden über die verschiedenen Bereich am Hafen erzählt und wir erfuhren über die Geschichte und den Aufbau des Hafens.
Zum Schluss ging es zu einem Seafood-Restaurant, welches im Wasser steht. Ein Holzsteg führt zu dem Eingang. Von dem Restaurant aus hat man einen guten Blick auf das Meer und man konnte den Hafen sogar ein wenig sehen. Während wir Kalamaris aßen und Sternfruchtsaft tranken, erfuhren wir das die Frau des CEOs in der Woche in Kuala Lumpur arbeitet und zum Wochenende hin nach Hause fährt. Da beide sehr gerne Reisen und etwas Neues erleben möchten, überlegen sie in ein paar Jahren wieder umzuziehen.
So wie dieses Paar gibt es viele Pendler, welche zwischen Städten und Ländern hin- und her fahren oder sogar ziehen.
Forest City, Sunway City,.. (Philine)
Natürlich gibt es auch die modernen Seiten Johors. Neben den älteren Teilen entwickelt sich Johor immer weiter. Nur noch wenige Teile Johors sind unerkundet und es wird immer mehr Fläche bebaut. Ebenso wird durch Sand mehr Land geschaffen. Die neuen Städte sind sehr modern und gleichen der Bauart von Singapur.
So besteht Forest City aus vielen Hochhäusern und Gebäuden, an welchen Pflanzen hinunter wachsen, es gibt einen See, einen Strand, überall stehen Palmen. So wie der Name schon sagt, wie in einem tropischen Wald. In einem großen Zentrum gibt es eine Ausstellung, welche eine riesiges Model von Forest City und Modellwohnungen, in welche man reinschauen kann, beinhaltet. Des Weiteren gibt es dort eine Mall in der nach und nach Läden eröffnet werden und in welcher auch drinnen Pflanzen an den Wänden hinunter ragen. Mittlerweile sind schon so gut wie alle Wohnungen verkauft, obwohl diese noch nicht einmal alle fertiggestellt worden, was die Beliebtheit der neuen Stadt aufweist.
Ebenso ist Sunway City im Aufbau. Dort gibt es auch Malls in denen die Läden nach und nach öffnen. Auch hier gibt es ein Modell der geplanten Stadt und es wurde ein Viertel im japanische Baustiel gebaut. Es sind ein Riesenrad , weitere Gebäude, etc. geplant, welche in kürzester Zeit gebaut werden.
Malaysia wächst und wächst, und das nicht nur in Kuala Lumpur. Wir sind schon sehr gespannt die Entwicklung in ein paar Jahren vielleicht sehen zu können.
Kuala Lumpur (Philine)
Wenn man schon in Malaysia ist, sollte man die Hauptstadt natürlich nicht außer Acht lassen. Für zwei Tage ging unser Flug von Johor also in die Metropole Kuala Lumpur. Angekommen in der riesigen Stadt, machten wir uns auch schon sofort auf den Weg zu einem der wohl populärsten Ort in Malaysia. Einem der größten Gebäuden auf der Welt, den Petronas Twin Towers, umgeben von überwältigen Hochhäusern. Dort trafen wir auch zum ersten mal auf Carlotta´s Brieffreund aus Hongkong, welcher genau zu dieser Zeit Urlaub in Malaysia machte. Unser erstes Ziel waren die Batu Caves. Das Erstes was uns in die Augen fiel, war die riesige goldene Statue des „Lord Murugan“. Die Höhle inmitten des riesigen Berges kann man durch eine lange, bunte Treppen erreichen. Während wir die Treppen hoch liefen, begegneten wir viele Affen mit ihren Kindern.
Diese sind süß, können aber ganz schön frech sein und dir etwas klauen wenn du nicht aufpasst. Nach einer kurzen Verschnaufpause gingen wir in die Höhle, welche, so wie außerhalb, einen Hinduistischen Schrein aufweist. Überraschend war, dass es innerhalb der Höhle oben eine Öffnung gibt, durch welche das Sonnenlicht den Raum erstrahlen lässt, während Wasser an den Wänden heruntertropft. Lange konnte man durch die schwüle Luft allerdings nicht in der Höhle verbringen. Nachdem wir die Stadt ein wenig erkundet und das „China Town KL“ besucht hatten, machten wir eine Pause in dem KLCC Park, welcher sich direkt vor den „Twin Towers“ befindet. Inmitten des Parks befindet sich ein Teich, überall waren Leute am joggen und es gab Pflanzen jeglicher Art.
Während die Zeit verging und es langsam dunkel wurde begann eine kleine Lightshow in dem Teich vor den Twin Towers, welche viele Besucher anlockte.
Bevor der Tag zu Ende ging, hatten wir noch ein Ziel offen: der KL Tower. Von dort aus konnten wir die ganze Stadt, welche im Dunklen leuchtete, überblicken. Nach einer Weile hieß es Abschied nehmen, zurück in das Hotel fahren und mit vielen gewonnen Eindrücken ins Bett fallen.
Bevor am nächsten Tag unser Flug zurück nach Johor startet besuchten wir noch eine Foodstreet, entlang welcher verschieden Gerichte von Koreanisch bis Mexikanisch angeboten werden. Nach einem leckeren Essen und einem japanischen Crêpe kam leider schon das Ende unserer Reise in die Metropolstadt, bei welcher wir trotz kurzer Aufenthaltsdauer viel erlebt und gesehen haben.
Seoul, Korea (Philine)
Nicht nur Malaysia und Singapur standen auf dem Programm, sonder noch eine andere Ecke Asiens: Südkorea. Eines der mittlerweile fortschrittlichsten Länder der Welt. Unsere Gastfamilie nahm uns mit auf eine Woche Südkorea, nach Seoul / Busan.
In der Hauptstadt lebten wir in den ersten Tagen in einem Airbnb in Mapo-gu. Somit wohnten wir an dem fürs Ausgehen wohl besten Ort: Hongdae. Den ersten Tag verbrachten wir damit in den viele verschiedenen Läden zu stöbern, typisches koreanisches Streetfood, wie Tteokbokki oder
kandierte Erdbeerspieße zu essen und entlang der berühmten Hongdae Street den verschiedenen Sänger und Tänzer zuzusehen (Busking/ Straßenauftritte). Zum Abschluss durfte das für Korea typische Karaoke singen natürlich nicht fehlen. Da in fast jedem zweiten Gebäude eine Karaoke Geschäft ist, mussten wir nicht lange suchen.
Nach einem aufregenden und spaßigen ersten Abend, hieß es am nächsten Tag die Grenze zu Nordkorea zu besuchen. Früh morgens holte uns ein Bus mit weiteren Personen ab und unsere Führung begann. Zuerst besuchten wir eine Zug Station (Dorasan Station), welche die Letzte vor der Grenze zu Nordkorea ist. Von dort aus sollen, wenn wieder Frieden herrschen sollte, Züge zwischen Nord- und Südkorea hin- und herfahren. Unser nächstes Ziel war einer der Tunnel, welchen Nordkorea früher gebaut hatte um unerkannt in Südkorea eindringen zu können. Nach einem kurzen Film, bekamen wir Helme und der Weg in den Tunnel begann. Bis zu einer bestimmten Stelle konnten wir in den Tunnel, welcher bis man sich bücken musst immer kleiner wurde, vordringen. Der Weg den Tunnel wieder hoch war ziemlich steil, weshalb wir am Ende ein wenig erschöpft waren XD. Nach einer kleinen Pause kam wir nun auch schon zu unserem letzten Ziel, dem Aussichtsturm, welcher sich direkt vor der Demilitarisierten Zone (DMZ) befand und von welchem aus man auf Nordkorea blicken konnte, an. Auf dem Rückweg wurden wir von Soldaten kontrolliert, bevor wir schließlich zurück nach Seoul fuhren. Was mich erstaunte, war die Station, welche zeigte das Südkorea schon lange auf den Frieden wartet und auf diesen Tag vorbereitet ist. Der meiner Meinung nach schönste Tag in Korea war der Dritte. Unser erstes Ziel war das Zentrum Seouls, in welchem sich die Stadthalle befindet, „Myeong-dong“. An diesem Tag fand eine Demonstration mit Musik, Ständen und Reden statt. Überall wurden Plakate hochgehalten und man konnte eine riesige Menschenmenge sehen. Nachdem wir herumfragten was los sei, erfuhren wir das es einige Leute gibt, welche den jetzigen Präsidenten Südkoreas gegen die vorherige Präsidenten tauschen wollen. Direkt hinter der Demonstration befand sich eine riesige Mauer, welche den Deoksugung Palast einschließt. Angekommen im Inneren der Mauern, liefen wir durch den von blühenden Kirschbäumen übersäten Park, besuchten eine kleines Museum und setzten uns an einen Teich neben dem Gebäude, in dem sich der Thronsaal befand. Überraschenderweise waren sehr viele Familien da, welchen den Ort als Park nutzten. Unser Weg führte uns weiter zu dem Streetfood Markt und der Kathedrale, bei welcher gerade eine traditionelle Hochzeit statt fand. Das Highlight war wohl das Kirschblütenfest am Hangang (Fluss). Inmitten der Kirschbäume gab es live Musik, kleine Stände, Essen und kleine Attraktionen. Entlang des Flusses sah man überall kleine Zelte, in denen es sich Paare und Freunde gemütlich und Leute die Fotos vor den Kirschblüten machten. Besonders typisch dabei ist das Essen von Hühnchen und das Trinken von Bier. Außerdem konnte man eine Fähre mieten, welche zu verschiedenen Zeiten mit verschiedenen Angeboten, wie z.B einem Feuerwerk, den Hangang hinunterfährt. Als es dunkler wurde, begannen Bäume,
bestehend aus Lampen, entlang des Flusses zu leuchten und auch aus den Zelten strahlten Lichterketten. Zum Abschluss setzten wir uns auf eine Steintreppe von welcher man eine gute Sicht auf eine kleine Bühne hatte. Auf dieser sang jemand Karaoke und forderte immer wieder Leute aus dem Publikum zum Singen auf. Auch wir wurden aufgerufen, sagten allerdings nach langen Überredungsversuchen ab XD. Da es ziemlich kalt wurde, machten wir uns auf den Weg nach Hause, wobei wir uns durch die Menschenmengen quetschen mussten, bevor wir die volle U-Bahn erreicht hatten. Nach einem langen Tag fielen wir schließlich erschöpft ins Bett.
Busan (Carlotta)
In unserer Zeit in Südkorea schauten wir uns nicht nur Seoul an, sondern besuchten auch Busan, eine Stadt an der Küste Südkoreas. Wir nahmen den Zug nach Busan, oder auch Train to Busan. Ich hatte extra vor unserer Reise den gleichnamigen Zombie-Film „Train to Busan“ geschaut, welcher genau in diesem Zug spielte, das machte die Zugfahrt nochmal viel interessanter. In Busan brauchten wir ein wenig bis wir den Weg zu unserer Wohnung gefunden hatten. Danach machten wir uns direkt auf den Weg um Busan zu erkunden.
Insgesamt verbrachten wir drei Tage in Busan, in denen wir viele Orte besuchten. Wir gingen in das China Town, besuchten den weltgrößten Apartment store, liefen am Strand entlang und bewunderten nachts die Skyline von Busan. Besonders gefiel mir unser Besuch auf dem Gukje- Markt. Der Gukje-Markt war ein riesiger Markt, auf dem alles mögliche verkauft wurde. Als wir bei einem Stand anhielten, um uns ein paar Socken genauer anzuschauen, fing eine nette ältere Dame an uns auf Koreanisch anzusprechen. Wir waren erst ein wenig überfordert, doch die Dame konnte leider kein Englisch, außerdem hörte sie etwas schlecht. Also mussten wir uns mit unserem beschränkten Koreanisch-Wortschatz verständigen, was sich als nicht so einfach herausstellte. Doch es war eine tolle Erfahrung, denn am Ende hatten wir das gekauft was wir wollten und hatten so gut wie kein Wort Englisch gesprochen. Der Markt war sehr groß und hatte viele kleine Abzweigungen und Gänge. Wir gingen auch für eine Weile in ein Café, in dem wir Tee tranken, welcher total süß verpackt war. Außerdem aßen wir koreanisches Streetfood von einem kleinen Imbiss-Stand und wir kauften ein paar Sachen in Shops. Später gingen wir noch in eine dieser Spielhallen in denen alles bunt blinkt. Eine solche Spielhalle hatte ich noch nie zuvor in Deutschland gesehen. Auf Anhieb gewann ich ein total süßes Kuscheltier und war super glücklich. Wir wanderten noch etwas durch die schönen Straßen Busans und kauften uns sehr leckeres Streetfood. Am letzen Tag gingen wir in einen schönen Park, von dem man einen tollen Ausblick auf die Hochhauser und das Meer hatte.
Später spazierten wir noch am Strand entlang und aßen Streetfood, welches aber nicht ganz so gut war wie das vom vorherigen Tag :/.
Wir genossen die drei Tage in Busan sehr, auch wenn wir am Ende gerne noch mehr von der Stadt gesehen hätten, war es eine tolle Zeit.
…Seoul, Korea (Philine)
Zurück aus Busan wohnten wir nun in einem alten Holzhaus in dem traditionellen „Bukchon Hanok Village“. In der Mitte des Hauses bestand das Dach aus Glas und die Betten bestanden aus Matratze
, Decke und Kissen, welche auf dem Boden lagen. In der Nähe befand sich der „Gyeongbokgung Palast“, vor dem man viele Besucher mit dem traditionellen Hanbok bekleidet beobachten konnte. Die letzten Tage verbrachten wir damit das Viertel Gangnam, in welchem sich die verschiedenen Entertainments, riesige Gebäude, Firmen und das Denkmal zu dem Lied Gangnam Style befinden, zu erkunden. Außerdem besuchten wir eine Ausstellung über neue Erfindungen in dem Coex Messezentrum und schaute bei einem sehr berühmte Tanzstudio (1 Million Dance Studio) vorbei. Bevor der Flieger zurück nach Singapur ging, besuchten wir noch eine Erdmännchen-Café und gingen Shoppen. Ein weiteres Highlight waren wohl das leckere, koreanische Schweine BBQ, welches mit einer Schere geschnitten wurde und das „Mul Naengmyeon“ (kalte Nudelsuppe).
Leider konnten wir den Namsan Tower nicht mehr besuchen. Aber irgendwann werden wir sicher wiederkommen, denn das leckere Essen und die beeindruckenden Häuser mit ihren ganzen Schildern und Lichtern, sowie die Stimmung und die verschiedenen Läden werden wir nicht so einfach vergessen.
Singapur (Carlotta)
Wir hatten das Glück auch Singapur, ein wunderschönes Land an der Grenze zu Malaysia, zu bereisen. Insgesamt waren wir zweimal in Singapur, jeweils zwei Tage. Das erste Mal dort war ziemlich am Anfang unserer Reise. Unsere Gastmutter wollte eine Freundin besuchen, die dort eine Baby Shower veranstaltete und wir durften sie begleiten. Von Johor Bahru, dem Ort wo wir lebten, war es nur ungefähr eine Stunde nach Singapur, wobei der Stau an der Grenze es oft in die Länge zog. Dort angekommen nahmen wir erstmal einen Bus, der uns in die Stadtmitte brachte. Aus den Fenstern des Busses konnten wir schon ein wenig von der Metropole erspähen. Wir sahen wie sich die Palmen und Blumen in den Glasfassaden der Wolkenkratzer spiegelten. Der Bus hielt an und wir stiegen aus. Unser erstes Ziel war eine Mall, in der wir unser Geld umtauschen konnten. In der Mall kamen wir an einem Geschäft vorbei, welches ich noch nie in Deutschland gesehen hatte, und zwar einem Shop zur Vermittlung von Haushaltshelfer*innen. Doch in Singapur war es normal eine/ einen solche*n Haushaltshelfer*in einzustellen, die/der sich dann um vieles kümmert, wie z.B. das Geschirr, die Wäsche oder Kinderbetreuung. Als wir dann später endlich Singapur Dollar in unserem Besitz hatten, verließen wir diese Mall und gingen in eine andere, welche einen Essens- Markt im Keller beherbergt. Wir schauten die kleinen japanischen Küchlein sehnsüchtig an, kauften jedoch nichts.
Als wir später das U-Bahn-Gleis betraten, viel mir sofort auf wie sauber es hier war, was aber auch kein Wunder war, denn auf Sauberkeit wird in Singapur viel Wert gelegt. Die U-Bahn brachte uns zu unserem nächsten Ziel: einem Museum über Singapurs Geschichte und zukünftige Pläne. Es war sehr interessant zu sehen, was Singapur noch alles in naher Zukunft bauen möchte. Nun machten wir uns auf den Weg ins Chinatown, auf dem Weg dahin sahen wir einen großen Buddhistischen Tempel und der Blick auf die Hochhäuser war sehr schön. Im Chinatown aßen wir dann ein paar Dumplings. Wir liefen etwas weiter ins Chinatown hinein und kamen so in den etwas weniger touristischen Part. So langsam wurde es nun auch schon dunkel und wir mussten aufbrechen, um nicht zu spät zur Baby Shower zu kommen.
Die Baby Shower war sehr schön und alle waren sehr nett, allerdings mussten wir etwas früher gehen, denn unsere Gastmutter wollte uns noch etwas zeigen. Also machten wir uns auf direkten Weg zur Marina Bay, einem Anleger mit perfektem Blick auf die Skyline Singapurs. Erst wussten wir garnicht genau warum wir uns nun so beeilen mussten, doch dann fing die Show an. Eine Licht und Wasser Show mit Musik auf dem Wasser und direkt vor uns. Es war ein fantastisches Erlebnis! In der Mitte des Wassers befand sich eine Art künstlicher Stein, der mit Farbimpulsen den Bass der lauten Musik unterstützte, die im Rhythmus sprudelnden Wasserfontänen im Zusammenspiel mit bunten Lichtern waren einfach unglaublich schön. Außerdem hatten wir noch nie eine solch atemberaubende Skyline gesehen. Es wurden viele Fotos gemacht und auf dem Rückweg spazierten wir noch an der Promenade entlang und sahen die „Gardens by the Bay“, die spektakulären „Supertrees“, das „Marina Bay Sands“ (ein sehr bekanntes Gebäude mit einem Dach in Form eines Schiffes) und den „Singapur Flyer“ (ein Riesenrad). In der Nacht sah alles noch viel eindrucksvoller aus als am Tag. Wir nahmen die U-Bahn um zu einer Freundin unserer Gastmutter zu fahren, bei der wir an diesem Tag übernachten durften.
Am nächsten Tag besuchten wir zusammen mit unserer Gastmutter und ihrer total netten Freundin den Botanischen Garten. Wir sahen kleine Echsen und viele exotische Pflanzen. In dem Garten gab es auch ein kleines Museum, welches unteranderem die Geschichte der Durian (Stinkfrucht) erzählt. Danach gingen wir ins Little India, überall sah man Saris und Goldschmuck. Dort aßen wir auch in einem kleinen Straßenrestaurant. Später gingen wir in ein Einkaufszentrum direkt am Wasser, in dem gerade eine neue Bibliothek eröffnet hatte. Die Bücher waren größtenteils auf Englisch, da Englisch eine der Amtssprachen des Landes ist. Nach einem kurzen Spaziergang entlang der Promenade und über eine Brücke waren wir dann auf Sentosa, einer kleinen Insel. Auf Sentosa waren einige schöne Shops und unter anderem auch die Universal Studios Singapore. Wir machten Einige Fotos, bevor wir uns wieder auf den Weg zurück nach Malaysia machten.
Das waren unsere ersten beiden Tage in Singapur im Überblick. Doch wir waren noch einmal dort, ganz am Ende unserer Asienreise. Denn Philine und ich wollten gerne noch einmal nach Singapur, also verbrachten wir die letzen Tage dort und flogen dann direkt, denn von Singapur ging unser Flug nach Istanbul. In den letzen beiden Tagen dort besuchten wir den Buddhistischen Tempel und erkundeten Einkaufszentren und viele neue Straßen Singapurs. Mir fiel noch einmal besonders auf wie schön und einzigartig die Architektur in Singapur ist, außerdem sah man hier viel mehr weißeMenschen als in Malaysia. Am letzen Tag gingen wir Karaoke singen und erlebten dabei einen sehr starken Regen. Unglücklicherweise hatten wir keinen Regenschirm dabei, weshalb wir von Sonnenüberdachung zu Sonnenüberdachung rennen mussten xD. Wir verabschiedeten uns ganz herzlich und verließen noch am selben Tag Asien.
Terima Kasih! (Danke)
Abschließend wollen wir uns für die schöne und aufregende Zeit bedanken.
In diesen vier Wochen sind wir so viel gereist, geflogen und haben Orte gesehen von denen wir nur zu träumen wagten. Wir haben viele Gerichte aus verschiedenen Ländern probieren können und zum ersten Mal aus einer Kokosnuss getrunken. Wir sind vielen verschiedenen Kulturen und Menschen begegnet, haben Kontakte geknüpft und die riesige Schere zwischen Arm und Reich miterlebt. Neben dem Sightseeing, haben wir viele Malls erkundet und kleine Aktivitäten, wie Karaoke singen oder Kart-fahren unternommen. Von Metropole, über Nationalpark bis Fischerdorf führte uns unsere Reise. Während dieses Erlebnisses haben wir nicht nur neue Erfahrungen gesammelt, sondern sind auch selbständiger geworden.
Wir danken dem OAV und dem LiS für diese einmalige Gelegenheit, sowie unserer Gastfamilie, die uns liebevoll aufnahm und einen guten Einblick in das Leben in Malaysia/ Singapur gab.
Alle drei Länder haben uns auf ihre eigene Art begeistert und wir sind sehr glücklich, das Stipendium gewonnen zu haben :)
Allen, die sich für asiatische Kultur interessieren, würden wir dieses Stipendium weiterempfehlen da es eine wirklich großartige Gelegenheit ist!
Nepal 2018
Namasté, liebe Freunde!
„4 Wochen Nepal” lautete der Flyer, den wir von unserer Lehrerin bekamen. Mit großer Freude fingen wir an, an einem Motivationsvideo und -schreiben zu arbeiten. Einige Wochen später wurden wir zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und passend zu Weihnachten erhielten wir das beste Geschenk: ein Monat Nepal! Die Zeit verging im Flug und ohne unser Glück ganz realisiert zu haben, standen wir schon mit unseren großen Koffern am Hamburger Flughafen. In Nepal wurden wir herzlichst mit Blumenketten von Klaus, Edda und deren Guide von ‘Pro Himal’ begrüßt und mit großer Vorfreude auf die nächsten Wochen ging es ins ‘Potala Guest House’.
Kathmandu
Nach dem Einchecken ging es schon mit dem Sightseeing los. Mit einem Taxi fuhren wir zur Swayambhunath Stupa, auch bekannt als Affentempel. Als wir ausstiegen, schauten wir wie gebannt zur Stupa, ein Tempelkomplex, empor. Durch eine 356-stufigen Treppe konnte man nach oben gelangen, wo überall Affen herumsprangen. Obwohl wir die letzten 30 Stunden nicht geschlafen hatten, war unsere Müdigkeit sofort verschwunden, als wir diese süßen Tiere entdeckten und erste Eindrücke von Nepal sammelten. Wir beobachteten einen Affen, wie er erst eine Flasche von einem Einheimischen klaute und dann versuchte diese zu öffnen. Lustigerweise hatte er Erfolg bei seinem Tun und erfrischte sich mit ein paar Schlückchen. Wir waren sehr überrascht und fasziniert, wie intelligent diese Tiere sind. Hier merkten wir, wie wichtig den Nepalesen ihr Glaube ist, da diese heilige Stätte nicht nur von Touristen besucht wird, sondern auch von einer Überzahl von Einwohnern Nepals. Sie beteten zu Göttern und übten einige ihrer Traditionen aus. Besonders interessant hierbei ist, dass viele sowohl hinduistisch als auch buddhistisch sind. So besteht dieser religiöse Ort aus der buddhistischen Stupa und an den Seiten erstrecken sich zwei hinduistische Türme. Zu Abend aßen wir dann zum ersten Mal das nepalesische Gericht Dal Bhat, bestehend aus verschiedenen Nebenspeisen, die jeweils in kleinen Metallschüsseln serviert wurden. Linsensuppe (Dal), Reis (Bhat), Kartoffeln und Spinat sind auf einem Tablett angerichtet worden und werden traditionell mit der Hand gegessen, aber natürlich kann auch Besteck genutzt werden. Es war sehr unterhaltsam zu sehen, wie einfach es den Nepalesen fiel, auf diese Weise zu essen und wir versuchten es ihnen nachzumachen, welches nur zum Teil klappte. Am nächsten Tag gingen wir zum Pashupatinath Tempel, wo uns auf dem Weg viele Straßenhunde begegneten. In Bagmati angekommen schauten wir uns diese wichtige Tempelstätte der Hinduisten an und waren schnell traurig gestimmt, denn hier werden Verstorbene gewaschen und geschmückt. Familienangehörige verabschiedeten sich von ihren Liebsten und trauerten um ihren Verlust. Anschließend wurden sie auf Holz gelegt und zuletzt mit Hilfe von Butter und Zucker verbrannt. Damit der Geist seine Ruhe findet, wird mit dem Kopf angefangen. So eine Verbrennung dauert meist zwei bis drei Stunden. Später ging es zu einem weiteren Stupa, wo wir das erste Mal Momos aßen. Das sind Teigtaschen mit Gemüse- oder Fleischfüllungen. Von der Dachterrasse des Restaurants aus hatte man einen wunderschönen Ausblick auf der Stupa und es war angenehm warm. Abends gingen wir zwei alleine in Thamel bummeln. Zu Anfang trauten wir uns nicht zu handeln und hatten keine Vorstellung, wie die Preise hier sind, sodass wir für Tee und Gewürze den fünffachen Betrag bezahlten. Doch mit der Zeit lernten wir dazu. Zu Abend aßen wir im Hotel und spielten alle zusammen Karten. So wurde es schnell zu einer Tradition abends gemeinsam Karten zu spielen.
Chitwan Nationalpark und Lumbini
Früh morgens ging es schon mit all unserem Gepäck und unserem Reiseleiter Krishna im Auto in den Süden Nepals. Was uns sofort auffiel, ist, dass man hier links und nicht wie gewohnt rechts fährt. Die Autofahrt war ziemlich holprig, weil wir in den Bergen fuhren und die Straßen nicht weit entwickelt sind. Trotzdem mussten wir schnell in den schmalen, dichten Wegen vorankommen, da um 10 Uhr eine Straße, durch die wir fahren mussten, wegen einer Baustelle schließen sollte. Doch mit den Überholungskünsten des Fahrers schafften wir es rechtzeitig und bald fuhren wir durch große Reisplantagen. Die Aussicht war unglaublich und unsere Aufregung wurde immer größer. Als wir endlich im Hotel ankamen, bemerkten wir, dass wir aus unserem Zimmerfenster Elefanten sehen konnten. Spät nachmittags kamen wir mit ein paar Touristen für eine kleine Führung durch die Umgebung zusammen. Wir besuchten ein Elefantengehege, wo ein Nepalese gerade Tricks, wie auf den Hinterbeinen zu stehen oder sich auf einen Baumstamm zu setzen, mit dem Elefanten übte. Zur Belohnung gab es dann immer einen Strohball. Um 21 Uhr ging es dann auf der Ladefläche eines Jeeps weiter zum Kulturabend des Dorfes, wo Einheimische in traditionellen Gewänder tanzten. Die Stimmung war mitreißend. Alle sangen mit und gegen Ende hin liefen viele auf die Bühne, um mitzutanzen. Das Highlight des Abends aber war der tanzende Pfau, der sich aber als verkleideter Mann herausstellt. Müde von der Anfahrt und den vielen neuen Eindrücken ging es ins Hotel, denn der nächste Tag sollte noch ereignisvoller werden. Nach dem Frühstück ging es direkt mit dem Elefantenreiten los. Darauf haben wir uns schon seit Deutschland gefreut! Angekommen, mussten wir über eine Leiter nach oben auf einen Standplatz, von dem aus wir mit zwei Australierinnen auf den Elefanten klettern sollten. Leichter gesagt als getan, denn wenn man dann vor diesem wunderschönen, großen Tier steht, bekommt man ein wenig Bauchflattern. Doch natürlich überwanden wir schnell die Angst. Während des Ritts hatten wir das Glück, Rehe, Wildschweine und Nilpferde sehen zu können. Nachmittags machten wir eine Kanufahrt auf einem schmalen Fluss mit Krokodilen und Wasserböcken am Ufer. Dann ging die Dschungeltour los, doch kurz davor bekamen wir eine gründliche Einweisung zu den Sicherheitsmaßnahmen, denn es gibt vier sehr gefährliche Tiere im Wald. Wenn wir einen Bären entdecken, müssen wir uns als Gruppe eng zusammenstellen und sehr laut schreien, um ihn weg zu scheuchen. Notfalls würde der Dschungel-Guide ihm mit seinem langen Gehstock auf die Nase schlagen, da er dort besonders empfindlich ist. Bei einem Nashorn müssen wir schnell im Zick-Zack weglaufen oder auf einen Baum klettern. Einem Tiger sollte man tief in die Augen schauen und ganz langsam zurückweichen. Bei einem wilden Elefanten ist Beten angesagt! Weil diese Tiere so gefährlich sind, mussten wir langsam und leise hintereinander herlaufen. Die zwei Guides teilten sich auf, sodass einer vorne lief und einer hinten. Wir trafen zweimal auf Nashörner, die uns zum Glück nicht sahen. Nach zwei Stunden war unsere Exkursion zu Ende und es gab endlich Abendessen. Am nächsten Tag ging es weiter nach Lumbini, eine Stadt, die ein paar Kilometer nördlich von Indien liegt. Auf dem Weg machten wir einen Zwischenstopp und kauften die mit Abstand leckersten Bananen. Generell sind die Bananen in Nepal viel süßer und kleiner als in Deutschland. Diese Stadt ist so besonders, weil hier, nach der Legende, Buddha geboren worden ist. Die Geburtsstätte gilt als UNESCO Weltkulturerbe und auf demselben Gelände befinden sich auch viele weitere Tempel anderer Länder wie Deutschland, China und Frankreich. Zurück im Hotel spielten wir mit unserem Fahrer, Krishna und dem Hotelbesitzer Karten und haben uns trotz Sprachbarrieren sehr gut verstanden. Wir brachten ihnen die Spiele bei, die wir sonst mit unseren Freunden in Deutschland spielen und die Nepalesen uns ein einheimisches Spiel.
Trekking Annapurna Gebirge
Früh am Morgen wurden wir mit einem tropfenden Wasserhahn aufgeweckt. So ging es mit vollgepackten Taschen los. Nach zwei Stunden Autofahrt fing die aufregende Reise in der Reise an. Bei 800 Metern fingen wir an zu klettern. So ging es die ganze Zeit Treppen hoch und runter. Uns führte der sandige Weg hoch zu drei Hängebrücken, die wir mit Bauchkribbeln überquerten. Immer wieder mussten wir kurze Pausen einlegen, da man vor sich nur Treppen gesehen hat, sodass manchmal die Motivation fehlte. Doch als wir erfuhren, dass es in den Hütten oben Snickers zu kaufen gibt, waren wir sofort wieder Feuer und Flamme. Oben in Ulleri angekommen waren wir so erschöpft, dass wir nach dem Essen und Kartenspielen sofort schlafen gegangen sind. Am nächsten Morgen hatten wir noch Muskelkater doch unser Tagesziel war Ghorepani und so fing wieder das Berg auf und absteigen, Treppen hoch und runterlaufen an. Weil wir heute ziemlich schnell ans Ziel gekommen waren, hatten wir noch Zeit das Hotel zu erkunden und Karten zu spielen. Da wir am nächsten Tag um 4 Uhr morgens hoch zum Poon Hill mussten, ging es an diesem Abend früh ins Bett. Auf 2900 Metern Höhe war es sehr kalt und so mussten wir mit Jacke, Schal und Pullover in unserem Schlafsack mit einer Bettdecke drüber schlafen. Es war noch dunkel und ziemlich kühl, als wir aufstanden. Draußen hörten wir ziemlich laute Geräusche. Wir scheinen nicht die einzigen zu sein, die zum Poon Hill wollten, um dort den Sonnenaufgang zu sehen. Mit einem Schokoriegel und Kamera bepackt und ohne Frühstück ging es los. Vor dem Hotel hatten sich schon viele Leute versammelt, um zusammen hinaufzuklettern. Der Weg war nicht lang, aber voller Menschen und schwer zu besteigen, da es ziemlich steil hinauf ging. Nach einer Stunde harter Arbeit hatten wir es endlich geschafft. Oben angekommen, war es noch dunkel. Dort haben wir viele Fotos geschossen. Langsam fing auch die Sonne an hoch zu kriechen. Der Anblick der Berge war atemberaubend. Als die Sonne oben war, hatte man einen super Panoramablick auf die Berge. Nach dem Sonnenaufgang und vielen Fotos später, ging es wieder bergab. Zurück im Hotel angekommen, haben wir gefrühstückt, Sachen gepackt und los ging es wieder nach unten. Der heutige Tag war am anstrengendsten. Es ging immer wieder Berg auf, um kurz darauf wieder bergab zu laufen. Nach weiteren 25.6 km und 100 von Pausen kamen wir endlich nach Ghandruk. Am nächsten Tag war noch eine lange Trekkingstrecke vorgesehen, doch da der vorherige Tag körperlich so anstrengend war und wir starken Muskelkater hatten, ging es schon am Nachmittag zurück nach Pokhara.
Pokhara
Die zweitgrößte Stadt Nepals, Pokhara, liegt geografisch gesehen mittig in Nepal. Viele Touristen besuchen Pokhara, um dort ihre Trekkingtour zu beginnen. Am ersten Tag mieteten wir ein kleines Boot, um auf dem Phewa Lake zu paddeln. Wir verbrachten dort 2 Stunden, aber erst nach einer Stunde hatten wir den Dreh raus, wie man lenken muss. Eine Gruppe nepalesischer Jungs auf einem Boot boten uns ihre Hilfe an und obwohl wir diese ablehnten, kletterte einer von ihnen in unser Boot, also gaben wir ihm ein Paddel. Doch statt zu fahren, machten er und auch seine Freunde Fotos mit uns. Wir unterhielten uns noch ein wenig mit ihnen, bis sie wieder zurückmussten. Dann beobachten wir ein wenig den rosa-roten Horizont. Krishna wartete schon auf uns, als wir an Land kamen. An einem Obststand kauften wir noch Bananen und Grapefruits für unsere anstehende Trekkingtour.
Nachdem wir vom Annapurna-Gebirge zurückgekehrt waren, bummelten wir alleine durch die Straßen Pokharas, in denen man sich recht leicht und schnell zurechtfand, um nach Mitbringsel für Freunde und Familie zu suchen. Abends aßen wir in einem Restaurant Pizza mit Edda, Klaus und Krishna und spielten zusammen verschiedene Kartenspiele. Am nächsten Morgen sind wir schon mit einem kribbelnden Gefühl aufgewacht, da wir wussten, dass wir Paragliding gehen. Nach dem Frühstück warteten wir auf ein Auto, das uns auf den Berg fuhr. Nachdem wir, zwei andere Mädchen und die Piloten oben angekommen waren, ging es auch schon direkt los. Da wir nicht die einzigen waren, mussten wir erstmal einen guten Platz finden, von dem wir starten konnten. Nach 20 Minuten Vorbereitung und Anweisungen ging es endlich los. Wir liefen den Berg ab, bis kein Boden mehr unter uns war und wir in der Luft waren. Es waren die schönsten 20 Minuten in der Luft, da man einen wundervollen Blick über ganz Pokhara hatte. Weil es in Nepal super viele tolle Stupas gibt, fuhren wir am nächsten Tag mit einem Boot auf die andere Seite von Pokhara und stiegen viele Treppen hinauf zur Stupa. Oben angekommen, setzten wir uns in ein Cafe, von wo wir auch eine tolle Sicht über Pokhara hatten. Später gingen wir durch den tibetischen Markt und auch durch die Altstadt und machten einige Besorgungen. Unter anderem haben wir auch Süßigkeiten gekauft, welche wir am nächsten Tag in der Schule von Klaus verteilen wollten. Abends gingen wir dann noch etwas an den See von Pokhara, wo wir uns die leckersten Wassermelonendrinks holten.
Schule, Einheimische und Gastfamilie
Klaus Meyer eröffnete 2002 mit seinem guten nepalesischen Freund Gowinda und Spendengeldern eine Schule in Thankot Basandol, welche er durch gesammelte Spenden in den Folgejahren unterstützt. Momentan wird die Schule von ca. 350 Schülern besucht und 26 LehrerInnen unterrichten die Kinder. An der Schule kann auch ein Highschool Abschluss erworben werden.
Als wir die Schule besucht haben, schrieben die Schüler ihre Prüfungen, um in den nächsten Jahrgang versetzt zu werden. Anders als in Deutschland erhalten sie erst im April ihre Endzeugnisse und haben dann Ferien. Damit wir die Schüler trotzdem kennenlernen konnten, wurde am nächsten Tag eine Schulstunde, die wir gestalten sollten, organisiert. Die Sprachbarriere wurde schnell gebrochen, dadurch das einige Schüler Englisch sprechen und verstehen konnten. Außerdem sprach der Sohn des Direktors sehr gut Deutsch und erklärte ihnen, dass wir ein Pantomimespiel mit ihnen machen wollten. Um das ganze nochmal für alle zu verdeutlichen, machten wir es ihnen vor, indem wir so taten als spielten wir Fußball. Sofort riefen ein paar Schüler „Football“. Zwei von ihnen kamen dann nach vorn und imitierten eine weitere Sportart. Zunächst waren die meisten schüchtern, aber zum Ende hin machten alle mit. Es war eine große Freude für uns. Besonders weil uns die Jüngeren an unsere Geschwister erinnerten, die wir schon vermissten. Die Zeit in der Schule zählte zu einer unserer liebsten Erlebnisse in Nepal.
Vor allem lag es daran, dass die Einheimischen eine sehr warmherzige und willkommene Art haben. Sobald wir in Nepal angekommen waren und den ersten Kontakt mit Nepalesen hatten, fühlten wir uns schon heimisch und Teil des Landes.
Die Gastfreundlichkeit haben wir besonders in den vier Familien, die wir besucht haben, gefühlt und wir sind ihnen sehr dankbar, dass sie uns so willkommen geheißen haben.
Zurück nach Kathmandu
Nach dem Mittagessen bei einer Gastfamilie ging es wieder zurück nach Kathmandu. Nach einer angenehmen Fahrt zurück zum Portala Guest House, waren wir noch etwas im Viertel Thamels bummeln. Manchmal haben wir uns leicht verlaufen, da in den engen Straßen fast alle Geschäfte gleich aussehen und auch ähnliche Sachen verkauften. Überall fand man Souvenirs, Holzschnitzereien oder selbstgemachte Ketten und Armbänder. Auch gab es viele Bekleidungen im Hippie-Style oder auch T-Shirts mit nepalesischem Druck oder Stickereien. Ein T-Shirt gefiel uns besonders gut, da am Rücken eine Trekking Map vom Annapurna Gebirge zu sehen war. Diese kauften wir dann auch und liefen wieder zurück ins Hotel. Am folgendem Tag haben wir noch etwas Thamel erkundet. Wir sind durch die engen Straßen und Gassen geschlendert und haben uns viele außergewöhnliche Läden angeschaut. Läden, die Mandalas verkauft haben, Obststände oder auch der Gewürzmarkt waren weit verbreitet in den touristischen Gegenden. Da wir in einigen Tagen wieder zurück nach Deutschland mussten, haben wir dort einige Geschenke für unsere Freunde und Familie gekauft. Wir sind in den restlichen Tagen noch zum Budhanilkantha gefahren, um den hinduistischen Gott, Vishnu von Budhanilkantha schlafend auf einem Bett aus Schlangen zu bewundern. Wir durften auch zu einer Freundin von Klaus in die Kaschmir- Fabrik und die Herstellung eines Kaschmirschals sehen. Wie viele andere Häuser, wurden Teile der Fabrik damals beim Erdbeben 2015 in Kathmandu zerstört. Später am Tag sind wir dann auch zum Laden gefahren und haben dort ein paar Kaschmirschals gekauft. Am nächsten Tag ging es nach Bhaktapur, eine Stadt mit vielen alten Häusern, gebaut aus orangefarbigen Ziegelsteinen. Dort war auch der größte Tempel Nepals zu sehen. Dieser Tempel war groß und wunderschön. Später waren wir dort noch in einem Rooftop- Restaurant, von wo wir einen super Blick auf den Tempel hatten. Am Abend waren wir in einem alten Schloss essen gewesen. Dort setzte man sich auf den Boden und es wurden mehrere Gänge serviert. Während des Essens gab es die ganze Zeit Live-Musik und traditionelle Tänze. Da es in der Schule von Klaus endlich Zeugnisse für die Schüler gab, musste Klaus zurück und so waren wir in den letzten Tagen nur noch in Thamel bummeln und haben auf eigene Faust nochmal die Gegend erkundet und letzte Besorgungen gemacht. Naja, so kam es dann auch dazu, dass wir am letzten Tag nur noch 400 Rupien überhatten, welche gerade noch für die Taxifahrt zum Flughafen reichte. Die Reise verging wie im Fluge und ehe wir es realisiert hatten, saßen wir schon wieder in Deutschland in der Schule und dachten an die schöne Zeit zurück.
धन्यवाद! (Danke!)
Wir wollen uns nochmal herzlich bei unserem persönlichen Guide Krishna von Pro Himal, Klaus und Edda und vor allem bei dem OAV für die wundervolle Reise nach und in Nepal bedanken. Wir haben in dieser Zeit viele neue nepalesische Freunde kennengelernt und das Land sehr ins Herz geschlossen. Nur durch euch konnten wir eine so wundervolle Reise erleben, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Wir freuen uns schon auf die nächste Abenteuerreise nach Nepal, wann auch immer sie sein mag.
Vietnam 2017
Vietnam. Als wir diesen Namen das erste Mal auf dem Bewerbungs-Flyer lasen, packte uns sofort das Reisefieber. Und so kam es, dass wir wenige Wochen später, an einem eisigen Tag im Dezember, halb erfroren im Rhododendron Park standen, um unser Bewerbungsvideo zu drehen. Nur mit dem vagen Gedanken an Vietnam, um uns warm und motiviert zu halten. Dass sich unser Einsatz wirklich ausgezahlt hatte, begriffen wir allmählich, als wir mit vollem Gepäck Mitte April am Hamburger Flughafen standen. Vor uns lagen zwei mal sechs Stunden Flug, mit einmal umsteigen in Dubai.
Im Vorhinein hatten wir beide Bücher gewälzt, Filme geschaut und kurz vor dem Abflug täglich den Wetterbericht von Ho-Chi-Minh City abgerufen. Letzterer zeigte selten etwas anderes als Temperaturen um 35ºC und abendliche Gewitter.
Doch all dies konnte uns nicht auf die Flut an Eindrücken vorbereiten, die uns erwartete, als wir endlich das Flughafengebäude in Ho-Chi-Minh City verließen.
Obwohl es schon längst dunkel war, schlug uns eine drückende Hitze entgegen, während sich auf der Straße ein Hupkonzert erhob.
An dieses Geräusch sollten wir uns schon bald gewöhnen, denn es begleitet einen in Ho-Chi-Minh City überall hin, wo es irgendwie möglich ist, mit einem Moped durch die schmalen Gassen zu fahren.
Kurze Zeit später wurden wir dann auch schon in unserem zwischenzeitlichen Zuhause herzlich willkommen geheißen. Die vier Wochen verbrachten wir gemeinsam mit unserer wunderbaren Gastfamilie, Thomas und Cornelia, Gastschwester Louisa und natürlich Titus, dem Hund der Familie.
Ho-Chi-Minh City
Unseren Aufenthalt verbrachten wir größten Teils in Ho-Chi-Minh City, ehemaliges Saigon. Die Stadt liegt ganz im Süden Vietnams und hat über Achtmillionen Einwohner. Das konnten wir auch gleich spüren, als uns von unserem Gastvater in den ersten Tagen eine kleine Stadtführung durch District 1 gegeben wurde. Wo man auch hinschaute, befanden sich Menschen auf den Straßen, ob in kleinen Straßencafés oder auf einem der unzähligen Mopeds.
Was uns schon zu Beginn am meisten auffiel waren die vielen Baustellen, die sich durch die ganze Stadt zogen. Überall entstehen neue Häuser und Straßen und ganze Stadtteile werden dort, wo sich früher alte Kolonialbauten, kleine Hütten oder einfach nur Brachland befanden, in die Luft gezogen. Vietnam befindet sich im Wandel und wir sind uns nicht sicher, ob das Saigon, dass wir kennen lernen durften, in einigen Jahren noch so existiert.
Politik
Vietnam ist ein kommunistisches Land, das sich jedoch, ähnlich wie China, geöffnet hat. Trotzdem ist der Kommunismus immer noch präsent. Besonders zu der Zeit unseres Aufenthaltes konnte man Vietnams Nationalstolz deutlich spüren. Am 30. April wird der Sieg Nordvietnams über die Amerikaner gefeiert. Dieser Tag ist einer der wenigen Feiertage in Vietnam. An nahezu jedem Mast und Laternenpfahl wurden schon Tage vorher lange Banner mit der vietnamesischen Flagge befestigt. Der Unterschied zwischen dem Norden und Süden war jedoch auch hier deutlich zu spüren. Während die Vorbereitungen in Hanoi schon eine Woche vor den Feierlichkeiten weit voran geschritten waren und zahlreiche Leute mit der vietnamesischen Flagge bedruckte T-Shirts trugen, wurden die Flaggen in Ho-Chi-Minh erst wenige Tage vorher gehisst.
Land und Leute
Wie bereits erwähnt befindet sich Vietnam im Wandel. Das merkt man nicht nur optisch an den vielen Neubauten, sondern auch an der gesamten Mentalität der Vietnamesen. Überall scheint eine ständige Geschäftigkeit zu herrschen. Das Leben beginnt hier um vier Uhr morgens und hört erst spät abends langsam auf. Das hat zwangsläufig zur Folge, dass viele Vietnamesen zur Mittagszeit schläfrig werden, was besonders bei Taxifahrern zu einem Problem werden kann.
Für uns war es außerdem eine sehr angenehme Erfahrung, dass wir uns in Vietnam auch abends überall sehr sicher gefühlt haben. Überall begegnete man hilfsbereiten Menschen, da sich die Straßen bei Anbruch der Dämmerung auf einmal mit noch mehr Mopeds und Menschen füllten, als sie dies tagsüber schon waren.
Essen
Wir waren von dem Essen in Vietnam begeistert. Dieses zeichnet sich vor allem durch seine extreme Frische aus. Auf den Märkten kann man Obst und Gemüse in allen Formen und Farben kaufen, so wie zahlreiche Meerestiere.
Diese Vielfalt spiegelt sich auch in der vietnamesischen Küche wieder, die zum Glück auch für unseren europäischen Gaumen nicht unangenehm scharf war. Nach einiger Zeit konnten wir zudem auch das Essen mit Stäbchen erfolgreich meistern.
Fabriken
Von unserem Gastvater wurde uns ein umfangreiches Programm für unseren Aufenthalt in Ho-Chi-Minh City zusammengestellt. Dadurch hatten wir die Möglichkeit zahlreiche Personen kennen zu lernen, die aus verschiedensten Gründen in Vietnam leben und arbeiten. In diesem Rahmen hatten wir die Möglichkeit, Einblicke in einige Fabriken und Firmen zu erhalten. Dabei reichte die Auswahl von Textilfabriken bis zu einem IT Dienstleister. Für uns waren vor allem die Textilfabriken spannend, die uns einen einmaligen Einblick in die Arbeitswelt eines normalen, ungelernten, vietnamesischen Arbeiters ermöglichten.
Hanoi
Zusammen mit unserem Gastvater und Louisa flogen wir für zwei Tage nach Hanoi, der Hauptstadt Vietnams. Diese liegt im Norden, wodurch man einen deutlichen Klimaunterschied spüren konnte.
Der Samstagmorgen startete mit einer großzügigen Rikschatour durch Zentral-Hanoi. Von diesen gibt es noch zahlreiche in Hanoi, in Ho-Chi-Minh-City sind sie nur ein weiteres Opfer der Modernisierung. Zwei sehr freundliche und geschäftstüchtige Fahrer fuhren uns fast drei Stunden von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten und wiesen uns im gebrochenen Englisch eifrig auf mögliche Fotomotive hin. Nachdem wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, wie das Ho-Chi-Minh Mausoleum und den Literaturtempel besucht hatten, ging es am Abend schließlich zu Fuß weiter durch die schmalen Gassen der Innenstadt. Dort gab es überall etwas zu entdecken, während wir uns von dem unaufhaltsamen Strom von Menschen und Mopeds treiben ließen. Für uns war es besonders auffällig, dass es in Hanoi anscheinend immer noch üblich ist, dass sich in einer Straße die gleichen Geschäfte befinden.
Uns hat Hanoi sehr gefallen, trotzdem waren wir irgendwie froh wieder zurück nach Ho-Chi-Minh City zu fliegen, da sich diese Stadt trotz der kurzen Zeit schon ein bisschen wie Zuhause anfühlte.
Hoi An
Unser zweiter Ausflug führte uns nach Hoi An. Die kleine Stadt liegt in Zentralvietnam, nahe der Küste. Mit dem Flugzeug flogen wir zuerst es nach Da Nang, von dort ging es in einem kleinem Bus weiter nach Hoi An.
Hoi An ist bekannt für seine gut erhaltenen kleinen Gassen, aus der Zeit, als die Stadt noch ein wichtiges Handelszentrum der Chinesen und Japaner war. Trotz seiner geringen Größe zieht sie deswegen zahlreiche Touristen an. Da wir am frühen Abend ankamen, konnten wir uns gleich in das Gewimmel stürzen. Am Abend sind die Gassen schließlich am schönsten, dann leuchten tausende Lampions, die in der ganzen Stadt verteilt sind, in bunten Farben. Währenddessen laden etliche kleine Restaurants, Straßenstände und schmale Läden zum Verweilen ein.
Am nächsten Morgen ging es allerdings schon wieder pünktlich los. Mit dem Fahrrad fuhren wir durch die Dörfer und über Straßen, auf denen der frische Reis in der Sonne trocknete. Unser Ziel war der Strand, den wir nach einigem Suchen schließlich auch fanden. Nach drei Wochen in Ho-Chi-Minh City, genossen wir die Ruhe und waren beinahe ein bisschen traurig, als wir Hoi An am nächsten Tag schon wieder verlassen mussten.
Anremaisen
Besonders beeindruckt hat uns unser zweitägiger Aufenthalt in der Anremaisen Berufsschule. Hierbei handelt es sich um eine Hotelfachschule nach deutschem Ausbildungsstandard, die vietnamesischen Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien die Möglichkeit auf eine gute Ausbildung bietet. Gegründet wurde die Schule vor drei Jahren von Francis van Hoi. Heute lernen Schüler aus drei Jahrgängen Kochen, Backen und das Bedienen von Gästen. Während der zwei Tage durften wir am Unterricht teilnehmen, uns mit den Schülern unterhalten und in der Küche und Bäckerei des schuleigenen Restaurants mithelfen.
Abschiedi
Das Ende kam viel zu schnell. Die vier Wochen waren voll an neuen Eindrücken und jeden Tag gab es etwas zu erleben. Nach zwei Wochen hatten wir uns auch langsam an das Klima gewöhnt, so dass wir am letzten Wochenende mit der ganzen Familie sogar noch eine lange Radtour durch die verschiedenen Bezirke Ho-Chi-Minh Citys machen konnten. Etwas, was wir uns bei unserer Ankunft niemals hätten vorstellen können. Doch nicht nur an das Klima hatte man sich schnell gewöhnt, auch unsere Gastfamilie hat uns von Anfang an das Gefühl gegeben, ein Teil von ihr zu sein. So kam es, dass uns der Abschied vollkommen unerwartet traf. In einem Moment stand man noch winkend am Flughafen und dann näherte sich unser Flugzeug auch schon wieder Hamburg.
Doch die Erinnerungen an diese unvergesslichen Wochen werden wir von nun an mit uns tragen, etwas wofür wir allen unglaublich dankbar sind, im besonderen natürlich dem OAV und unserer wunderbaren Gastfamilie. Danke!
Weitere Eindrücke und Fotos von unserer Reise: www.bremen-goes-vietnam.com
Philippinen 2016
Als wir die Zusage bekamen, waren wir beide völlig aus dem Häuschen und konnten es kaum noch erwarten, bis es losgeht. Der Vortrag von Onat und Sanaa über ihre Reise nach Shanghai hat unsere Vorfreude nur noch verstärkt. Bei dem Stiftungsfest des OAVs im Rathaus haben wir unseren Gastvater Claus Sudhoff kennengelernt, mit dem wir am nächsten Tag gemeinsam mit unseren Familien und Frau Freeborn essen waren.
Hinflug und Ankunft
Anfang März ging es endlich los. Gemeinsam mit unseren Familien haben wir uns auf den Weg zum Flughafen in Hamburg gemacht. Von Hamburg sind wir nach Istanbul und von dort weiter nach Manila geflogen. Wir beide sind noch nie so lange und auch noch nie alleine geflogen. Beide Flüge verliefen reibungslos, wir haben viel gegessen, geschlafen und Filme geguckt. So waren die 21 Stunden Flugzeit schnell vorbei. In Manila wollte unsere Gastmutter uns abholen, die wir aber nicht auf Anhieb gefunden haben. Unser Gastvater Claus war noch in Deutschland und kam ein paar Tage später an. Mit Hilfe anderer Filipinos haben wir Connie dann doch gefunden und haben ihre Nichte Alyssa kennengelernt, die auch im Haus der Sudhoffs wohnt. Wir wurden freundlich empfangen und sind zuerst einkaufen gefahren. Wir beide haben gestaunt über all die verschiedenen Früchte und haben viele zum Probieren mitgenommen.
Haus und Familie
Unsere Gasteltern während unserer Zeit auf den Philippinen waren Connie und Claus Sudhoff. Obwohl die Beiden mit ihrer anspruchsvollen Arbeit eigentlich mehr als ausgelastet sein sollten, haben sie uns in ihrem Haus willkommen geheißen, sich Zeit genommen und uns einen einmaligen Monat ermöglicht, wofür wir ihnen sehr dankbar sind. Gastgeschwister hatten wir zwar eigentlich nicht, aber das hat kaum etwas ausgemacht. Stattdessen hatten wir nämlich zwei tolle Gastcousinen, Alyssa und Shaira und einen tollen Gastcousin, Joram. Außerdem haben in unserem Haus zwei Maids und der Familienhund Arco gelebt. Gewohnt haben wir in einem sogennanten „Village“, das ist eine abgezäunte Wohngegend, in die nur die Anwohner Zutritt haben. Als wir unser Haus zum ersten mal gesehen haben, waren wir beide sehr beeindruckt, da es wie die anderen Häuser im Village sehr groß ist. Zu unserer großen Freude hatten wir sogar einen Pool, den wir auch fast täglich genutzt haben. In der Familie wurden insgesamt drei verschiedene Sprachen gesprochen. Unser Gastvater, der ursprünglich aus Deutschland kommt, hat mit uns ab und an deutsch geredet. Unsere Gastmutter hingegen hat mit den Maids und unseren Cousinen manchmal Tagalog gesprochen, das neben Englisch die offizielle Sprache auf den Philippinen ist. Hauptsächlich haben wir aber alle Englisch geredet, da so alle mit einbezogen waren.
Schule
Wir haben drei Tage die European International School Manila besucht. Sie besteht aus einem deutschen, einem französischen und einem internationalen Teil, wir waren im deutschen. Es gibt dort sogar einen Kindergarten. Die Schule besuchen meistens Kinder, dessen Eltern aus beruflichen Gründen in Manila sind und so sind dort viele unterschiedliche Nationen vertreten. Die Schule liegt auf einem riesigen Gelände, mit großem Sportplatz, Bibliothek, Cafeteria, Spielplatz und sogar einem Outdoorpool. Am Morgen hat uns ein Schulbus abgeholt und wir sind gemeinsam mit anderen Kindern aus unserem Village zur Schule gebracht worden. Aufgrund des Verkehrs hat der Hinweg ungefähr eine Stunde gedauert und der Rückweg sogar bis zu drei Stunden, obwohl die Distanz nur einige Kilometer beträgt. Die Klasse 10c war für die paar Tage unsere Klasse, die aus nur knapp 10 Schülern bestand. Die Unterrichtsinhalte der deutschen Schule sind fast identisch mit unseren und es herrscht ein angenehmes Lernklima, aufgrund der kleinen Gruppe. Die Schüler haben den gesamten Unterricht, bis auf die Fremdsprachen, auf Deutsch, jedoch sprechen sie außerhalb des Unterrichts nur Englisch. Den gesamten ersten Tag hatte unsere Klasse Theaterprobe, weil am nächsten Tag das Stück „Der Besuch der alten Dame“ auf Deutsch aufgeführt werden sollte. Der restliche Unterricht war ähnlich wie in Deutschland, und wir hatten dort sogar das gleiche Thema in Physik wie Zuhause. In unserer Klasse haben wir uns mit allen gut verstanden und teils außerhalb der Schule noch etwas unternommen.
Legazpi
Gemeinsam mit unserer Gastmutter Connie und ihrer Nichte Alyssa und ihrem Neffen Joram sind wir nach Legazpi gefahren. Das ist die Provinz, aus der unsere Gastmutter stammt. Nach einem einstündigen Flug sind wir aus der Metropole Manila in dem schönen grünen Legazpi gelandet. Schon vom Flugzeug aus konnte man den Vulkan „Mayon Vulcano“ sehen, der als schönster Vulkan der Welt gilt, aufgrund seiner perfekten Form, und noch immer aktiv ist. Wir haben in einem Hotel in Legazpi gewohnt und von dort verschiedene Ausflüge unternommen. An einem Tag sind wir nach Donsol gefahren, um mit Walhaien zu tauchen. Schon in Deutschland haben wir beschlossen, das dieses Erlebnis bei unserer Reise auf die Philippinen nicht fehlen darf. Auch unsere Gastfamilie hatte dies noch nie gemacht, und wir waren alle sehr gespannt und ein bisschen nervös, was uns erwarten wird. Angekommen an der Tauchstation haben wir zuerst einen Film über das Tauchen mit Walhaien gesehen und wurden so aufgeklärt, was es zum Schutz der Tiere zu beachten gibt. Dann ging es mit unseren Tauchguides los und raus aufs Wasser. Die Walhaie schwimmen oft nur knapp unter der Oberfläche und unsere Guides haben fleißig Ausschau gehalten. Immer wenn ein Walhai in Sicht kam, hieß es für uns: 1. Schnorchelsachen anziehen 2. Auf Kommando ins Wasser springen 3. Nach unten gucken 4. Versuchen mit dem Tier mit zu schwimmen (diese sind sehr, sehr schnell) Bei der ersten Begegnung mit so einem großen Walhai hatten wir alle ein unwohles Gefühl im Magen. Diese Tiere sind die größten Fische der Welt und sind um die 15 Meter lang. Doch nach und nach haben wir es einfach nur noch genossen, ein so großes Tier unter einem schwimmen zu sehen. Es war für uns alle ein atemberaubendes Erlebnis und wahrscheinlich das Highlight der gesamten Reise. Legazpi ist, wie oben schon genannt, bekannt für den Vulkan „Mayon Vulcano“. Um den Vulkan herum ist die Natur wunderschön, und wir haben eine ATV (Quad) Tour gemacht. Es war für uns beide neu, aber man hat schnell gelernt, auf den ATV´s zu fahren. Es ging über Hügel, durch einen Fluss und kleine Nebelflüsse, durch Sand und über Steine. Von überall hatte man einen super Blick auf den Vulkan, dessen Spitze leider von Wolken bedeckt war. Am Ende der Tour waren wir beide klitschnass und voller Matsch, aber das war das Erlebnis wert. Unsere Gastmutter Connie ist in Legazpi aufgewachsen und ein Teil ihrer Familie lebt noch immer dort. Das Leben in den Provinzen ist ganz anders, als in den großen Städten und noch mal anders, als bei uns in Europa. Auf den ersten Blick wirkte für uns alles sehr idyllisch. Die Häuser sind meistens klein und die Straßen schmal, alles ist nicht so neu oder sauber, aber grade das macht es perfekt. Überall ist buntes Treiben auf den Straßen und alle Menschen sind freundlich und aufgeschlossen. Allerdings leben viele dieser Menschen in Armut und ihr Leben ist nicht so leicht, wie es auf den ersten Blick wirkte.
Fabrik
Unsere Gasteltern haben seit vielen Jahren ihren eigenen Betrieb. Sie haben uns einen Tag mitgenommen, damit wir einen Einblick in das Fabrikgeschehen und in die Produktion von Hemden bekommen, die dort produziert werden. Der Betrieb nennt sich CS Garment und bietet zu den normalen Jobs auch Ausbildungsplätze an. Für uns beide war es beeindruckend, in so einer großen Lagerhalle zu sein und bei der Produktion zuzusehen, zum Beispiel wie schnell die Mitarbeiter arbeiten oder wie viel Stoff in den Lagerräumen gelagert wird. Besonders überrascht waren wir darüber, dass Connie alle Namen der Mitarbeiter und sogar noch persönliche Details über sie wusste.
Handelskammer und Botschaft
In der letzten Woche unseres Aufenthaltes hatten wir ein zweitägiges Praktikum in der German Philippine Chamber of Commerce and Industrie (GPCCI) und einen eintägigen Einblick in die Deutsche Botschaft. An unserem ersten Tag in der Handelskammer wurden wir zu Anfang erst einmal dem Team vorgestellt. Dann haben wir eine Führung durch das Gebäude und eine ausführliche Erklärung zu den verschiedenen Aufgabenfeldern bekommen. Das war sehr interessant, weil wir vorher nur sehr wenig darüber wussten. Für den Fall dass es euch auch so geht, fasse ich es hier noch einmal kurz zusammen: die Aufgabe der Handelskammer ist im Grunde, deutsche Unternehmen, die ihre Standpunkte in ein bestimmtes Land ausweiten wollen, zu unterstützen. Die Kammern dienen als Ansprechpartner und helfen unter anderem dabei, potentielle Geschäftspartner zu finden und nützliche Kontakte zu knüpfen. In die eigentliche Arbeit wurden wir auch sehr schnell mit einbezogen. Wir durften helfen, eine Powerpoint Präsentation und das Programm für eine Delegation aus Deutschland zu entwerfen, die ihre verschiedenen Konzepte zum Thema „Erneuerbare Energien“ auf die Philippinen bringen wollte. Außerdem haben wir versucht einige Texte vom Englischen ins Deutsche zu übersetzen, was gar nicht so einfach war. Als wir Urkunden für die verschiedenen Mitglieder der Handelskammer erstellt haben, war es besonders lustig, dass auch unser Gastvater dabei war. Am Abend konnten wir ihm dann erzählen, dass er bald eine Urkunde erhalten wird, die wir für ihn gemacht haben. Auch die Verabschiedung einer langjährigen Mitarbeiterin durften wir miterleben. An dem Tag gab es Pizza für alle und man hat das innige Verhältnis im Team sehr bemerkt. Auf den Philippinen darf Pizza bei besonderen Anlässen nicht fehlen. Auch in der internationalen Schule war es üblich, an Geburtstagen für alle Pizza mitzubringen. Der Tag in der Botschaft begann für uns mit einer kurzen Führung. Im Ausland vertritt eine Botschaft alle deutsche Behörden zugleich und ist deswegen in viele unterschiedliche Abteilungen unterteilt. Uns wurde erklärt, dass die Mitarbeiter des Auswärtigen Amts nie nur einen Beruf haben, da sie nach einiger Zeit immer in eine neue Abteilung weiter wandern. Außerdem wechseln sie alle vier Jahre den Standort und ziehen in ein neues Land, weswegen die Arbeit als Diplomat sehr vielseitig ist. Die Mitarbeiter waren alle sehr nett und haben sich viel Zeit für uns genommen. Auch mit dem Botschafter haben wir kurz gesprochen. Es war sehr spannend, die ganzen Arbeitsprozesse einmal von der anderen Seite mitzuerleben und am Ende des Tages waren wir beide sehr begeistert und hatten unseren späteren Berufswunsch als Diplomaten gefunden. Mal sehen, was daraus wird... (Kulturelle-) Unterschiede zu Deutschland Obwohl wir schnell bemerkt haben, dass Deutschland und die Philippinen doch einiges gemeinsam haben, ist vieles ganz anders als wir es aus Europa kennen. Bereits beim Verlassen des Flughafens fielen uns erste kulturelle Unterschiede auf.
Freundlichkeit der Menschen
Von der philippinischen Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft hatten wir bereits vor unserer Reise sehr viel gehört und sie ist uns während unseres Aufenthalts immer wieder von neuem begegnet und aufgefallen. Da wir unsere Gastfamilie nicht auf Anhieb gefunden haben, wurde uns, sowohl vom Flughafen Personal als auch von mehreren Passanten, sofort sehr freundlich Hilfe angeboten, die wir auch dankend annahmen. Anders als in Deutschland würde es auf den Philippinen auch niemals passieren, dass man angerempelt wird, ohne dass eine überschwängliche Entschuldigung folgt. Zudem sind die Menschen sehr spontan. Als wir von Manila aus einmal an den Strand gefahren sind, hat uns eine Frau direkt in ihr Haus eingeladen und an ihrem privaten Strandabschnitt baden lassen. Und unsere nette Reiseleitung in Legazpi hat uns beim Abschied vorgeschlagen, doch noch eine Weile kostenfrei zu bleiben, da wir leider nicht mehr genug Zeit hatten, um mit dem Boot „Island Hopping“ zu machen. Auch gegenüber den älteren Menschen herrschte auf den Philippinen ein viel größerer Respekt, was wir sehr schön fanden. So gibt es unter anderem beim Einkaufen eine extra Schlange für „Senior Citizen“ und die jüngeren Menschen begrüßen die älteren Familienmitglieder, indem sie deren Hand an ihre Stirn heben.
Politik im Alltag
Außerdem ist uns aufgefallen, dass es auf den Philippinen eine große Begeisterung für Politik gibt. So konnte man beispielsweise beim Kauf von Getränken wählen, welchen Präsidentschafts- Kandidaten man auf seinem Pappbecher haben wollte und besonders in Legazpi gab es auf den Straßen oft Veranstaltungen, die einen bestimmten Kandidaten beworben haben. Die meisten Menschen sind von ihrem persönlichen Favoriten sehr überzeugt und setzen große Hoffnungen in ihn oder sie.
Kirche und Religion
Ein weiterer Unterschied ist, dass der Religion und der Kirche ein viel größerer Wert beigemessen wird. Wie auch unsere Gastmutter, ist ein großer Teil der Menschen sehr katholisch. Einmal haben wir mit ihr zusammen einen Gottesdienst besucht, was sowohl eine schöne, als auch eine sehr beeindruckende Erfahrung war. Während die Kirchen in Deutschland nur selten wirklich gefüllt sind und meistens eher eine gedrückte Stimmung herrscht, ist es auf den Philippinen ganz anders. Der Gottesdienst, den wir besucht haben, war geradezu überfüllt. Alle Sitzplätze waren besetzt und selbst draußen standen noch viele Menschen und haben mitgehört. Dabei war die Kirche wirklich nicht klein, es gab sogar noch obere Ränge die ebenfalls alle gefüllt waren. Der Gottesdienst selbst war sehr fröhlich und mit viel Musik gestaltet. Von der Predigt haben wir zwar nicht sehr viel verstanden, weil alles auf „Tagalog“ war, aber die Stimmung war ganz anders als wir es aus Deutschland kannten. Am Ende wurde noch für einige Mitglieder der Gemeinde, die im März Geburtstag hatten, „Happy Birthday“ gesungen, und alle sind aufgestanden und haben mitgeklatscht.
Verkehr
Ein anderer großer Unterschied ist, dass auf den Philippinen aus deutscher Sicht alles ein bisschen „unorganisierter“ verläuft. Der Verkehr ist wirklich chaotisch, es wird von allen Seiten überholt und alle fahren durcheinander. Auf der Straße mischen sich die unterschiedlichsten Fahrzeuge und man steht jede Fahrt mindestens einmal im Stau. Im Voraus lässt es sich selten sagen, wie lange man für einen bestimmten Weg brauchen wird. Wir haben beispielsweise für eine Strecke von 70 Kilometern fünf Stunden gebraucht. Das kann wirklich nervig sein, aber nach einiger Zeit gewöhnt man sich daran.
Ernährung
Auf den Philippinen spielt Essen eine große Rolle. Es wird sehr viel und oft gegessen und es als Gast bekommt man ebenfalls fast immer Essen angeboten. Weil wir beide Vegetarierinnen sind, konnten wir vieles leider nicht probieren, aber unsere Gastfamilie hat für uns trotzdem immer neue, meistens sehr leckere Sachen zum Probieren gefunden. Außerdem gab es eine riesige Auswahl an leckeren Früchten. Besonders die philippinische Mango haben wir beide geliebt und in allen möglichen Variationen jeden Tag gegessen.
Armut
Leider ist auch der Unterschied zwischen „arm“ und „reich“ viel ausgeprägter und es gibt wirklich viele Menschen, die kaum etwas besitzen. Grade wenn man aus einem Land wie Deutschland kommt, in dem es sehr viel soziale Sicherheit gibt, ist es sehr schockierend und traurig zu sehen, wie manche Menschen leben müssen. Da diese Armut aber leider zum Gesamtpaket „Philippinen“ dazugehört und auch nicht ausgeblendet werden sollte, wollten unsere Gasteltern uns auch diesen Teil ihrer Heimat zeigen. Mit unserer Gastmutter zusammen haben wir deswegen auch die Slums von Manila, die Smokey Mountains besucht. Uns wurde wirklich klar, wie viel Glück wir mit unseren Lebensstandards in Deutschland haben, und wie dankbar wir sein können. Besonders rückblickend war das ein wichtiger Teil unserer Reise.
Klima
Auf den Philippinen ist es Tag und Nacht sehr warm und zudem ist die Luftfeuchtigkeit hoch. Das hat den Vorteil, dass trotz der Hitze alles sehr grün bleibt, aber nach dem Verlassen des Flugzeuges schlägt einem die Luft trotzdem erst einmal wie eine Wand entgegen. Bis wir uns daran gewöhnt hatten, haben wir erst einmal ein paar Tage gebraucht. Im Gegensatz zu der hohen Außentemperatur stehen die meistens sehr stark klimatisierten Innenräume. Manchmal war es deswegen gar nicht so leicht, sich passend anzuziehen, entweder war einem in langen Sachen draußen viel zu warm oder in kurzen Sachen drinnen viel zu kalt.
Insgesamt kann man sagen, dass auf Philippinen zwei ganz unterschiedliche Arten von Kulturen aufeinanderprallen. Einerseits wurde viel vom Westen übernommen, was bestimmt daran liegt, dass die Inseln lange Zeit eine Kolonie unter wechselnden Kolonialherren waren. So guckt unsere Cousine, Alyssa, zum Beispiel die gleichen Serien wie wir und unsere Freunde in Deutschland, und auch in den Kinos gibt es viele der Filme, die auch in Deutschland zu finden sind. Es gibt besonders in Manila tausende riesige Shopping Malls, in denen wir viele vertraute Marken und Geschäfte entdeckt haben. Auch das Essen ist teilweise sehr amerikanisch, so ist zum Beispiel Fastfood sehr populär. Das Schulsystem wurde ebenfalls dem amerikanischen System angegliedert. Andererseits haben sie aber auch eine ganz eigene, sehr spannende und vielseitige Kultur.
Rückflug
Besonders in unserer letzten Woche auf den Philippinen ist die Zeit plötzlich immer schneller vergangen und vollkommen überraschend stand uns plötzlich der traurige Abschied bevor. Am Abend vorher haben wir für die ganze Familie selbstgemachte Pizza gebacken, es war ein richtig schönes Abschiedsessen. Wir haben noch zusammen die vielen Fotos anguckt, die in der Zeit unseres Besuches entstanden waren und lange zusammen gesessen. Weil wir leider nicht genügend Platz im Auto hatten, konnten zum Flughafen nur unsere Gastmutter und unsere beiden Cousinen mitkommen. Wir mussten uns also schon Zuhause von unserem Gastvater, den Maids und dem Schäferhund Arco verabschieden. Der Abschied fiel uns nicht leicht, denn in den letzten vier Wochen hatten wir alle sehr ins Herz geschlossen. Auf der Autofahrt wurde dann auch schon die eine oder andere Träne vergossen. Am Flughafen verabschiedeten wir uns dann auch vom Rest der Familie. Unsere Stimmung auf dem Rückflug war ganz anders als auf dem Hinflug. Wir waren ziemlich traurig und wären beide gerne noch ein bisschen länger geblieben. Allerdings haben wir auch bemerkt, dass wir uns während der vier Wochen verändert haben. Unser Englisch hat sich sehr verbessert und insgesamt sind wir sprachlich beide sicherer geworden. Am Flughafen hatten wir diesmal weniger Probleme uns zurecht zu finden und waren schon ein bisschen routiniert geworden. Insgesamt haben wir in den vier Wochen, die wir auf den Philippinen waren, viel erlebt und gelernt, an das wir noch oft zurückdenken werden.
Wir möchten uns noch einmal ganz herzlich beim OAV bedanken, dass er uns diese großartige Chance gegeben und diese Reise ermöglicht hat. Und ein ganz besonderer Dank geht auch an die Sudhoffs, unserer Gastfamilie. Danke, dass ihr uns so viel gezeigt und organisiert habt, sodass wir einen kleinen Einblick in die Kultur und Lebensart der Philippinen bekommen konnten. Es gibt natürlich noch immer viel zu entdecken und wir sehen uns bestimmt wieder!
Shanghai 2015
Als wir Ende Oktober die E-Mail mit der Nachricht erhielten: „Ihr seid die Gewinner des Stipendiums „Shanghai“. Wir freuen uns sehr für Euch, Ihr habt Euch die Reise wirklich verdient!!!!“ konnten wir erst gar nicht richtig glauben, dass ausgerechnet wir unter allen Bewerbern so einen großen Traum erfüllt bekommen. Nachdem wir realisiert hatten, dass wir nach Shanghai fliegen können, konnten wir uns vor Vorfreude gar nicht mehr halten und es fühlte sich an, als würde es noch ewig dauern, bis wir unsere Reise antreten könnten. Doch dann ging alles plötzlich ganz schnell, als wir am Hamburger Flughafen unseren mehr als 12-stündigen Flug mit Umsteigen in Stockholm antraten. Zum Glück verlief fast alles problemlos, bis darauf, dass Onats Koffer verloren ging, der aber einen Tag später wieder bei ihm ankam.
Wir wurden in einer sehr netten Gastfamilie untergebracht - bei Christina und Peter Decu. Beide stammen aus Bremen. Sie haben zwei Kinder namens Philip und Alexandra, die beide in China aufgewachsen sind, aber momentan ein Internat in Schottland besuchen. Herr und Frau Decu haben uns sehr gut unterstützt, sodass wir uns in der Stadt schnell zurechtfanden und haben mit uns zahlreiche Ausflüge unternommen.
Dafür haben wir auch Transportkarten erhalten. Herr Decu war mit uns auf dem TV Tower. Von dort oben hatten wir einen atemberauenden Ausblick und konnten so erkennen, wie riesig diese Stadt ist. Ein besonderes Highlight für uns war es auch, dass Herr Decu für uns einen Ausflug in die Wasserstadt organisiert hat, die so schön ist. Fast wie ein kleines Venedig mit vielen kleinen Brücken, kleinen Läden mit selbstgenähten oder gemalten Dingen und Restaurants in den Seitengassen. Wir wurden von seiner netten Assistentin Cennet begleitet, die mit uns dort auch in einem kleinem Teegarten eine traditionelle Teezeremonie durchgeführt hat. Frau Decu ist mit uns, ihrem Sohn Phillip und seiner Schulfreundin Anna, die mit ihm aus Schottland nach Shanghai gekommen ist, nach Xi An und Peking geflogen.
Sehr oft wurden wir heimlich fotografiert, nach Fotos gefragt oder die Leute stellten sich einfach neben uns oder hakten sich sogar bei uns unter. Am Anfang war das sehr komisch für uns, doch gegen Ende wurde es langsam zur Gewohnheit. Frau Decu erklärte uns, dass für Chinesen Europäer sehr interessant sind, besonders für die Chinesen, die von außerhalb kommen und selten Ausländer sehen. Sie sind sehr interessiert und zeigen die Fotos später stolz im Dorf herum.
Die internationale Schule
Eine Woche gingen wir auf die Internationale Schule. Diese Möglichkeit bekamen wir durch unsere Gastmutter, die dort arbeitet. Wir mussten für die Zeit unseres Schulbesuches auch Schulkleidung tragen. Allerdings nur ein Polohemd und einen Hoody. Einige Schüler fanden die Schulkleidung nicht so toll, für uns war das lediglich etwas ungewohnt. Wir besuchten verschiedene Klassen und bekamen beide einen Mitschüler als Paten an die Seite gestellt, der deutsch sprach. Unterschiede, die uns auffielen waren, dass die Schüler sehr normal auf neue Mitschüler reagierten. Anders als bei uns, wo neue Schüler meistens total ausgefragt werden, weil alle so neugierig sind. Hier war es völlig normal, dass Schüler andauernd kommen und gehen, denn ihre Eltern wechseln aufgrund ihres Berufes häufiger den Standort. Die Schule war sehr gut ausgestattet, wie zum Beispiel mit 3D-Druckern, einer Kletterwand, einem Schwimmbad oder den neuesten Computern.
Das moderne Shanghai einerseits – die traditionelle chinesische Lebenskultur andererseits
Shanghai ist sehr vielfältig. Es ist sehr fortschrittlich, denn es verfügt über eine ausgezeichnete Infrastruktur mit mehrspurigen Straßen, U-Bahnen und Hochstraßen, über die Magnetschwebebahn, die mit bis zu 430 km/h fährt, über riesige Wolkenkratzer, den Tower und viele große Mals. Die Stadt verändert sich stetig. Dies ist uns besonders aufgefallen, als Herr Decu mit uns das Stadtplanungsmuseum besucht hat. Dort bemerkten wir auch, wie groß Shanghai ist, als wir die Stadt, die als Miniaturnachbau ausgestellt wurde, betrachtet haben.
Doch in Shanghai spiegelt sich auch die Geschichte Chinas wieder. Zu erkennen ist dieses deutlich in Museen oder Tempeln. Besonders ist uns dieses aufgefallen, als wir den Bund besuchten, in dem der alte Stadtteil Puxi, in dem noch immer viele wunderschöne alte Gebäude stehen, zu finden ist.
Die Skyline in Pudong wird durch den Huangpu-Fluss getrennt. Hier trifft alt auf neu. An der 2,6 km langen Uferpromenade sind viele Firmen oder Banken in den alten Gebäuden untergebracht. Sehr traditionell und wunderschön ist die Altstadt und der Yu-Garten, dort sieht es wirklich genauso aus, wie wir uns das traditionelle China vorgestellt haben. Mit gebogenen Dächern und den wunderschönen Dachreitern, den kleinen Brücken und dem grünen Wasser im Yu-Garten sowie der schönen Gartenkunst. Die Altstadt ist sehr schön. Zwischen den zahlreichen Touristenständen ist immer noch zu bemerken, wie schön und alt die Stadt ist. Einige Stellen der Stadt wirken wie unverändert.
Der Ausflug nach Xi An
Wir flogen von Shanghai aus mit Frau Decu, ihrem Sohn Phillip und Anna gemeinsam nach Xi An. Frau Decu hat dort alles perfekt geplant. Obwohl wir nur zwei Tage dort blieben, haben wir eine Menge gesehen. In Xi An übernachteten wir in einem sehr schönen Hotel. Nachdem wir schnell unser Gepäck auf unsere Zimmer gebracht haben, ging es schon direkt los. Wir gingen in die Große Muslime Straße, dies ist eine lange Straße in Xi An, die sehr von der muslimischen Kultur geprägt ist. Außerdem sind die meisten Menschen dort Muslime. Anschließend besuchten wir die große Moschee, die von vielen kleinen Gärten umgeben ist. Die Moschee wurde an den chinesischen Baustil angepasst. Am selben Tag besuchten wir noch die Große Wildgangs Pagode, die im Jahr 652 entstand ist. Ein alter Tempel, der von einem Kaiser zu Ehren seiner Mutter gebaut wurde.
Am nächsten Tag besichtigten wir die Terrakotta Soldaten. Um die Ausgrabungsstelle wurde ein Museum errichtet. Es wurden bis heute etwa 7000 Soldaten ausgegraben, doch ist erst ca. ein Viertel der gesamten Anlage komplett freigelegt. Jede Figur sieht unterschiedlich aus. Der Anblick war unglaublich beeindruckend und es ist unvorstellbar, wie viele Menschen an der Armee gearbeitet haben müssen.
Die Reise nach Peking
Wir flogen von Xi An nach Peking. Dort haben wir im chinesischen Klub übernachtet, ein ehemaliger Palast eines früheren chinesischen Prinzen. Es war dort wunderschön und sehr traditionell. Am nächsten Tag fuhren wir mit einer Gondel auf die Chinesische Mauer. Als wir oben waren, brauchten wir erst einmal einen Moment, um diesen Anblick zu realisieren, denn zu dem tollen Ausblick kam noch hinzu, das grade Kirschblütenzeit war und die Berge bedeckt waren von den schönen Blüten. Wir liefen sehr lange über die teilweise sehr steile Mauer. Hinunter fuhren wir mit der Bobbahn, obwohl es erst ganz schön steil aussah, hatten wir unglaublich viel Spaß beim Hinunterfahren.
Am nächsten Tag fuhren wir in die Verbotene Stadt. Dort regierte bis 1911 der chinesische Kaiser. Für die einfache Bevölkerung war der Zutritt verboten, daher der Name. Es war beeindruckend! Die Häuser sind prachtvoll - meistens rot mit goldenen Elementen. Auf jedem Haus waren Dachreiter. Es wurden immer mehr, denn umso mehr Dachreiter auf dem Haus stehen, umso wichtiger ist das Gebäude bzw. die Bewohner.
Anschließend fuhren wir zum Himmelstempel. Er ist in der Mitte eines großen Parks. Dort tanzten alte Leute gemeinsam fröhlich zu Musik oder spielten gemeinsam Karten. Man konnte fast spüren, wie zufrieden die Menschen sind. Der Himmelstempel ist sehr kunstvoll, die Farben sind so bunt und leuchtend. Er ist so schön! Er stammt noch aus der Ming-Dynastie. Jedes Jahr betete der Kaiser dort für eine gute Ernte.
Diese Reise ist unvergesslich für uns und wir sind dem OAV unendlich dankbar dafür, dass Sie uns dieses großartige Erlebnis ermöglicht haben. Mit dieser Reise ist ein Traum für uns in Erfüllung gegangen. Wir bedanken uns auch bei unserer tollen Gastfamilie, die uns eine so schöne Zeit bereitet hat!
Malaysia 2014
Um ehrlich zu sein, ist es wirklich schwer einen Anfang und ein Ende unserer Reise zu definieren. Vermutlich machte das Interesse am Land und der Ehrgeiz das Stipendium zu gewinnen den Anfang. Doch ein Ende für die, mit dieser Reise gewonnenen Erinnerung, gibt es nicht. Mit Abstand hatten wir die tollste Gastfamilie und damit die schönsten vier Wochen in Malaysia, die man überhaupt haben kann.
Welyne, die malaiische Gastmutter (44), hat uns auf eine spannende Reise in den Regenwald mitgenommen und uns asiatisches Kochen beigebracht. Außerdem hat sie uns wichtige Lebensweisheiten mit auf den Weg gegeben. Melina (5) und Elsa (8), unsere Gastschwestern, haben fast jeden Abend mit uns gemalt und Frisör gespielt, wir hatten also nie Langeweile. Und Gilles, der französische Gastvater (39), hat uns auf Familienausflügen den Royal Belum Nationalpark und den Strand von Cherating, Pahang, gezeigt.
Ein großes Dankeschön für eure Mühe und Unterstützung und dafür, dass wir für vier Wochen ein Teil eurer Familie sein durften!
Sarawak – Die Reise in den Dschungel
Laura:
Der 4-tägige Ausflug in den Dschungel war eines unserer Reisehighlights. Gleich nach dem zweiten Tag unserer Ankunft in Kuala Lumpur (KL), sind wir auf die andere malaiische Halbinsel Sarawak geflogen. In Kuching haben wir erst einmal unsere Gastmutter und ihre beiden Töchter kennengelernt.
Nachdem wir am nächsten Tag von einem Expressboot im Regenwald abgesetzt worden sind, haben uns die Einheimischen mit den aus Holz gebauten und motorisierten "Longboats" abgeholt und zu ihrem zu Hause, dem sogenannten "Longhouse" gebracht.
Erst während der Fahrt auf dem schmalen Fluss, umgeben von riesigen Bäumen, die eine Kuppel über uns bildeten, realisierte ich was für ein Glück wir hatten, gerade diesen Moment erleben zu dürfen und eine völlig andere Kultur zu entdecken. Das Gefühl von Freiheit und Glücklichsein, war überwältigend. Ich fühlte mich wie das furchtlose, neugierige Dschungel-Kind, das ich schon früher heimlich geträumt habe zu sein.
Ich nahm den extrem lauten Vogelgesang erst später war, als die Motoren der Boote abgestellt waren und wir die lange, steinige Treppe zum Longhouse hoch liefen. Dabei kam ich schon völlig aus der Puste. Die hohe Luftfeuchtigkeit schien hier noch extremer zu sein als in der Großstadt. Ich hatte das Gefühl die dicken Adern auf meiner Handoberfläche waren mittlerweile bis auf ihre maximale Größe angeschwollen.
Das primitive Leben in einem Longhouse zeigt uns einen komplett anderen Alltag, als wir ihn kennen. Alica und ich haben uns sofort an die Lebensweisen der Einheimischen des Stammes der Iban angepasst, damit wir viel von ihnen lernen konnten. Zum Beispiel haben wurde uns beigebracht wie man Hühner rupft oder richtig mit der Hand seinen Reis isst. Wir haben herausgefunden, dass eine Wäschewanne aus Plastik und ein Wasserschlauch genauso gut als Dusche funktionieren wie die moderne zu Hause. Die Longhouse-Bewohner haben uns gezeigt wie sie Teppiche und Schals anfertigen, damit die gewebten Produkte in der Stadt verkauft werden können.
Am Tag vor der Abreise sind wir im Fluss schwimmen gegangen und haben mit Elsa und Melina herumgealbert. Auch an diesem Abend schrieben Alica und ich vorm Schlafengehen lange Tagebuch, um jeden neuen Eindruck und jedes Gefühl zu verewigen. Am Morgen saßen wir mit den Bewohnern auf dem mit Bambus-Matten ausgelegten Boden im Eingangsbereich des Longhouses und aßen Nudeln, Eier und Toast mit Erdnussbutter zum Frühstück. Nichtmal einen ganzen Tag hatte ich gebraucht um mich einzuleben. Ich hatte mich auch daran gewöhnt auf einer dünnen Matratze auf den mit Fliesen ausgelegten Boden des Wohnzimmers zu Schlafen und von Gekolauten oder undefinierbaren Insektengeräuschen geweckt zu werden. Aber nach drei Tagen war es schon wieder Zeit sich zu verabschieden.
Niemals würde ich einen Moment dieses Ausflugs gegen einen anderen tauschen wollen.
Einblick in das Leben der Orang Asli
Alica:
Kaum sind wir aus Sarawak wiedergekommen, steht uns ein weiteres einmaliges Erlebnis bevor: Ein Besuch bei den Orang Aslis, den Ureinwohnern Malaysias. Mit einer Bekannten unserer Gastmutter, die selbst den Orang Asli angehört, besuchen wir ihre Familie im Bundesstaat Pahang. Eine Erfahrung, die wir als herkömmliche Touristen ganz sicher so nie erlebt hätten. Als wir das Dorf nach Einbruch der Dunkelheit erreichen werden wir sofort herzlich von den Familien begrüßt. Wobei man eigentlich von einer großen Familie sprechen kann, denn das ganze Dorf ist miteinander verwandt.
Zwar konnten wir zuvor das Leben im Longhouse erleben, das der Orang Aslis unterscheidet sich jedoch gänzlich von diesem. So auch die auf Stelzen stehenden Hütten, unter denen die Hühner hin und her rennen. Stolz berichtet uns der älteste, er habe die, in der wir die nächste Nacht verbringen, selbst erbaut.
Als wir später auf der Veranda der Hütte sitzen und Melone mit Salz essen, kommen immer wieder neugierige Verwandte vorbei. Zwar sprachen weder wir ihren Dialekt, noch sie Englisch, aber ich finde manchmal ist es nicht allzu wichtig die selbe Sprache zu sprechen – die Kommunikation mit Händen und Füßen klappt wunderbar. Manchmal sagen Gesten sogar fast mehr als Worte. Diese Erfahrung konnten wir auf unserer Reise mehr als einmal bestätigt sehen.
Ein etwa neun-jähriger Junge, mit dem in der Nacht in einer Hütte wohnen, zückt bald sein Englischbuch und demonstriert uns sein Können. "Knee", sagt er mit strahlenden Augen und zeigt auf sein Knie. Während unseres Besuches verbringen wir noch einige Zeit damit, auf diverse Körperteile zu zeigen und ihn die englische Bedeutung abzufragen.
Abends kriechen wir unter die grünen und pinken Moskitonetze auf unsere Matten, die einfach auf den Holzplanken im Wohnzimmer ausgebreitet werden. Sie sind nicht mehr als fünf Zentimeter dick, doch trotzdem schlafe ich in dieser Nacht so gut wie lange nicht mehr. Zumindest bis ich am nächsten morgen vom schrillen Klingeln des Weckers des Jungens aufwache. Der jedoch beschließt, dass unser Besuch viel interessanter als Schule ist. Somit klingelt der Wecker ca. eine dreiviertel Stunde weiter bis schließlich die Batterien versagen.
Am nächsten Morgen sehen wir die Umgebung zum ersten Mal bei Tageslicht. Noch vor dem Frühstück bekommen wir eine kleine Tour des Dorfes, stets begleitet von einer Traube von Dorfbewohnern, die sich natürlich nicht entgehen lassen wollen, wie wir versuchen Kautschuk zu ernten. Denn das ist leichter gesagt als getan.
Das Frühstück fällt ein bisschen anders aus als wir es gewohnt sind. Es gibt Cracker mit Schokolade und Kakao. Beim Mittagessen können wir unsere neu gewonnene Fähigkeit, mit der Hand zu essen noch weiter üben. Denn, ohne die richtige Technik ist es ziemlich leicht in kürzester Zeit ein riesiges Chaos zu veranstalten.
Nach einer letzten Runde Tic-Tac-Toe mit unserem neuen kleinen Freund steigen wir schließlich ins Auto und fahren zurück Richtung Kuala Lumpur.
Märkte und Essen
Da unsere Gasteltern unter der Woche natürlich arbeiteten, erkundeten wir KL und den Alltag in der Großstadt auf eigene Faust.
Unser älterer, gesprächiger Taxifahrer, Raja, hat uns oft zu Märkten gefahren, auf denen man hauptsächlich Obst, Gemüse und andere für uns unbekannte Lebensmittel kaufen konnte. Hühner wurden vor Ort geschlachtet und Fische ausgenommen, damit sie ganz frisch verkauft werden konnten. Außerdem warben die Verkäufer lautstark mit den günstigeren Angeboten. Manchmal schreien sie die Kunden förmlich an um sie von der Konkurrenz abzuwerben. Also, malaiische Märkte sind sehr viel ungewöhnlicher und durchaus spannender, als wir erwartet hatten.
Unter einer Menschenmenge von dunkelhäutigen Asiaten fielen wir mit unseren langen, blonden Haaren sehr schnell auf. Deswegen wurden wir das Gefühl nicht los angestarrt zu werden. Besonders auf dem Chow-Kit-Market, wo sich normalerweise keine Touristen tummeln wurden manchmal heimlich Fotos von uns gemacht.
Reis, scharfe Nudeln, Fisch und Huhn sind die Lebensmittel die wir eigentlich täglich verspeist haben. Meistens sind wir in "road restaurats", also Restaurants direkt neben der Straße, essen gegangen. Dort bekommt man leckeres Essen für umgerechnet 5-6 Euro pro Person. Chinesisch, Thai, Indisch - alles was wir nicht kannten wurde probiert und jedes mal haben wir uns vollgegessen, weil es einfach so gut war. Eines Mittags hat Welyne uns zu ihrem Lieblingsinder mitgenommen und wir haben zum ersten Mal von Bananenblättern gegessen. Als wir fertig waren stand fest, dass wir ein neues Leibgericht gefunden hatten.
Und noch ein Erlebnis, das uns lange in Erinnerung bleiben wird: Wir waren auf dem Rückweg unseres Familienausflugs zum Strand, als wir an einem kleinen Durian-Stand am Autobahnrand anhielten um die sogenannte Stinkfrucht zu probieren. Durian ist eher cremeartig, extrem süß und macht ziemlich satt. Welyne, Melina und wir beide finden sie super lecker. Der Geruch hat uns wenig gestört. Ganz im Gegenteil zu Gilles und Elsa die im Auto auf uns warteten. Die Klimaanlage ausgeschaltet, Fenster hochgerollt und die Autotüren fest verriegelt. damit auch nicht ein Hauch von dem Geruch der Stinkfrucht zu den beiden ins Auto dringen konnte. Entweder man liebt Durian oder man hasst sie.
Unser Fazit
Fotos können mit der Zeit verblassen, aber die Erlebnisse und Gefühle, die wir mit unserem Abenteuer verbinden, werden für immer in unseren Gedächtnissen bleiben.
Sri Lanka 2013
Je mehr wir an der Bewerbung für das Stipendium nach Sri Lanka arbeiteten, desto mehr packte uns auch das Reisefieber und der Wille, unbedingt dieses Land kennenzulernen. Und tatsächlich, im Herbst 2012 erreichte uns, Alexander und Nick, dann die ersehnte Nachricht: IHR FLIEGT NACH SRI LANKA, DIE PERLE IM INDISCHEN OZEAN! Endlich wurde unser Traum war und wir konnten es kaum erwarten, bis der Tag der Abreise da war. Die Koffer waren schnell gepackt, und so ging es im März 2013 auf zum Hamburger Flughafen. Mit dabei: eine gehörige Portion Aufregung, Spannung und Vorfreude! Am Flughafen in Hamburg trafen wir zudem auf Frau Meyer, die mit uns nach Sri Lanka flog und dort 2 Wochen verbrachte.
Mit einem Zwischenstopp in Dubai und einer ordentlichen Verspätung von 4 Stunden landeten wir also in unserem 4-wöchigen zu Hause: Colombo. Die Reise konnte also beginnen!
Gastfamilien
Beinahe wie richtige Familien waren unsere Gastfamilien in Sri Lanka, immer wurden wir nett empfangen, aufgenommen und untergebracht, nie mussten wir uns unwohl fühlen! Um verschiedene Seiten und Kulturen Sri Lankas kennen zu lernen, besuchten wir während unserer Zeit viele verschiedene Gastfamilien, manche länger, manche kürzer, manche öfters, jedoch meist nur einmal. Zunächst wohnten wir bei einer Gastfamilie, die eigentlich aus Deutschland kam, entsprechend einfach war zumindest die langsame sprachliche Umgewöhnung vom Deutschen ins Englische, welches in allen anderen Gastfamilien unerlässlich war. Die sri-lankischen Gastfamilien waren, wie bereits erwähnt, eine bunte Mischung, d.h. es waren sowohl tamilische als auch singhalesische Familien und auch in einer ursprünglich indischen Familie kamen wir unter. Die Offenheit, die alle Familien uns gegenüber zeigten, machte es uns leicht, mit diesen in Kontakt zu kommen und so gab es ständig Gesprächsthemen, wir erfuhren viel über ihr, sie über unser Leben, vor Allem lernten wir aber auch ihren Alltag sowie diverse Sehenswürdigkeiten, zu denen wir mit ihnen fuhren, kennen.
Colombo
Die Hauptstadt Sri Lankas – gut, nicht ganz, der Regierungssitz ist in Sri Jayawadenapura, aber dennoch: die wirtschaftliche Hauptstadt ist Colombo – und dementsprechend auch unser Landeplatz auf der sonnigen Insel. Dort lebten wir auch die meiste Zeit – wenn auch in unterschiedlichen Gastfamilien, die uns immer wieder andere Facetten von Colombo zeigten. Im Stadtkern ist Colombo sicher moderner als Bremen, viele neue Hotels sind entstanden oder entstehen noch, moderne Hochhäuser und Schwimmanalagen prägen hier das Stadtbild. Dazu der Verkehr, der zumindest selten stockt – dennoch lauter und damit nervtötender ist. Wie typisch asiatisch, ist die Hupe kein Warnsystem, vielmehr ein Ton, der sagen soll „Weg da, da will ich lang“. Ohja, das konnte man auf den Straßen nicht nur sehen, sondern vor allem hören. Auch die allseits bekannten Tuk Tuks, in welchen wir uns einige Male in den Städten umherfuhren ließen, zeichnen das Straßenbild Colombos: wo immer eine Lücke sich im Straßenverkehr findet, da quetscht sich auch schon ein solches drei-rädiges Gefährt durch. Auch einige Shoppingsmalls lassen sich finden, in denen es sich hervorragend einkaufen, bummeln und einfach nur entspannen lässt.
Doch je weiter man sich von Colombos Stadtmitte entfernt, desto kleiner werden die Häuser bis es irgendwann in den so typischen Wellblechhütten, die bei uns vielmehr als Slums bekannt sind, endet. Die Armut ist auch hier in Sri Lanka zu spüren, Bettler gibt es an beinahe jeder größeren Kreuzung. Nicht selten, wurden wir als reiche Touristen erkannt und fielen so direkt in das „Beuteschema“ jener: Oftmals waren es sogar Kinder, die versuchten sich Geld für ihre Familien zu erbetteln.
Candy
Im etwa 100km von Colombo entfernten Candy kamen wir in unsere erste, einheimische Gastfamilie, mit der wir Candy und die Umgebung näher kennenlernten. Neben einer Vielzahl an buddhistischen und hinduistischen Tempel besuchten wir zudem Aufführungen, in denen traditionelle Tänze und Gebräuche gezeigt werden oder einen botanischen Garten in dem einheimische Pflanzen, aber auch Grün aus vielen verschiedenen Ländern zu finden ist – neben Palmen also auch Rosen aus z.B. Japan. Doch in Candy ist mehr zu finden als nur das: So besuchten wir eine der ärmsten Schulen der Region, redeten mit deren Schulleiterin und spendeten ihnen ein paar Schulbücher aus Großbritannien. Im ersten Moment verschlug es uns fast die Sprache, als wir hörten, wir ständen in einer Schule. Es war vielmehr eine Baracke, in welcher einzelne Räume mit Pappständern voneinander abgetrennt waren. Wir konnten uns kaum vorstellen, wie hier den Schülern ein guter Unterricht geboten werden kann, denn auch die Anzahl der Lehrer (5) hielt sich in Grenzen. Doch je mehr wir die lernenden Schüler beobachteten, bekamen wir den Eindruck, dass sie genau wussten was der Besuch dieser Schule für Türen für sie öffnet: Richtig, nur durch die Chance auf Bildung, sei sie noch so gering, können diese Schüler sich selbst eine positivere Zukunft verschaffen. Und diese klitzekleine Chance lässt sie so zielstrebig und konzentriert ihre Schularbeiten erledigen, wie wir es uns nur erträumen könnten. Neben diesem für uns eher erschreckenden Eindruck besichtigten wir aber auch eine noch verhältnismäßig gut erhaltene Festung, genannt Sigiriya. Sie wurde auf einem riesigen Fels und dessen Umland errichtet. Dieses wertvolle Kulturgut ließen wir uns natürlich nicht entgehen und so konnten uns auch die etwas mehr als 1600 Stufen, die wir bei brennender Hitze hinaufsteigen mussten, davon abhalten. Zusammenfassend kann man sagen, dass Candy zugleich gewöhnliche sri-lankische Großstadt, aber auch Heimat einiger Sehenswürdigkeiten ist.
Unawatuna Bay
Der am indischen Ozean gelegene Strandort Unawatuna Bay zählt aufgrund seiner wunderschönen Strände zu einer der beliebtesten Touristenziele Sri Lankas. Auch wir durften mit unserem deutschen Gastbruder Christian und einem einheimischen Freund diese einzigartige Strandlandschaft bestaunen. Nach einer verhältnismäßig kurzen Anreisezeit von nicht einmal 2 Stunden aber trotzdem abenteuerlichen Fahrt über die einzige Autobahn Sri Lankas, hatten wir auch schon die ersehnte Meeresbrise in der Nase. Kaum im Hotel angekommen, war unser Gepäck bereits abgelegt und wir „strandfertig“ umgezogen. Handtuch geschnappt, Hoteltür abgeschlossen und ab ins Meer! Etliche Stunden plantschten wir im salzigen Wasser, bis Christian uns zum Essen in einem Strandcafé rief. Angepasst an die Gewohnheiten der Touristen, gab es in diesem Restaurant kaum sri-lankische Gerichte, dafür eher westlich orientiere Speisen, wie Pizza, Pasta und Co. Diese ließen wir uns hungrig vom Baden schmecken und gingen schon bald nach dem Essen schlafen um so fit für den nächsten Morgen zu sein, denn es stand ein Besuch bei der Turtle Farm in Bentota auf dem Plan. In dieser besagten Farm werden Schildkröten von ehrenamtlichen Arbeitern aufgezogen, um diese letzten Endes im ausgewachsenen Zustand im Meer freizulassen. Besonders die Geschichte, die hinter der Turtle Farm steckt, hat uns sehr berührt: die Schildkröteneier werden von sri-lankischen Familien, die sie als Nahrungsmittel verwendet hätten, abgekauft (für rund 20 Cent) und von etwa 30 Mitarbeitern von Hand aufgezogen. Doch werden nicht nur gesunde Schildkröten aufgezogen, sondern auch Schildkröten mit Handicap (wie dem Fehlen einer Flosse) aufgepäppelt um ihnen so ein angenehmeres Leben zu ermöglichen. Womöglich wären einige dieser Schildkröten qualvoll im Meer verendet, wären sie von den Mitarbeitern der Farm nicht gefunden worden.
Finanzieren tut sich diese Farm durch etwaige Spenden von Touristen oder auch sri-lankischen Familien. Zudem können Souvenirs erworben werden, von denen wieder neue Schildkröten gerettet werden können.
Nuwara Eliya
Typisch asiatisch waren wir ganze 8 Stunden durch volle Straßen mit lautem Gehupe und chaotischen Fahrstilen unterwegs, bis wir endlich unser nächsten Ziel, die Kleinstadt Nuwara Eliya, erreichten. Auf dem Weg dorthin machten wir einen kleinen Abstecher in eine Teefabrik, in der uns die einzelnen Produktionsschritte von der Plantage bis zum fertigen Tee genauestens erklärt wurden. Zum Schluss konnten wir uns selbst noch ein Bild von dem dort produzierten Tee machen – köstlich. Bereits bei der Einfahrt in den Ort Nuwara Eliya war uns klar, dass dieser Ort landschaftlich besondere Reize hat: Zahlreiche Berge, Teeplantagen aber auch kulturelle Heiligtümer erstreckten sich vor uns und wir freuten uns auf die nächsten zwei Tage, die wir dort verbrachten.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit dem Beziehen unseres Hotelzimmers, einem ausgewogenen sri-lankischen Abendbrot (Rice & Curry!) und dem zeitigen ins-Bett-Gehen.
Der nächste Morgen begann für uns gewohnt früh, jedoch gleich mit einem weiteren Highlight: Wir fuhren zum World’s End (zu Deutsch: Das Ende der Welt). Hinter diesem eher misteriösen Begriff versteckt sich eine ungefähr 2000 m hohe Schlucht mit einem faszinierend schönen Ausblick. Anders als es vielleicht in Deutschland einen Lift gegeben hätte, mussten wir diese besagte Schlucht erst einmal zu Fuß erklimmen: Insgesamt wanderten wir in sonnig warmen 30°C 15 km in knapp viereinhalb Stunden und wurden – kaum am Gipfel angekommen – für diese Mühen mit dem grandiosen Ausblick belohnt. Und tatsächlich, der Name ist Programm: Tatsächlich hatten wir das Gefühl am Ende der Welt zu stehen.
Geschafft von dieser Wanderung entspannten wir den restlichen Tag mit unserer Gastfamilie im Hotel bei dem Champions League Spiel Juventus Turin gegen FC Bayern München, bevor wir mit großer Neugier auf die Ereignisse des nächsten Tages einschliefen.
Bevor wir unsere neun stündige Rückfahrt Richtung Colombo am nächsten Morgen antraten, besuchten wir mit unserer Gastfamilie den von vielen Touristen aufgesuchten Rose Garden. Doch nicht nur vielfältige, bunte Rosen konnten dort bestaunt werden, auch tropische Pflanzen, welche wir noch nicht einmal aus dem Biologie Unterricht kannten, und kunstvoll geschnittene Büsche (in Formen von Affen, Elefanten oder gar Giraffen) wurden uns nähergebracht.
Essen
Das Nationalgericht Sri Lankas, Rice and Curry, war wohl das Gericht, welches wir auf unserer Reise am häufigsten gegessen haben und dies sogar mit großer Freude. Wie der Name bereits verrät, besteht es aus Reis und einer Vielzahl von verschiedenen Curry-Arten. Oftmals wird es mit Hühnchen, diversen Gemüsebeilagen und sogenannten „Leaves“ (zu dt. Blätter) angerichtet. An manchen Tagen hieß es so für uns, Reis zum Frühstück, Reis zum Mittag und zum Abendbrot? Reis. Auch wenn einem der Reis irgendwann zu viel war und wir es zu besonderen Gegebenheiten genossen in einem europäisches Restaurant zu essen, hat uns die asiatische Küche mehr als fasziniert. Unsere Gastmütter standen teilweise den gesamten Vormittag in der Küche um uns ein schönes sri-lankisches Mittagessen zu servieren und uns so ein Stück von Sri-Lanka auf ihre Art und Weise näherzubringen.
Normalerweise wird in Sri Lanka alles Mögliche ohne Besteck (also mit der rechten Hand!) gegessen, so auch Rice and Curry. Natürlich testeten wir diese Art des Essens auch und fanden, zumindest bei Rice and Curry, Gefallen daran und taten es den Einwohnern gleich.
Getrunken wird natürlich liebend gerne Tee. Sri Lanka ist nämlich bekannt für einen der besten Teesorten der Welt: Der Ceylon Tee. Wir selber durften natürlich auch zahlreiche Male in den Genuss kommen und es hat uns so sehr fasziniert, dass wir gleich ein paar Teesorten aus Sri Lanka als Souvenir mitgebracht haben.
Zum Abschluss kann man sagen, dass die asiatische, allerdings auch speziell die sri-lankische Küche, viel Reis und Curry in die Gerichte einbinden (wenn sie nicht sogar nur aus diesen beiden Zutaten bestehen). Doch das Gericht ‚Rice and Curry‘ würde uns in Deutschland nur halb so gut schmecken, denn die Vielfalt der Gewürze, die die Speisen Sri Lankas erst besonders macht, hat uns stets aufs Neue beeindruckt, auch wenn uns manche Gericht – zumindest aus europäischer Sicht – einen Ticken zu scharf waren.
Fazit
Im März 2013 ging unsere abenteuerliche Reise von Hamburg aus los, und nun, nachdem wir wohlbehalten wieder in unserer gewohnten Umgebung sind, hat sich doch so einiges verändert. Als wir in Sri Lanka ankamen empfing uns vor Allem eines: Wärme. Wärme, von den Temperaturen her gesehen, aber auch von den Menschen ging eine Wärme aus, wie man sie in Deutschland nur selten erlebt. Dieses Lebensgefühl, dieses Lächeln, diese Freundlichkeit, das überrascht zunächst und steckt dann an. Jeder, den wir um Hilfe gebeten haben, hat versucht uns zu helfen, jeder dem wir begegnet sind, hat gelächelt, hat sich gefreut. Und manchmal fragten wir uns wirklich, was genau belächeln diese Menschen? Warum sind diese Menschen, denen aus unseren Augen eigentlich kaum zum Lachen zumute sein sollte, denn sie lebten abermals am Existenzminimum, so glücklich? Nun, nachdem wir immer wieder unseren Aufenthalt in Sri Lanka Revue passieren ließen, ist uns eins klar geworden: diese Menschen brauchen keine teuren Autos oder Luxushäuser um glücklich zu sein, nein, sie brauchen ihre Familie und Freunde. Allein das macht sie zu jenen stetig lächelnden Personen, wie wir sie in Sri Lanka tagtäglich bewunderten. Diese Mentalität des ständigen „Glücklichseins“ sprang schon nach kurzer Zeit auf uns als berühmter Funke über, und so verbrachten wir vier Wochen in einem Land, das entspannt, das glücklich macht. So störte es in Sri Lanka niemanden, wenn man auf den quälend vollen Straßen, die im puren Chaos versinken, um jeden Preis versucht, doch noch weiter nach vorne zu kommen, oder wenn man das eigene Trinken mit ins Restaurant bringt, oder wenn an der Kasse nicht 2 Minuten gewartet werden muss, sondern ganze 20 Minuten, oder…oder… oder. Diese Entspanntheit könnte womöglich mit weiteren 15 Beispielen, wie wir sie in diesem Land erlebt haben. dargelegt werden.
Wir waren aber zugleich in einem Land, in dem eine Armut herrscht, wie wir sie uns vorher nicht hätten ausmalen können. Die Armut vieler auf Kosten des Reichtums einiger. Viele Menschen hier leben von Tag zu Tag, die einen weil sie es sich leisten können, die anderen, der Großteil, weil er nicht anders kann und keine gesicherte Zukunft hat. Die Probleme des Landes haben wir immer nur anschneidend gesehen, und doch kann man sie nicht übersehen, überall stehen selbstgebaute Hütten, gerade genug, um einen Regenschauer abzuhalten. Mehr nicht. Die, wahrscheinlich noch immer währenden Konflikte der zwei ethischen Gruppen, Singhalesen und Tamilen. Wir haben nicht tief in diese Probleme sehen können, vielleicht auch gar nicht wollen, das ist wahrscheinlich der Teil, den man ausblendet.
Aber es geht auch anders – oft haben wir mit Singhalesen und Tamilen gesprochen, die uns gesagt haben, für sie gäbe es nur noch Sri Lanka, und die Religion, sei nicht Buddhismus, Hinduismus, Islam, Christentum oder sonst etwas, „our true religion is friendship“, solche Sätze behält man einfach. Solche Sätze bekräftigen das Bild, das man von diesem Land bekommt – ein glückliches, freundliches, fröhliches Land. Ein Land, das eine Zukunft ausstrahlt – eine positive Zukunft! Jetzt fallen wir, um das Bild vom Anfang wieder aufzugreifen, wieder in unseren Teller rein, den Blick halten wir über den Rand gerichtet, vielleicht kann man noch einmal über den Rand springen, vielleicht bekommt man noch einmal diese Möglichkeit.
Wir werden uns immer daran erinnern, wie wir bei viel zu heißen Temperaturen mit Heishan die Treppen eines zu groß geratenen Steinhaufens erklimmen, wie wir mit Christian innerhalb von zehn Minuten seinen Führerschein abgenommen und wieder bekommen haben. Wir werden nie vergessen, wie wir mit Ravana und Anouke deutsche und lankische Schlager hörend auf einem Sofa lagen, wie wir morgens Tee schlürfend und Reis mit der Hand essend am Tisch saßen, wie wir mit Lavinia am Pool liegen, wie Namal uns Sri Lanka erklärt hat. All das werden wir nicht mehr vergessen, denn jeder dieser Momente war prägend. Und uns ist jetzt schon klar: Irgendwann hüpfen wir wieder über den Tellerrand, hoffentlich erneut in das wunderschöne Land Sri Lanka.
So verließen wir im April also Sri Lanka mit einem wohlbekannten weinenden aber auch einem lächelnden Auge. Weinend, weil dieser Monat so rasend schnell umging, sodass wir noch immer das Gefühl haben, erst gestern wieder gekommen zu sein. Weinend, weil uns die Menschen, die uns tagtäglich begleitenden, unglaublich ans Herz gewachsen sind. Weinend, weil wir selbst Rice und Curry vermissen. Und dennoch, ja dennoch war dort noch das lächelnde Auge, denn was gibt es schöneres als nach vier Wochen seltenem Kontakt die eigene Familie wieder in die Arme zu schließen? Richtig, kaum etwas.
Zum Schluss möchten wir uns noch einmal in aller Herzlichkeit bei dem OAV, bei Frau Meyer und bei unserer Hauptgastfamilie, den Reuthers, für diese wundervolle Zeit bedanken. Dem OAV und Frau Meyer, weil sie uns diese Chance gegeben haben, so tiefgründig in ein wundervolles Land einzutauchen. Der Familie Reuther, weil sie die perfekte Gastfamilie waren, sie waren immer für uns da und zeigten uns alles, was Sri Lanka zu bieten hatte.
Danke!
Nepal 2011
"Herzlichen Glückwunsch, ihr fliegt nach Nepal!" Sobald die Nachricht des OAV uns ins Haus geflattert kam, gab es kein Halten mehr. Wir konnten es nicht glauben, dass unser langwieriger Traum von Nepal wirklich wahr wird! Endlich das Land kennen lernen, über das wir so viel gehört und gelesen hatten. Die Monate bis zu unserem Flug schienen wie im Zeitraffer zu vergehen und schon saßen im Flieger nach Nepal. Voller Aufregung überlegten wir, was wir wohl alles erleben würden. Doch die Realität übertraf einfach jede unserer Erwartungen vollkommen. Kaum am Flughafen von Kathmandu gelandet, hatte das asiatische Chaos uns schon voll im Griff. Wo müssen wir hin? Und wo genau sind unsere Koffer? Nach gefühlten Stunden der Suche fanden wir endlich das Fließband, doch auch hier kam sehr schnell die nepalesische Gelassenheit zum Vorschein. Koffer um Koffer zog an uns vorbei, nur unsere ließen ziemlich lange auf sich warten. Nach einer geschlagenen Stunde waren wir und unsere Koffer endlich vereint – und schon konnte es losgehen: Nepal, wir kommen! Schon beim Verlassen des Flughafengebäudes drängten sich uns die verschiedensten Eindrücke auf: Taxifahrer an jeder Ecke, Müll der auf der Straße verbrannt wird und ein ohrenbetäubender Lärmpegel. Aber all das faszinierte uns von Anfang an: So packte uns das nepalesische Flair sofort und wir brannten darauf, endlich tiefer in die einzigartige Kultur einzutauchen.
Familien
Die Mount View Residency in Harisiddhi, Lalitpur, sollte für die nächsten vier Wochen unser Zuhause sein. Dort wohnten wir in zwei Gastfamilien, die allerdings nur ein paar Häuser voneinander entfernt lebten. Recht untypisch für nepalesische Verhältnisse hat Stefanie in einer kleinen dreiköpfigen –eigentlich vierköpfigen (doch die älteste Tochter ist ausgezogen) -Familie gelebt. Die Familie bestand lediglich aus ihren Gasteltern Kanta und Robin, ihrem erwachsenen Gastbruder Saurav und dem Familienhund Toffee. Dagegen hatte Annika eine eher typisch nepalesische Familie mit deutschem Einschlag: Ihre Gastmutter Kabita arbeitet schon seit Jahren für die Deutsche Botschaft in Kathmandu und hat früher selbst eine Weile in Deutschland gelebt. Zusammen mit ihrem Mann Subodh, ihren zwei Kindern Abhilasha und Sarvodaya und ihren Schwiegereltern lebt sie als enge Bekannte von Stefanies Gastfamilie in der Mount View Residency.
Pokhara und Chitwan
Kaum richtig in unseren Gastfamilien angekommen, da hieß es auch schon: Sachen packen, es geht auf nach Pokhara – eine der größten Städte außerhalb des Kathmandutals. Nach einer 8-stündigen Busfahrt über holprige Straßen kamen wir endlich am berühmten Phewa-See an. Schwer bepackt mit unseren Taschen machten wir uns mit Stefanies Gastbruder auf die Suche nach einem Hotel, denn typisch für Nepal werden Unterkünfte wie auch Reisebusse erst in allerletzter Minute gebucht: Das hieß in unserem Fall von einem zum anderen Hotel zu laufen und zu fragen, ob noch Schlafplätze frei wären. Letztendlich haben wir natürlich ein Hotel gefunden und konnten so beruhigt unsere zweite Nacht in Nepal verbringen. Der nächste Tag war voll mit spannenden Aktivitäten: Zuallererst ging es hoch auf einen der unzähligen Berge, wo wir vor der atemberaubenden Kulisse des Annapurna-Massivs paragliden waren. Diese unbeschreiblichen Eindrücke werden wir niemals vergessen, als wir Kreise über den Phewa-See zogen und uns den Wind um die Nase wehen ließen. Nachmittags ging es nach unserem Höhenflug zu den schönsten Sehenswürdigkeiten Pokharas. Neben den Wasserfällen des Devils-Falls besuchten wir ebenfalls die Tropfsteinhöhlen Mahendra-Cave und die Bat-Cave, in der hunderte von Fledermäusen von der Decke hingen. Von der Bergwelt in den Dschungel: Das war die Devise nach zwei Tagen Pokhara als wir uns auf den Weg in den Chitwan National Park machten. Dort wohnten wir im Tigerlands Resort, einem Luxushotel, das allerdings noch in der Bauphase steckt. Unser Aufenthalt dort war ziemlich durchgeplant. Dschungelsafaris, Elefanten-Briefing und ein Besuch in einem Dorf, in dem die Bewohner immer noch so leben wie ihre Vorfahren seit hunderten von Jahren, standen auf dem Programm. Den Rest der Zeit durften wir in der fast vierzig Grad heißen Dschungelluft entspannen, was wir allerdings meist innerhalb unserer klimatisierten Häuser verbrachten. Nun zeigte sich uns wieder eine völlig neue Facette von Nepal: der unberührte Dschungel und die schier atemberaubende Landschaft, die uns teilweise an die afrikanische Savanne denken ließ. Nach drei entspannenden Tagen in Chitwan ging es wiederum im Bus zurück nach Kathmandu. Endlich hatten wir Zeit, unsere Gastfamilien besser kennen zu lernen und in das nepalesische Stadtleben einzutauchen.
Tihar: Das Lichtfestival
Bereits in der zweiten Woche unseres Aufenthaltes stand ein besonderes Event im nepalesischen Jahr an: Das fünftägige Lichterfest – auch bekannt als Tihar. In dieser nepalweiten Feierwoche werden nacheinander an verschiedenen Tagen Tiere geehrt. Zunächst die Krähen, dann die Kühe und schließlich die Hunde. Am Bruderstag bekommen die Brüder einen Segen von ihren Schwestern, denen sie dann ein Geschenk überreichen müssen. Auch wir durften während unseres Aufenthaltes viel am Tihar mitwirken, beispielsweise durften wir beim Schmücken des Hauses nützlich machen. Eine dieser Vorbereitung war es, das Haus mit Lichtern und Symbolen aus Reisfarbe zu verzieren. So wurden an den gesamten Hausfassaden, Lichterschläuche aufgehängt, sodass Kathmandu sich in ein einziges Lichtermeer verwandelte. Die Symbole aus Reisfarbe, welche im nepalesischen Volksmund als Rangolis bekannt sind, wurden auf den Boden gemalt, so zum Beispiel als Blumen oder Handabdrücke. Tihar stellt vor allem eine große Menge an verschiedenstem Essen dar – so gab es jeden Abend verschiedenste Leckereien: von besonders scharfen über süßen Kleinigkeit bis hin zu den aufwändigsten nepalesischen Mahlzeiten. Doch an Tihar wird nicht nur gegessen – Kartenspiele sind eine der wichtigsten und verbreiteten Aktivitäten während des Lichterfestes.
Kathmandu
Kathmandu ist die Hauptstadt Nepals und liegt im Kathmandutal. Unsere Gastfamilien wohnten zwar nicht direkt in Kathmandu, sondern in Patan, die zusammen mit Kathmandu zu den Königsstädten Nepals gehört. Allerdings haben wir während unserer Zeit in Nepal Kathmandu vermutlich am allerbesten erkundet. Schon am ersten Tag ging es direkt los nach Thamel, das Touristenviertel von Kathmandu. Dort findet man neben vielen kleinen Shops, die Souvenirs anbieten, und einer Fülle von Restaurants unter anderem auch eine Pumpernickel-Bäckerei, was wir ziemlich amüsant fanden. In Thamel haben wir den größten Teil unserer Zeit in Kathmandu verbracht, ob nun mit Shoppen oder damit, uns durch die leckeren Speisekarten der zahlreichen Restaurants zu futtern. Ebenfalls in Thamel befindet sich der Garden of Dreams, ein wunderschöner botanischer Garten mit vielen Springbrunnen reich verziert mit nepalesischen Göttern und Blumenmustern. Während außerhalb vom Gelände des Garden of Dreams der Lärm und die Abgase der Autos die Straße dominieren, kann man dort einfach abschalten und die Seele baumeln lassen. Nahe an Thamel gelegen findet man den Durbar Marg, die größte Shoppingmeile Kathmandus, die meist unser zentraler Ausgangspunkt für unsere Erkundungstouren der Stadt war. Doch Kathmandu hat noch viel mehr zu bieten als nur Shopping: Zu einem der beeindruckendsten Dinge, die wir in Nepal erleben durften, gehört der Pashupatinath-Tempel. Dort werden öffentliche Feuerbestattungen für Hindus abgehalten. Pashupati ist eine heilige Stätte, weswegen wir den Tempel auch nicht betreten durften. Allerdings haben wir dort selbst einer Feuerbestattung beigewohnt, was uns für immer im Gedächtnis bleiben wird. Zwar erschien es uns äußerst befremdlich, dass die Verstorbenen am Fluss vor den Augen der öffentlichkeit verbrannt wurden, doch für Hindus ist es eine große Ehre und ein großer Wunsch, nach ihrem Tod in diesem Tempel die letzte Ehre zu erfahren. Wir fühlten uns geehrt, dass wir diese äußerst bewegende Zeremonie selbst miterleben durften. Zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten gehört sicherlich Swayambhunath, der von Touristen oftmals als Monkey-Tempel bezeichnet wird. In der riesigen buddhistischen Tempelanlage leben hunderte Affen, denen von Schaulustigen Kekse und andere Leckereien zugeworfen werden. Ebenfalls haben wir Bouddhanath besucht, eine der größten Stupas des Landes. Tausende Gebetsfahnen säumen den Platz der Stupa. Dies zeigt die einzigartige Symbiose von Buddhismus und Hinduismus in Nepal, da die beiden Religionen friedlich koexistieren. Neben den beeindruckenden Sehenswürdigkeiten Kathmandus sind uns besonders die Taxifahrer im Gedächtnis geblieben. In Kathmandus bilden Taxis zusammen mit Kleinbussen und Fahrrad-Rikschas die öffentlichen Verkehrsmittel und sind die beste Möglichkeit, schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen. Allerdings sind die Taxifahrer europäischen Touristen nicht wirklich wohlgesonnen, sonder eher darauf aus, unsere Taschen ziemlich schnell zu lehren. Nach einigen Versuchen lernten wir allerdings damit umzugehen und am Ende waren wir wahre Spezialisten im Handeln. Dies war auch beim Einkaufen sehr hilfreich. Besonders in kleinen Läden verlangen die Inhaber meist wahnwitzige Preise von Touristen, doch am Ende unseres Aufenthalts konnte uns so leicht keiner mehr über den Tisch ziehen. Die Füße als Fortbewegungsmittel über größere Strecken sind in der Stadt eher unbekannt, weswegen wir ziemlich schiefe Blicke ernteten, wenn wir darauf bestanden, nach Hause zu gehen. Dennoch ließen wir uns das Vergnügen nicht nehmen und liefen einen Tag durch ganz Kathmandu zurück nach Hause, wobei wir uns meistens an Werbeschildern orientierten. Ein anderer großartiger Moment, an den wir uns immer erinnern werden, war der Mount Everest Experience Flug, bei dem wir in einer kleinen Maschine über die beeindruckenden Gebirgszüge des Himalayas flogen. Den höchsten Berg der Erde aus nächsten Nähe betrachten zu können und das nicht aus Bücher oder im Fernsehen war ein überwältigender Augenblick, den wir für immer in unserem Herzen tragen werden.
Trekking und Last Resort
5:30. Der Wecker klingelte uns unsanft aus dem Schlaf – und trotzdem waren wir sofort hellwach: denn an diesem Tag ging es endlich zum Trekking. Keine halbe Stunde auf den Beinen und schon wurden wir zum Busplatz gefahren, wo der Guide und unserer Träger schon auf uns warteten. Mit dem Bus ging es in Richtung Helambu – bis es einen ungeplanten und vor allem ruckartigen Stopp gab. Der nepalesische Busfahrer brüllte etwas für uns unverständliches durch den Bus, worauf alle anderen aus dem Bus stiegen. Das hieß dann wohl auch für uns: aussteigen. Schnell wurde das Problem klar; der Bus kam den steilen und mit Steinen übersäten Berg nicht hoch. So musste unser Trekking also von hier beginnen. Mit unserem Träger und dem Guide, der uns durch allmögliche Landschaften, über hohe Berge, Hängebrücken, die sich über hohe Schluchten spannten und Reisfelder führte, ging es los in unser erstes Loft – der Hütte zum Aufenthalt für die erste Nacht. Keine Toilette, keine Dusche und nur ein dünnes Wellblechdach hieß es dann für die erste Nacht. Für uns eine ziemlich Umstellung – da wir es eigentlich gewohnt sind, ein festes (!) Dach über dem Kopf zu haben. Die nächsten zwei Tage verliefen ähnlich, Reisterrassen wurden passiert, sämtliche Berge hinauf und herunter gestürmt – aber von den wunderschönen Zügen des Himalayas? Keine Spur. Nebel verdeckte uns die Sicht auf das, was wir unbedingt aus nächster Nähe sehen wollten. Nicht nur, dass dichter Nebel die Sicht versperrte, am dritten Tag setzte ein verspäteter Monsunregen ein. Fakt ist: Ein Monsun ist kein einfacher Regenschauer wie wir diese aus Deutschland kennen. Wenn es in Nepal regnet, dann regnet es richtig und dann hört es auch so schnell nicht auf. Keine zehn Minuten und wir waren vollkommen durchnässt, weswegen der Guide versuchte einen Schlafplatz zu finden. Und tatsächlich: eine nepalesische Familie, die uns noch nie in ihrem Leben gesehen hat, ließ uns einfach so in ihrem Haus übernachten. Und wieder einmal bewies dies für uns die Offenheit der Menschen dort, und vor allem auch die Gastfreundschaft. Wir bekamen bei ihnen so viel warmes Essen wie wir wollten, so viel Tee wie wir trinken konnten und durften letztendlich sogar im Bett des Familienvaters schlafen, der sich zu der Zeit nicht im Hause befand. Am nächsten Morgen aufgewacht, standen wir auf einer Reisterrasse und putzen uns gerade die Zähne, als sich der Nebel durch den Schauer am Vortag endlich lichtete. Wir konnten es kaum fassen: Der Himalaya war zu sehen! Nur noch wenige Wolken bedeckten den sonst azurblauen Himmel. Auch in den letzten drei Tagen des Trekkings konnten wir ihn dann wunderbar erkennen, in seiner ganzen Gewalt und Schönheit erstreckte er sich am Horizont. Fast wirkte es, als gehe er endlos weiter. Nach sechs Tagen des Trekkings und der wundervollen Aussicht auf den Himalaya, welche uns manchmal wirklich mit dem letzten Atemzug und wenig übergebliebener Kraft in den Beinen fast wie ein unsichtbares Seil den Berg hochzog – ging es dann mach Kathmandu voll bepackt mit den noch immer auf uns einwirkenden Bildern der Aussicht zurück. Bereits einige Tage später sollte für uns die letzte große Aktivität anstehen. Wieder ging es mit dem Bus knapp 4 Stunden Richtung Tibet in das Actionresort "The Last Resort". Eigentlich war für uns die Canyon Swing geplant, eine etwaige Aktion wie das Bungeejumping, doch da wir noch minderjährig waren, entschieden wir uns am Ende für den Hochseilgarten. Dieser war auch ziemlich anstrengend, aber es hat dennoch total Spaß gemacht, sich durch einen Parcours zu hangeln, doch trotzdem konnten wir es uns letzen Endes nicht nehmen lassen und schauten immer mal wieder bei den Bungeejumpern vorbei, die sich wagemutig von einer 160m hohen Brücke in die Tiefe stürzten. So haben wir auch eine nepalesische Nonne beim Bungeejumping kennengelernt, mit der wir uns dann einige Stunden noch unterhalten haben.
Essen
ßt Dhaal Baat und besteht aus Reis, einer Linsen- und Bohnensuppe und meist noch angebratenes Gemüse und zeitweise auch Fleisch. Dhaal Baat haben wir in unserer Zeit in Nepal wohl am meisten gegessen. Doch generell wird in Nepal Reis in wahren Unmengen verzehrt. Egal ob morgens, mittags oder abends; Reis geht in Nepal wirklich immer. Dazu wird in Nepal ziemlich kräftig mit Knoblauch, Chilli und Ingwer gewürzt, woran wir uns allerdings recht schnell gewöhnt haben. Ein weiteres beliebtes Gericht sind Momos. Das sind gefüllte Teigtaschen, die mit so ziemlich allem gefüllt werden können. Neben den Standardfüllungen wie Gemüse und Fleisch, haben wir auf unserer kulinarischen Reise durch Nepal auch die höllisch scharfen Chillimomos und das süße Gegenstück, ein Momo gefüllt mit Marsriegeln, probiert. Andere süße Leckereien sind Reispudding und das nepalesische Nationalgetränk: schwarzer Tee mit Milch und einer Menge Zucker. Besonders lecker fanden wir allerdings die mannigfaltigen Gemüsecurry-Varianten, die wir probieren durften. Allerdings war uns die traditionell nepalesische Küche doch einen Tick zu scharf, obwohl wir alles gekostet haben.
Was haben wir gelernt?
Aus Nepal haben wir Erfahrungen für unser ganzes Leben mitgenommen: Wir sind viel selbstbewusster geworden, da wir uns in einem völlig fremden Land zu Recht gefunden haben. Am Anfang unserer Reise waren wir noch ziemlich schüchtern, doch in Nepal haben wir gelernt, dass man einfach offen auf Menschen zugehen muss, dann bringen sie einem auch Freundlichkeit entgegen. Außerdem haben wir die unglaubliche Offenheit und Gastfreundschaft der Nepalesen kennen und schätzen gelernt. Durch die Armut, die wir in Nepal täglich beobachten konnten, und durch die Entbehrungen des Luxus, den wir zuhause haben, schätzen wir alle Dinge, die wir hier in Deutschland haben, nun noch mehr. Wir sind so unendlich viel dankbarer für alles, was wir haben und erleben durften. Wir sehen all die Dinge, die wir haben, nun nicht mehr als selbstverständlich, sondern sehen es in einem neuen Licht. Nepal hat uns gezeigt, wie gut wir es doch haben. Denn in Nepal war es für uns purer Luxus eine Dusche, gar eine heiße Dusche zu haben. Von dieser einzigartigen Erfahrung werden wir noch lange zehren und wir tragen all die Menschen, die wir auf unserer Reise kennenlernen durften, in unserem Herzen und sind froh, noch immer mit ihnen in Kontakt zu stehen.
Japan 2010
Kurz vor den Sommerferien erhalten wir den Anruf von Frau Meyer. "Ihr habt es geschafft. Ihr fliegt nach Japan!" Nach einer kurzen Zeit, in der wir es nicht fassen können, überschwemmt uns die Freude wie eine Sturmflut. Wir werden das Land, über welches wir das letzte halbe Jahr die verschiedensten Informationen zusammengetragen haben, mit eigenen Augen erkunden können!
Familien
Wir werden in zwei Familien untergebracht, die – für tokyoter Verhältnisse – allerdings äußerst nahe beieinander wohnten. Nur 25 Minuten trennen uns von einander. Beide Familien kommen aus Deutschland, sodass sie uns viele Informationen geben und Gesten sowie Verhaltensweisen der Japaner, die uns zu Anfang ratlos machen, erklären können. Die Familie von Josephine besteht aus dem Vater, der Mutter, einer Tochter und einem Sohn. Sie hört ihrer Gastmutter nach dem Abend gerne stundenlang zu und erfährt viel Neues über Japan, das nicht in Reiseführern und Büchern steht. Alexandras Gastfamilie besteht ebenfalls aus zwei Elternteilen und vier Kindern, mit denen Alexandra gerne die Abende verbringt, und nebenbei sieht, wie man als deutsches Kind in Japan aufwächst.
Tokyo
Den Großteil unseres Aufenthaltes in Japan verbringen wir in Tokyo. Wir haben beide eine U-Bahnkarte und – plan erhalten, und bereits nach ein paar Tagen trauen wir uns alleine kreuz und quer durch Tokyo zu fahren. Die Metro ist sehr sauber, ordentlich und geregelt. Nie haben wir Betrunkene oder Hooligans angetroffen, im Gegenteil: besonders gerne haben wir während der Rush-Hour den unendlichen Strom eleganter Businessmenschen beobachtet. Jeder Stadtteil hat seinen eigenen Charme. Besonders gefallen uns zum Beispiel China-Town (das uns den großen Unterschied zwischen der chinesischen und der japanischen Kultur vor Augen führt) und Shibuya. In Shibuya trifft sich die Jugend Tokyos – hier treffen wir die Jugendlichen, die durch ihre oft sehr (!) ausgefallene Kleidung ihre Zugehörigkeit zu den verschiedenen Subkulturen bekunden, über welche wir in unserem Bericht geschrieben haben. Es ist ein Unterhaltungsviertel. Nicht weit entfernt liegt die Gasse Harajuku, die voller kleiner Geschäftchen ist, in denen man eben diese Kleidung erstehen kann. Aber auch Geschäfte mit einer Spezialisierung auf Socken oder barocke Kleider sind hier zuhauf zu finden. In Shibuya und Harajuku umherzuschlendern wird eine unserer Lieblingsbeschäftigungen in unserer "Freizeit". Ein besonderer Ausflug führt uns während der Kirschblütenzeit zum Ueno-Park. Es ist wunderschön, wenn so viele Bäume die rosafarbenen Kirschblüten tragen.
Unter den Bäumen sitzen Menschengruppen auf blauen Plastikdecken und genießen ihre arbeitsfreie Zeit. "Hanami" wird dieses picknicken auch genannt, was so viel wie "Blüten betrachten" bedeutet. Eine Anekdote am Rande: Häufig reservieren beispielsweise Firmen einen Platz unter einem Kirschbaum, um alle zu versammeln und gemeinsam zu picknicken. Das reservieren muss meist das jüngste Firmenmitglied übernehmen. Und das bedeutet oft; eine einsame Nacht auf der Plastikdecke zu verbringen, damit niemand den Platz "wegnimmt".
Schulbesuche
Das eine Mal ging es in die "Seisen International School" – eine katholische Mädchenschule, die sehr beliebt ist, da sie einen sehr guten Ruf hat. Wir müssen dunkle Hosen und eine weiße Bluse anziehen, damit unsere Kleidung der Schuluniform ähnelt. Es ist eine fröhliche Mischung der verschiedensten Nationalitäten – Japan, Amerika, Deutschland, Frankreich, Philippinen, Korea und die Schweiz sind vertreten, wie auch viele andere. Der Unterricht wird auf Englisch abgehalten und läuft sehr geregelt ab. Es gibt keine Doppelstunden. Eine Unterrichtsstunde beträgt 40 Minuten. Die Atmosphäre in der Klasse ist sehr familiär.
Während der Mittagspause können wir endlich mit den anderen Mädchen sprechen und erfahren viel über den Schulalltag und was es mit dem "extremen Lernpensum" auf sich hat, von dem wir in Deutschland schon so viel gehört haben. Alle sind offen und sehr interessiert, wie es in deutschen Schulen so zugeht. Die zweite Schule ist ebenfalls eine katholische Mädchenschule, allerdings eine japanische. Während unserem Rundgang rufen uns die Mädchen begeistert "Kawai, kawai!" zu. Kawai? Es heißt süß, erklärt uns die Schulleiterin schmunzelnd.
Leben wie echte buddistische Mönche in Takayama
Zusammen mit Alexandras Gastmutter und Gastschwestern fahren wir nach Takayama um dort zwei Tage in einem buddhistischen Tempel zu verbringen. Die touristische Altstadt gefällt uns trotz des miserablen Wetters sehr – die schwarzen Holzhäuser, die Bächlein am Rande der Gassen und die kleinen, liebevoll restaurierten Geschäfte versetzen uns zurück in vergangene Zeiten. Der Tempel, der uns als Unterkunft dient, ist an europäische Bedürfnisse angepasst. Trotzdem gewinnt man einen Einblick in das Leben und das Lebensgefühl der damaligen Mönche. Zum einen ist es recht spartanisch, zum anderen bitterkalt. Dass liegt daran, dass die Papierschiebetüren, die alle Räume voneinander trennen, kaum Wärme und Privatsphäre gewähren. Um die Kälte zu überstehen, gibt es überall kerosinbetriebene Heizöfen, die erstaunlich schnell Wärme verbreiten. Leider auch einen unangenehmen Geruch, den wir aber gerne in Kauf nehmen. Außerdem sind unsere Matratzen beheizbar! Auch den Ort, an dem buddhistische Zeremonien durchgeführt werden, können wir betreten. Er wird auch heute noch genutzt. Am nächsten Tag folgt ein Ausflug zu einem entlegenen Dorf in den Bergen, das für seine Reethäuser bekannt ist. Es regnet und ist sehr kalt. Im Dorf angekommen, verzaubern uns die alten Häuser sofort. Nachdem wir ein bisschen herum geschlendert sind, besichtigen wir ein Haus, das als Museum fungiert. Wir sind begeistern von den schmalen Treppen, dem dunklen Holz, den fremden Arbeitsgeräten und Ausstellungsstücken. Besonders berühren uns ein Paar winziger Kinderschuhe aus Stroh, das über der Feuerstelle hängt.
Das Samuraidorf Kakunodate
Unseren ersten "homestay" bei einer japanischen Familie verbringen wir in Kakunodate, einem kleinen Dorf im kalten Norden. Familie Kogita begrüßt uns herzlich. Doch wie werden wir uns bloß verständigen? Frau Kogita nimmt uns die Antwort ab, in dem sie lächelnd mit ihren Händen erklärt sie werde uns etwas zu trinken machen. "Hotte grean Tei?" – "Yes, please". Unsere Gastfamilie ist groß. Jeden Abend schneien neue Mitglieder rein, die uns alle aufmerksam und freundlich begrüßen, bevor sie sich zu uns auf den Boden setzen und gemeinsam mit uns am niedrigen Tischchen die japanischen Gerichte verzehren. Trotz unserer Sprachbarrieren können wir uns gut unterhalten und viel über das Leben unserer Gastfamilie erfahren. Wir lernen einige kulinarische Spezialitäten kennen (unter anderem gegrillte Grashüpfer) und erfahren mehr über den Umgang miteinander in Japan. Auffällig ist zum Beispiel die strikte Rolleneinteilung: die Frauen räumen auf, kochen, decken den Tisch und umsorgen alle. Die männlichen Familienmitglieder sitzen während dessen an den Tischchen und unterhalten sich. Sie sind erschöpft von der Arbeit, die sie oft erst gegen 20:00 abends verlassen. Auch in Sachen Kindeserziehung müssen wir unsere vorgefassten Meinungen revidieren. Wir haben uns zuvor ausgemalt, dass die Kinder sehr wohlerzogen, ruhig und unauffällig sein würden und sie bei störendem Verhalten sogleich "zurechtgestutzt" werden. Oder aber dieses Verhalten würde mit Nichtbeachtung gestraft werden, wie es die drei Affen von Nikko vormachen:nichts (Böses) hören, nichts (Böses) sehen, nichts (Böses) sagen. Doch weit gefehlt! Manchmal herrschen ein buntes Chaos und Lärm, dass wir uns nur brüllend unterhalten können. Auch verbreiteten die Kleinen (2,3,4,5 Jahre) ihr Spielzeug wild umher, tobten und lachten. Dabei wurden sie ab und zu von ihren Müttern zurechtgewiesen, wenn sie allzu wild wurden und jemandem weh taten oder etwas umstießen. Ansonsten wurde ihr Verhalten wohlwollend aufgenommen. Dies verwunderte uns, freute uns jedoch auch, denn es zeigte uns, wie "normal" und "menschlich" auch die japanischen Kinder sind. Am ersten Tag führen unsere Gasteltern uns über eine breite Allee zu den berühmten Samuraihäusern. Wir werden von einem englischsprachigen Japaner durch eines von ihnen geführt. Dabei erklärt er uns ihre Besonderheiten: Drei Eingänge führen in ihr Inneres, wobei jeder Eingang eine bestimmte Ranghöhe voraussetzt. So ist der Haupteingang den ranghöchsten Gästen bzw. den Familienmitgliedern vorbehalten. Das Gästezimmer ist der größte Raum des Hauses und spiegelt damit die große Höflichkeit der Japaner wieder. Jeder Raum ist mit Tatamimatten ausgelegt. Wir verlieben uns in die uralt aussehenden, ausgeklügelten Schnitzereien an den Decken, die von Drachen und anderen Fabelwesen erzählen.
Atemlos am Tazawa-See
Am letzten Tag fahren wir durch die verschneiten Berge bis zu einer kleinen Anhöhe, auf der wir aussteigen – und über einen riesigen See auf die Umrisse schneebedeckter Gipfel blicken. Es ist wunderschön hier, vielleicht der schönste Anblick der gesamten Reise. Hier, am tiefsten See Japans, der nie zufriert. Im Sommer ist es ein beliebter Campingplatz, doch heute ist keiner hier. Die Stille ist vollkommen. Weiter geht´s am See entlang. Ab und zu halten wir an Gebetshäuschen oder Schreinen. Wir schlängeln uns immer höher, vorbei an meterhoch aufgetürmten. Schneebergen Einmal wir rutschen gefährlich weit, denn die Straßen sind komplett vereist. Trotzdem drosselt unser Fahrer das Tempo nicht, sondern fährt mit schlappen 60 km/h statt 20 oder 30 km/h weiter. Josephine hat Angst und Alexandra wird schlecht. Doch wir überstehen die Fahrt ansonsten ganz gut. Die nächste Station ist ein berühmtes Onsen (heiße Quellen). Hier ist es wunderschön, mit den kleinen Holzhäuschen inmitten des vielen Schnees und dazwischen die Bäder... Viele Japaner kommen hierher, weil sie den Quellen heilende Wirkungen nachsagen. Das türkise Wasser ist aufgrund der Mineralien milchig und angenehm warm. Doch der hohe Schwefelanteil verbreitet einen starken Geruch nach faulen Eiern. "Lange würden wir es hier nicht aushalten" sind wir beide uns einig.
Zweiter Homestray in Kamakura
Unser nächster homestay in einer japanischen Familie findet in Kamakura statt – die Stadt der bekannten Buddhastatur. Kamakura ist eine ehemalige Hauptstadt Japans und liegt nicht weit entfernt von Tokyo an der Sagami-Bucht. Die Gastfamilie besteht aus Herr und Frau Norji sowie einer Deutschen Bulldogge. Sie nehmen uns herzlich bei sich auf. Beide sprechen sehr gut Englisch, da sie zwei Jahre lang in Amerika gelebt haben. Am ersten Tag in Kamakura nimmt Frau Nojiri uns mit zum Großen Buddah (Daibutsu). Es ist mit 11,40 Metern Höhe und einem Gewicht von 93 Tonnen, die zweitgrößte Statur und gilt als die schönste und vollkommenste Buddahfigur Japans. Ein Kieselweg führt geradewegs auf ihn zu. Wir bleiben erst einmal in einiger Entfernung stehen und lassen das Gewusel, die Statue und den hübschen Garten drum herum auf uns wirken, bevor wir uns ehrfürchtig nähern. Auch der Tsurugaoka Hachiman-Schrein ist etwas ganz besonderes. Er ist dem Kriegsgott Hachiman geweiht. Eine von Menschen überquellende Kirschblütenallee führt uns zu ihm. Die Seiten zieren Souvenirgeschäfte aller Art.
Zwei oder drei gigantische japanische Tore überbrücken die Allee. Der Schrein selbst liegt auf einer Anhöhe, sodass er schon von Weitem gut zu sehen ist. Steigt man die Treppen zu ihm hinauf, hat man einen herrlichen Blick über die Allee und ganz Kamakura. Die dominanteste Farbe ist rot, obwohl er eigentlich sehr bunt ist. Leider ist vor einem Monat ein riesiger, ebenfalls 800 Jahre alter Baum umgestürzt. Doch es wächst bereits ein neuer Spross – zufällig. Die Japaner halten dies für ein Zeichen, oder ein kleines Wunder.
Ausflug nach Kyoto
Zwei Tage vor dem Rückflug nach Deutschland fahren wir spontan mit Alexandras Gastmutter nach Kyoto. Im Morgengrauen brechen wir auf, denn die Fahrt dauert mehrere Stunden. Wir besichtigen eine alte Burg mit einem sogenannten "Nachtigallenboden". Betritt man ihn, quietscht und knarrt er fürchterlich. Dieser "Gesang" verriet in alten Zeiten jeden unerwünschten Gast, sodass die Burgbewohner vor Einbrechern sicher waren. Auch den berühmten "Goldenen Pavillon" können wir besichtigen. Er sieht in Wirklichkeit genauso schön aus wie auf Fotos. Nach dem Goldenen Pavillon geht es schließlich zum Kaiserpalast. Hier müssen wir vorher Zettel mit persönlichen Angaben ausfüllen, damit unser Besuch genehmigt wird. Da wir zusammen mit einer anderen Reisegruppe die einzigen Besucher sind, können uns die Gebäude hier in Ruhe anschauen. Uralte, kunstvolle Wandmalereien zieren die Gemächer des Kaisers. Auch hier treffen wir auf einen Nachtigallenboden. Kyoto ist atemberaubend! Schade, dass unser Besuch so kurz ausfällt. Wir hätten gerne den Philosophenweg genauer unter die Lupe genommen, und mit Frauen dort gesprochen, die wie echte Geishas aussahen.
Die Rückreise
Am 16. April müssen wir traurig Abschied nehmen. Doch genau zu dieser Zeit bricht der isländische Vulkan "Eyjafjallajökull" aus. Wir erwischen noch ganz knapp den letzten Flug der Woche nach Deutschland, landen in München Not und suchen verzweifelt nach einer Route nach Bremen. Wir haben Glück und können exakt 3 Minuten vor seiner Abfahrt die Tickets für den letzten Zug an diesem Tag nach Bremen kaufen. Puh!
Interessante Entdeckungen und Informationen
Da Tokio eine riesige Stadt ist, können Fahrten in der Metro manchmal über eine Stunde dauern. Doch auch auf kurzen Fahrten, in Konferenzen oder beim Warten begegnet einem Inemuri: ein typisch japanisches, öffentliches Nickerchen, bei dem der Schlafende noch wach genug ist, bei der richtigen Station auszusteigen. Essen ist eine private Angelegenheit, und wird daher nicht in der öffentlichkeit getan. Daher haben Restaurants oft Milchglas bis zu einer bestimmten Höhe, sodass Gäste vor den Blicken der Passanten "geschützt" sind. Bärte sind uns auf unserer Reise kaum begegnet. Wie in vielen Ostasiatischen Ländern galt Gesichtsbehaarung lange Zeit als vulgär. Im Jahr 2004 kämpfte ein Postbote sogar gerichtlich für sein Recht, einen Bart zu tragen, da dies für Postboten gesetzlich verboten ist (die Süddeutsche Zeitung berichtete). Mittlerweile werden (gepflegte!) Bärte allerdings wieder modern. Baumkuchen ist eine sehr beliebte Süßspeise in Japan. Wir haben unzählige Cafés gesehen, die sich auf Baumkuchen spezialisiert haben. Nach einem Giftgasanschlag auf die tokyoter Metro wurden Mülleimer in Tokyo weitestgehend abgeschafft. Man trägt seinen Müll gewissenhaft in Tüten nach Hause, um ihn dort zu entsorgen. Insgesamt ist Tokyo eine unglaublich saubere und gepflegte Stadt. Wir haben nie verschmutze Orte gesehen. Auch die Luft ist frisch und klar. Rückblick Der Monat in Japan war für uns beide eine unglaublich tolle Erfahrung.
Wir sind selbstsicherer geworden und haben unsere Scheu vor fremden Menschen abgelegt. Viele Informationen über Japan haben wir uns vor der Reise angelesen, doch ihre Kultur selbst zu erleben und zu leben ist etwas ganz anderes. Japan hat uns unter anderem eine Chance gegeben, unsere eigene Lebensweise und Wertevorstellungen zu überdenken und mit neuen Meinungen nach Deutschland zurück zu kehren. Wir haben uns sehr wohlgefühlt in dieser fremden Welt, weil sie uns mit außerordentlicher Freundlichkeit und Höflichkeit aufgenommen hat. Deswegen können wir abschließend sagen: wir sind gern in die japanische Welt eingetaucht und kommen mit wertvollen Schätzen zurück!
Philippinen 2008
Als wir im Dezember letzten Jahres einen Brief von Frau Meyer erhielten, in dem uns mitgeteilt wurde, dass wir das Stipendium für einen vierwöchigen Aufenthalt auf den Philippinen gewonnen hatten, konnten wir es erst gar nicht glauben, obwohl ganz oben "Herzlichen Glückwunsch" in dicken Buchstaben stand. Von dem Augenblick an begann unsere Vorfreude und Neugier, denn wir hatten trotz intensiver Vorbereitung und Gesprächen mit Filipinos nur eine geringe Ahnung von dem, was uns in den vier Wochen unserer Reise erwarten würde.
Nachdem wir uns am Bremer Flughafen von unseren Familien verabschiedet hatten, starteten wir unsere lange Reise zunächst mit einem Inlandsflug nach Frankfurt. Am Frankfurter Flughafen verpassten wir fast unser Anschlussflugzeug nach Manila, da das Gate verändert wurde, ohne dass wir es bemerkten. Aber es ging nochmal alles gut und der 15-stündige Flug, welcher für uns beide der erste nach übersee war, begann. Wir hatten uns die 15 Stunden unendlich lang vorgestellt, allerdings vergingen sie durch die Aufregung und nette Gespräche mit einigen unserer vielen chinesischen Mitreisenden, die mit an Bord waren, da wir in Guanghzou (Kanton), in Südostchina, zwischenlandeten, sehr schnell.
Ankunft
Bei unserer Ankunft in Manila schlug uns sehr heiße Luft beim Verlassen des Flugzeuges entgegen, und wir machten erstmals Bekanntschaft mit der Zuvorkommenheit der Filipinos. Ein freundlicher Polizist fragte uns, ob wir Hilfe benötigten, da wir unsere Gastfamilie nicht auf Anhieb fanden, was daran lag, dass niemand mit Ausnahme der Passagiere in den Flughafen darf, und es deshalb einen Abholplatz gibt, an dem die Ankommenden alphabetisch geordnet abgeholt werden können.
Nachdem wir unseren Gastvater, unsere Gastschwester und den Fahrer gefunden hatten, begann unsere erste Fahrt durch Manila. Durch die Dunkelheit konnten wir schon einiges erkennen und wir waren überwältigt von dem vielen Verkehr und den vielen Menschen, die wir sahen. So entstand unser erster Eindruck von dieser riesigen und schnelllebigen Stadt.
Familie
Unsere Gastfamilie bestand aus einem deutschen Vater, der seit 25 Jahren in Manila lebt und dort eine Textilfabrik besitzt, seiner philippinischen Frau und einer 14-jährigen Tochter. Unsere Gastmutter stammt aus einer Provinz auf der Insel Luzon, auf der auch Manila liegt. Sie hat ökonomie studiert, 10 Jahre lang in Honkong gearbeitet und ist nun stellvertretende Geschäftsführerin in der Firma der Familie. Außerdem leben noch die 19-jährige Nichte unserer Gastmutter und drei Maids im Haus. Die Nichte wohnt seit ihrem zwölften Lebensjahr bei der Familie und die Maids sind Studentinnen aus der Provinz, die sich ihr Studium durch die Arbeit in der Familie finanzieren, was viele junge Frauen auf den Philippinen so machen, da Maids in jeder relativ wohlhabenden Familie angestellt sind.
Zu unserer Gastfamilie entstand ein sehr gutes Verhältnis, schon sehr schnell fühlten wir uns vertraut und zu Hause. Mit unserer Gastschwester, die perfekt Deutsch spricht, und deren Cousine verband uns sehr schnell ein freundschaftliches Verhältnis. Beide erzählten uns viel von sich und ihren Freundinnen und dem Leben auf den Philippinen. Alle waren immer sehr freundlich, großzügig und um uns bemüht. Wir bekamen viele tolle Dinge gezeigt und erklärt, mit der Familie machten wir schöne Ausflüge und Unternehmungen. Wir wohnten in einem "Village", also einem mit hoher Mauer und Stacheldraht vom restlichen Teil der Stadt abgetrennten Bereich am südlichen Rande von Manila. Von diesen "Villages" gibt es viele in der Stadt, sie sind für die wohlhabende Bevölkerung errichtet worden und der Eintritt ist nur möglich, wenn man genau belegt, wohin man möchte und zu wem. Bei dem Wort "Village" dachten wir zuerst an etwas ganz kleines mit höchstens 20 Häusern, dies ist aber nicht richtig, so leben beispielsweise in dem "Village" unserer Familie 80.000 Menschen. Das Haus unserer Gastfamilie war wunderschön, wir hatten ein eigenes Zimmer, durften uns frei im Haus bewegen und im Pool schwimmen.
Schule
Mit unserer Gastschwester zusammen besuchten wir die European International School Manila, die aus der deutschen und der französischen Schule besteht. Die deutsche Schule ist identisch mit einem Gymnasium in Deutschland und wird hauptsächlich von Kindern besucht, die für kurze Zeit, meistens 2-3 Jahre mit ihren Eltern aus beruflichen Gründen in Manila leben.
Unsere Gastschwester besucht diese teure Privatschule, damit sie gut Deutsch lernt. Jedes Mal, wenn wir die Schule betraten, waren wir aufs Neue beeindruckt, denn so eine Schule hatten wir bis dahin noch nie gesehen. Das Gebäude war schön und sehr gepflegt. Es gab eine Bücherei mit freiem Zugang zu PCs, jeder Klassenraum war mit mindestens einem Computer ausgestattet, es gab ein extra Kunstgebäude, einen Outdoorpool, einen riesigen Sportplatz und eine gut funktionierende und abwechslungsreiche Cafeteria. Außerdem waren die Lehrer alle super-motiviert und wir hätten sogar kurzfristig noch eine Studienfahrt mitmachen dürfen, bei der es darum ging zu tauchen und Wasserproben zu nehmen. Leider war das nicht zu realisieren, da unser Rückflug nach Bremen am gleichen Tag ging, an dem wir wiedergekommen wären.
Wir nahmen an verschiedenen Unterrichtsstunden teil, größtenteils die der 10. Klasse und stellten fest, dass die Unterrichtsinhalte fast identisch mit den unseren sind. So konnten wir richtig gut am Unterricht teilnehmen, denn in fast allen Fächern behandelten wir in Bremen gerade die gleichen Themen. Was uns am meisten faszinierte war, dass die 10.Klässler sogar das gleiche Erdkundebuch hatten wie wir!
Ausflug nach Legaspi
Um die Osterfeiertage herum fuhren wir mit unserer Gastmutter und -schwester, der Cousine und dem Fahrer nach Legaspi City, der Stadt, aus der unsere Gastmutter stammt, während unser Gastvater geschäftlich in Myanmar war.
In Legaspi besuchten wir die Familie unserer Gastmutter, die uns wie Familienmitglieder aufnahm, obwohl wir ihnen ja eigentlich völlig fremd waren. Alle waren sehr interessiert an unserem Leben in Deutschland. Die Familie lebte so, wie es auf den Philippinen üblich ist, nämlich in einer Großfamilie, deren Häuser dicht nebeneinander liegen, so dass man viel Zeit miteinander verbringen kann.
Während unseres Aufenthaltes in Legaspi City erlebten wir, abgesehen vom Kennenlernen einer traditionell philippinischen Familie, verschiedene Dinge. So liefen wir frühmorgens an Karfreitag mit der ganzen Familie einen steilen Hügel hoch, bei dem am Wegesrand weiße Kreuze angebracht waren. An jedem Kreuz hielten die Filipinos an und beteten. Da die meisten Filipinos streng katholisch gläubig sind, ist dies an Karfreitag eine Tradition. Später nahmen wir noch an einer Karfreitagsprozession teil, bei der Jesus Geschichte, von Geburt bis Auferstehung, durch Figuren auf Wagen erzählt wird. Tausende von Menschen begleiteten die Prozession am Straßenrand.
Die Landschaft auf den Philippinen ist wunderschön, es gibt viele Reisterrassen, tolle Strände und Vulkane. Wir besichtigten den Vulkan Magayon, von dem gesagt wird,er sei wegen seiner Form, die wie mit dem Lineal gezeichnet scheint, der schönste Vulkan der Welt.
Allerdings ist der Magayon noch aktiv, und wir sahen ebenfalls die Katastrophengebiete des letzten Ausbruchs vor zwei Jahren, die noch heute deutlich von den Lavaströmen und ihrer Zerstörung gekennzeichnet sind.
Zwei Tage fuhren wir auch an den Strand und badeten mit unserer Gastschwester im Pazifik. Das war sehr lustig, da wir auch Wassersport wie Windsurfen oder Wasserski betrieben, allerdings bekamen wir beide, trotz intensiven Eincremens einen Sonnenbrand.
Manila
Mit unserer Gastfamilie und Bekannten aus der Schule unternahmen wir in Manila ebenfalls viel. Durch die großen Entfernungen in dieser riesigen Metropole war es für uns schwer, selbstständig in andere Teile der Stadt zu kommen, da unsere Familie uns auch nicht gerne mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren lassen wollte, weil diese als unsicher gelten. Es gab aber auch so genug für uns in unserem Stadtteil zu unternehmen, der ja von der Größe her eine Stadt für sich war.
Unsere Gastfamilie besuchte mit uns einen amerikanischen Soldatenfriedhof aus dem 2. Weltkrieg, der amerikanisches Hoheitsgebiet ist und mitten in Manila liegt. Außerdem sahen wir uns den alten, spanischen Stadtteil "Intramuros" aus der Kolonialzeit an, in welchem auch der philippinische Nationalheld Jose Rizal bis zu seiner Hinrichtung gefangen gehalten wurde. Wir waren ebenfalls in Chinatown, dem Stadtteil, in dem die vielen chinesischen Migranten wohnen, die sehr arm sind.
An einem unserer ersten Tage in Manila machten wir einen Ausflug zu einem Vulkan, der in einem See liegt. Die Aussicht war wunderschön und wir sahen das erste Mal die beeindruckende philippinische Natur. Zwei Wochen später fuhren wir mit unserer Gastmutter und unserem Fahrer zu einem kleinen Fluss, auf dem wir dann ca. 1 Stunde lang in einem Kanu paddelten, bis wir an einen Wasserfall kamen. Am Flussufer war die Natur tatsächlich so, wie man sie sich auf den Philippinen vorstellt, mit riesigen Bäumen und Palmen. Am Wasserfall stiegen wir auf ein Floß um und wurden mit weiteren Touristen durch den Wasserfall gerudert. Für uns war dies eines unserer tollsten Erlebnisse, da wir so die wirklich wunderschöne Natur erlebten und dabei richtig viel Spaß hatten.
Einen Tag begleiteten wir unseren Gastvater und unsere Gastmutter in ihre Fabrik und erhielten Einblicke in die Herstellung von Hemden und das Leben philippinischer Arbeiter, welches sich doch stark von dem Leben deutscher Arbeiter unterscheidet, obwohl die Konditionen in der Fabrik unserer Gastfamilie für die Philippinen sehr gut sind, wie unsere Vorgespräche in Deutschland ergaben. So arbeiten die Filipinos sechs Tage die Woche und haben auch kaum Urlaub. Auch unsere Gasteltern arbeiteten sehr viel.
An einem anderen Tag besuchten wir die deutsche Botschaft in Manila und bekamen dort wiederum einen Einblick in das Leben und die Arbeit deutscher Beamter im Auswärtigen Dienst. Wir wurden von einem jungen Praktikanten aus Deutschland herumgeführt und bekamen alles sehr genau erklärt, wie zum Beispiel Visaanträge bearbeitet werden oder Einwanderungsanträge von Filipinos.
Für uns ungewöhnlich und eine neue Erfahrung war, dass wir beide eine große Attraktion für die Filipinos waren, sowohl in Manila als auch in der Provinz. Wir fielen durch unsere Größe und Hautfarbe extrem auf, so dass uns, wenn wir durch die Straßen liefen, zugewunken, zugehupt und Dinge zugerufen wurden. Es kam auch oft vor, dass wir fotografiert wurden. Teilweise wurden wir einfach mit fotografiert, wenn wir für eigene Fotos posierten, aber oft kam es auch vor, dass wir um ein Foto mit der jeweiligen Person gefragt wurden.
Rückflug
Nach dem traurigen Abschied von unserer Gastfamilie, den Maids und dem Fahrer begann unser Rückflug. Da während unseres Aufenthaltes in Manila die Lufthansa den Direktflug von Manila nach Frankfurt gestrichen hatte, mussten wir zunächst mit Singapur Airlines nach Singapur fliegen, um dort umzusteigen. Der Flug mit Singapur Airlines unterschied sich deutlich durch seinen Komfort von einem mit anderen Airlines, so dass wir gerne noch ein wenig weiter geflogen wären.
Am Flughafen in Singapur merkten wir, wie wir uns in dem einen Monat weiterentwickelt hatten. Bei unserer Abreise aus Bremen waren wir am Frankfurter Flughafen verunsichert, so auf uns alleine gestellt zu sein. In Singapur, einem der größten Flughäfen der Welt, war dies für uns selbstverständlich und wir hatten keine Probleme, viele fremde Menschen auf Englisch anzusprechen, um den richtigen Schalter zu finden. Zurück in Deutschland erwarteten uns unsere Familien und Freunde, denen wir natürlich sehr viel zu erzählen hatten.
Während unserer Zeit auf den Philippinen sammelten wir viele interessante Erfahrungen, die uns sicher auch in Zukunft prägen werden. Ein Beispiel dafür ist die Mentalität der Menschen, die trotz Armut und unsicherer Zukunft, immer freundlich und gut gelaunt sind. Dies hat uns sehr zum Nachdenken gebracht, da die Konditionen der Menschen, verglichen mit Deutschland, doch wesentlich schlechter sind und sie trotzdem viel mehr Lebensfreude besitzen als wir Deutschen. Manchmal, wenn wir in Geschäften beim Einkaufen sind, wünschen wir uns auf die Philippinen zurück, wo es niemals vorkommen würde, dass jemand unfreundlich an der Kasse ist oder man als Kunde nicht beachtet wird.
Für die Zukunft werden wir versuchen, uns daran zu erinnern und selbst diese gute Eigenschaft der Filipinos anzunehmen. Die Reise hat uns ermöglicht, die Welt und auch Deutschland einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Unser Verständnis für andere Lebensweisen und -kulturen, auch wenn sie noch so anders und ungewöhnlich erscheinen, wurde durch das Leben in einer fremden Stadt in einer Familie gestärkt. Wir sind dankbar, dass wir diese Reise machen durften.
Wir hoffen, dass wir wieder einmal auf die Philippinen fahren können. Wir möchten unseren Familien alles zeigen und vermissen unsere Gastfamilie und dieses tolle Land mit seinen tollen Menschen.
Danke dem OAV und Familie Sudhoff!
Indien 2005
Am 28.12.2004 starteten wir unsere Reise nach Indien am Bremer Flughafen. Natürlich waren wir aufgeregt und sehr gespannt auf die vier Wochen, die vor uns lagen. Obwohl wir im Zuge des Wettbewerbs inzwischen sehr viel über Indien wussten und mit vielen Leuten, die Indien kannten, gesprochen hatten, konnten wir uns immer noch nicht genau vorstellen, was uns in diesem "Land der Gegensätze" erwarten würde.
Angekommen
Am 29.12.2004 wurden wir am Flughafen in Mumbai abgeholt und mit dem Auto nach Pune zu unserer Gastfamilie gefahren. Als wir durch die Stra"en von Mumbai fuhren, kam es uns vor wie im Film. So viel Verkehr, so viele Menschen. Wir guckten staunend aus dem Fenster und versuchten alles zu sehen und in uns aufzunehmen. Auf diese Weise gingen die drei Stunden Autofahrt schnell vorbei.
Unsere Gastfamilie
Unsere Gastfamilie bestand aus drei Personen: Vater, Mutter und Tochter. Eine bessere Gastfamilie hätten wir nicht haben können: Die ganze Zeit bei ihnen war fantastisch, wir fühlten uns wohl, wurden herzlich aufgenommen und hatten schon bald das Gefühl, wie ein Teil der Familie behandelt zu werden. Von ihnen lernten wir sehr viel über das indische Familienleben, deren Bräuche und Gewohnheiten. Wir bekamen die tollsten indischen Speisen aufgetischt, lernten gleich am ersten Abend mit den Fingern zu essen, nahmen an Familienfeiern teil, durften Saris unserer Gastmutter tragen und an ihrem Yoga-Unterricht teilnehmen. Sie nahmen uns mit zum Einkaufen, zeigten uns hinduistische Tempel und andere Sehenswürdigkeiten der Stadt und des Umlands, vermittelten uns an Freunde und Bekannte, mit denen wir weitere Unternehmungen starteten und zum Beispiel die Universität, eine Räucherstäbchen-Manufaktur und das Krankenhaus Deenanath-Mangeshkar, das mit Bremer Unterstützung aufgebaut wurde, besichtigten. Mit unserer Gastschwester gingen wir ins Kino, sie zeigte uns ihr altes College und erklärte uns ihre tägliche hinduistische Gebetszeremonie, nahm uns mit in die Berge zu einem Ausflug ihrer Dancing-class und unterrichtete uns indischen Kathak-Tanz.
Sightseeing
Um auch alleine die Stadt erkunden zu können nahmen wir Auto-Rikshas, nachdem unser Gastvater uns genauestens erklärt hatte, worauf wir zu achten hätten, oder gingen zu Fu". An einem Tag machten wir eine achtstündige Stadtrundfahrt und sahen viele Museen, Tempel und Memorials, wie zum Beispiel den berühmten Agakhanpalace, in dem Mahatma Gandhi einst gefangen war. Am Ende unseres dreiwöchigen Aufenthaltes kam auch Frau Meyer vom LIS nach Pune, um uns in der letzten Woche unserer Reise nach Mumbai und Delhi zu begleiten.
Zunächst fuhren wir nach einem tränenreichen Abschied von unserer Gastfamilie mit dem Zug nach Mumbai. Dort wurden wir von dem OAV-Mitglied Jan Eberhardt empfangen, der uns auch unsere dortige Gastfamilie organisiert hatte. Wir wohnten nur ein paar hundert Meter vom "Juhu-Beach" entfernt und begleiteten unseren Gastvater jeden Morgen bei seinem Strandspaziergang. Ansonsten hatten wir zu dieser Gastfamilie nicht viel Kontakt, denn während der drei Tage in Mumbai stand vor allem Sightseeing auf dem Programm: Wir fuhren mit dem Schiff zu den "Elefanta-Caves", uralte hinduistische Tempelanlagen auf einer Insel vor der Stadt, sahen das "Taj Mahal"-Hotel im Kolonialbaustil und das "Gate of India" und besichtigten wieder mehrere Tempel und den "Mani Bhavan", ein Gandhi-Museum in dessen ehemaligem Wohnhaus in Mumbai. Am letzten Abend gingen wir mit Herrn Eberhardt und Frau Meyer in einem Hotel essen. Zufälligerweise war dort gerade eine Hochzeitsfeier und wir durften ein Foto mit dem festlich-bunt gekleideten indischen Brautpaar machen.
Auf nach Delhi
Mit dem Flugzeug flogen wir nach Delhi, wo ein Hotelzimmer für Frau Meyer und eins für uns reserviert war und wo wir die restlichen fünf Tage vor der Heimreise verbrachten. Die Hauptstadt hat einen ganz anderen Charakter als Pune und Mumbai und es war dort wesentlich kälter als in den anderen beiden sommerlich-warmen Städten. Da man in Indien sowohl in Museen als auch in Tempeln und anderen Einrichtungen meistens die Schuhe ausziehen muss, bekamen wir hier zum ersten Mal kalte Fü"e. Wir buchten ein Taxi für die ganzen Tage, unser Fahrer war ein sehr netter Sikh mit einem Turban, der uns in seinem alten gelb-schwarzen Ambassador ohne Anschnallgurte durch die Stadt fuhr. In Old Delhi besichtigten wir die berühmte und sehr gro"e "Jama Masjid"- Moschee und einen sehr gro"en Sikh-Tempel, wo man sich einfach hinsetzt und der Musik und den Gesängen aus dem "Heiligen Buch" lauscht. Wir liefen auch einfach durch die Stra"en, um die Atmosphäre auf den verschiedenen Basaren, aber auch der Hauptstra"e "Chadni Chowk" zu erleben ¯ in Indien gibt es überall viel zu sehen und zu staunen.
Spaziergänge durch den "Buddha-Garden" und den "Nehru-Park" standen auch auf dem Programm. Au"erdem sahen wir "Humayuns Tomb", das prunkvolle Grab des zweiten Mogulkaisers, ebenfalls in einem Park gelegen.
Der Taj Mahal
An einem Tag machten wir einen ganz besonderen Ausflug, und zwar nach Agra zum Taj Mahal, dem riesigen, weltberühmten Grabmal der Gattin des Schah Jahan. Wir fuhren mit dem Auto dahin; eine ca. vierstündige Fahrt durch den Bundesstaat "Uttah Pradesh", auf der es wieder viel zu sehen gab ¯ unter Anderem begegneten wir auf der Landstra"e einem Kamelzug! Das "Taj Mahal" ist ein unglaublich beeindruckendes Gebäude aus purem Marmor und mit Halbedelsteinen verziert, ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt.
Zurück in Delhi hatten wir am 26. Januar die Möglichkeit, den indischen "Republic Day" in der Hauptstadt mitzuerleben. Dort fand eine gro"e, bunte Parade statt, bei der jedes Bundesland Indiens mit einem eigenen Wagen vorgestellt wurde.
Zurück nach Deutschland
Von Delhi aus ging es dann wieder zurück nach Deutschland, wo wir im Januar mit Schnee empfangen wurden. Die Zeit in Indien war wie im Fluge vergangen und hier kamen uns die Stra"en plötzlich so leer und grau vor... Für uns beide steht fest, dass wir noch mal nach Indien zurück wollen, denn diese Zeit, in der wir, vor allem dank unserer Gastfamilie, in eine so fremde Kultur eintauchen konnten, hat uns beide sehr geprägt.
Auf den Stra"en Indiens kommt man automatisch mit Menschen in Kontakt, nicht nur mit vielen neugierigen Menschen, die fragen, wo man herkommt, was man macht und wie es einem dort gefällt, sondern auch mit Bettlern und bettelnden Kindern. In Pune nahm uns die Leiterin zweier Mädchen-Slumschools mit dorthin und übersetzte auf Englisch, sodass wir uns mit den Mädchen unterhalten konnten ¯ wir wollten auch diese Seite Indiens kennen lernen. Die vielerorts offensichtliche Armut war sicher eine der prägendsten Erfahrungen und hat uns sehr zum Nachdenken gebracht
Wir haben in den vier Wochen unserer Reise viele interessante und nette Leute kennengelernt, deren Leben auf jeden Fall anders ist als unseres, und viel Neues und Fremdes gesehen und erlebt, seien es die Kühe und Elefanten auf der Stra"e oder die Ghost-stories der Freunde unserer Gastschwester, bei denen wir zunächst auch nicht wussten, ob sie ernst gemeint waren. Diese vielen Eindrücke haben dazu beigetragen, dass unser Blick auf die Welt sich verändert hat und unser Interesse für fremde Länder und Kulturen gewachsen ist. Noch immer lassen der Geruch von Räucherstäbchen, indisches Essen (mit den Fingern gegessen natürlich) oder indische Musik viele tolle Erinnerungen an diese Reise und ein wenig Sehnsucht nach Indien wieder hochkommen.
Singapur 2004
Im Dezember 2003 bekamen Nane und ich die freudige Nachricht:
Wir hatten gewonnen. Was wir gewonnen hatten?
Eine Reise nach Singapur, verbunden mit einem Aufenthalt von einem Monat in einer dortigen Gastfamilie. Bald hatten wir ein Gespräch mit Herrn Vollers, dem Vorsitzenden des Ostasiatischen Vereins (OAV), der mit uns alle Details besprach. Im Mai ging die Reise dann los. Wir konnten beide nicht recht glauben, dass wir nach Asien bzw. Singapur fahren durften, doch als dann schließlich das Flugzeug in Bremen abhob war klar, dass die ganze Aktion kein Scherz war!
Empfang in Singapur
Am Flughafen wurden wir von unserer Gastfamilie in Empfang genommen. Shera, unsere Gastmutter, war eine nette, aufgeschlossene und fröhliche Frau malaysischer Abstammung und begrüßte uns herzlich. Mit dabei waren auch ihre drei Söhne, unsere zukünftigen Gastbrüder. Zuerst fuhren wir "nach Hause", in ein schönes, sehr geräumiges Haus etwas außerhalb der Stadt. Wir hatten hier unser eigenes Zimmer und Bad. In dem Haus wohnten außerdem Hans, unser Gastvater und gebürtiger Hamburger und das Hausmädchen. Familien, die es sich leisten können, haben in Singapur häufig solche "house maids", woran wir uns nur schwer gewöhnen konnten.
"unglaubliche Eindrücke"
Nachdem wir am ersten Tag zunächst richtig ankommen mussten, hatten wir in den kommenden Wochen die Möglichkeit, die Stadt auf eigene Faust zu entdecken und wussten dabei kaum, wo wir anfangen sollten. Die Stadt war gleichzeitig erschlagend und aufregend. Die ersten Eindrücke waren unüberschaubar viele, breite Autobahnen ("Highways") die sich um das Zentrum herum in die Vororte schlangen und Hochhaussiedlungen, die das Stadtbild prägten. Berühmt und faszinierend natürlich die große Orchard Road im "Herzen" Singapurs, wo sich Nobel-Kaufhäuser mit allen international bekannten Marken mit Billig-Shopping-Centern abwechselten. Ungewohnt waren auch die Massen von Menschen überall: viele Touristen, die sich die Sehenswürdigkeit der Innenstadt ansahen oder zum Einkaufen da waren, Geschäftsleute auf dem Weg von oder zur Arbeit, und vor allem viele junge, sehr modern und individualistisch gekleidete Asiaten. Wir beide kamen uns in dem Trubel oft etwas überfordert vor und genossen es, uns manchmal einfach an den Straßenrand zu setzen und den Strom an uns vorbeitreiben zu lassen.
Sauberkeit und Gesetze
Auffällig war die extreme Sauberkeit in einer solchen Großstadt. Zu Begründen ist dies unter anderen mit der Vielzahl von Regeln und Verboten in dem kleinen Stadtstaat. So darf man zum Beispiel keine Kaugummis auf die Straße werfen oder Durians, eine in der Region verbreitete, aber unangenehm riechende Frucht in die U-Bahn mitnehmen. Zwischen den hochmodernen Wolkenkratzern und großen Straßen Singapurs gibt es auch sehr gepflegte Grünflächen mit tropischen Pflanzen. Trotzdem überwiegt der Eindruck einer sehr technisierten, niemals ruhenden Stadt.
Sehnswürdigkeiten
Im wundervollen, kunstvoll angelegten Orchideengarten konnten wir diese Hektik für einige Zeit hinter uns lassen. Im "Bukith Timah Natural Reserve", einem kleinen Stück Regenwald inmitten der Stadt, fühlten wir uns für einige Stunden in den Dschungel versetzt. Ansonsten haben wir natürlich die bekannten Sehenswürdigkeiten angeschaut, die zum Teil von Singapurs Zeit als britische Kolonie zeugen. Mit Hilfe unserer Familie konnten wir auch einen Einblick ins Alltagsleben bekommen, wenn auch nur von einer ganz bestimmten Gesellschaftsgruppe. Sogar die deutsche Schule konnten wir einige Tage besuchen.
Besonders interessant fanden wir die bunte Zusammensetzung von Kulturen und Religionen in Singapur, die in Arab Street, Little India und Chinatown sichtbar wurden. Hier unternahmen wir Tagestouren in die unterschiedlichen Tempel und Moscheen und sammelten dabei vielfältige Eindrücke.
Malaysia
Sehr wichtig für uns und vor allem als Gegensatz zur hektischen Großstadt war unser 5-tägiger Aufenthalt in Malaysia, bei Verwandten unserer Gastmutter, und ein Erholungs-Strandwochenende auf der indonesischen Touristeninsel Bintan. In Malaysia besuchten wir zuerst Sheras Schwester Rita, die mit Mann und Kindern in eher ärmlichen Verhältnissen in einer kleinen Siedlung vor Kuching wohnt. Sie war unglaublich herzlich und offen und ist uns in den wenigen Tagen schon ans Herz gewachsen. Mit ihr tauchten wir ein in die chaotische Innenstadt Kuchings, schlenderten über Märkte, besichtigten historische Stätten und durften sie zu einem nächtlichen Kampfkunsttraining mitten im Dschungel begleiten. Dann reisten wir weiter nach Sarawak, wo wir bei Sheras Mutter in einem traditionellen Stelzenhaus über einem Fluss wohnten. In ähnlichen, nur größeren Stelzenhäusern leben Malaysier in der Gegend auch heute noch, traditionell mit Stammeshäuptlingen und Schrumpfköpfen an der Decke. Denn obwohl Malaysia ein muslimisches Land ist, ist die Voodoo-Kultur noch sehr verbreitet und dient immer wieder gern für spannende und gruselige Geschichten. In Malaysia waren wir als Europäerinnen sehr auffällig und wurden ungewohnt neugierig und interessiert betrachtet. Diese Tage bildeten einen eindrucksvollen Gegensatz zu dem Großstadtleben in Singapur.
Zurück in den Schulalltag
Nach 4 Wochen, die viel zu kurz waren, um alles zu sehen und zu machen, gleichzeitig mit all den neuen Eindrücken jeden Tag, dem knappen Zeitplan und dem tropischen Klima sehr anstrengend, mussten wir also wieder abreisen. In Deutschland dem normalen Schulalltag wieder zu folgen und das Bremer Wetter zu ertragen, war am Anfang nicht ganz leicht. Trotzdem waren wir natürlich glücklich unsere Freunde und Familien wieder zu sehen und hatten ja auch unglaublich viel zu erzählen von unserer Reise nach Singapur.
Indien 2001
Im Jahr 2000 haben wir, Peter, Jan und Arne am Wettbewerb "Brücke nach Asien" des OAV teilgenommen und gewonnen. Im März/April 2001 fand unsere vierwöchige Reise nach Indien statt. Wir wurden begleitet von Herrn und Frau Vollers und deren Enkel. Hiermit versuche ich in diesem kurzen Rahmen unsere unzähligen Eindrücke während dieser großartigen Reise zu schildern.
Kalkutta
Die erste Etappe unserer Reise führte uns nach Kalkutta. Schon bei der nächtlichen Fahrt vom Flughafen zu unserem Hotel war ich das erste Mal überwältigt. Auf den Bürgersteigen lagen in Reihen nebeneinander Menschen und schliefen.
Am nächsten Tag sah ich das Ausmaß dieser enormen Stadt das erste Mal bei Tageslicht. Man sagt, es lebten hier tagsüber ca. 30 Millionen Menschen. So sieht es auch aus und hört es sich auch an. überall ist was los, Autos hupen, Menschen unterhalten sich auf der Straße, Händler bieten lauthals Ware an und Kinder spielen schreiend in Hinterhöfen. Alles ist sehr bunt, denn die Sarees der Frauen und viele Obst- und Gemüsestände in Marktnähe dominieren das Straßenbild. Den "Central Market" haben wir natürlich auch besucht und ich habe nach langem Handeln, das gehört hier unbedingt dazu, eine Elefantengruppe erstanden. So ein indischer Markt ist auf jeden Fall ein Erlebnis, und wir sind immer wieder gerne hingegangen, nachdem wir uns ein wenig an das noch geschäftigere Treiben in den Markthallen gewöhnt hatten.
Stadtrundfahrt
Wir haben uns auch klassische Sehenswürdigkeiten angesehen, wie das Queen Viktoria Memorial, viele Tempel, die Regierungsbauten aus den Zeiten der Engländer und wir sind über die neue Hoogli Bridge gefahren, eine Stahlkonstruktion, auf die die Inder sehr stolz sind. Sie nennen sie Indian Golden Gate Bridge.
Einen weiteren bleibenden Eindruck hat der Besuch des "Mother House" von Mutter Theresa bei mir hinterlassen. Es ist in einem, wie wir es nennen, Elendsviertel, gelegen und in der Tat waren die Bretterhütten sehr primitiv. überraschend war jedoch, wie aus diesen "Behausungen" lachende Kinder mit gebügelten weißen Hemden und Schulranzen auf dem Rücken hervorkamen, uns anlächelten und zuwinkten. Trotz einer so schwierigen Lage einen solchen Optimismus auszustrahlen, hat mich tief beeindruckt. Diese Erscheinung begegnete uns nicht nur hier, sondern überall auf der gesamten Reise und ist einer der Hauptgründe für meine nach wie vor anhaltende Faszination für dieses Land.
Auf zur ältesten Stadt der Welt
Nach einer Woche in Kalkutta fuhren wir für zwei Tage nach Varanasi. Varanasi gilt als eine der ältesten Städte der Welt und für viele Hindus ist sie die Wiege ihrer Religion, weswegen sie auch oft die "Heilige Stadt" genannt wird. Als wir die Altstadt besichtigten, kam ich mir auch ein wenig ins Mittelalter zurückversetzt vor, unglaublich enge Gassen, durch die man fast nur seitlich gehen konnte, trotzdem sind links und rechts kleine Läden in die Hauswände eingelassen, wo man z.B. Stahlwaren oder Gewürze kaufen kann. Einmal kam mir auf solch einer Gasse eine Kuh entgegen und ich musste mich in einen Torbogen flüchten, um sie vorbeizulassen. Kühe gelten in Indien als heilig, deswegen laufen sie oft vollkommen frei herum. Dasselbe gilt für Affen, die oft in Städten vorkommen. In Varanasi haben wir sie vor allem auf den Dächern gesehen, von denen sie auf die Straße spähen, um etwas Essbares zu ergattern oder einen sonstigen Gegenstand ihres Interesses.
Der Ganges verläuft genau durch Varanasi hindurch und seine Ufer sind mit Treppen versehen, damit die Pilger ohne weiteres die Fluten erreichen können, um sich darin spirituell und körperlich zu reinigen. Viele Hindus pilgern im Alter nach Varanasi, um sich dort verbrennen zu lassen, wenn sie gestorben sind. Die Asche wird dann dem Ganges übergeben.
Darjeeling
Die dritte Etappe führte uns nach Darjeeling. Dort herrschte auf Grund der Höhe (2100m ü. NN) ein ganz anderes Klima, es war nicht mehr so drückend warm wie in der Ebene. Die Landschaft um Darjeeling ist geprägt von den Ausläufern des Himalaya und den vielen Teeplantagen. Darjeeling Tee gilt als der Champagner unter den Tees.
Wir haben eine Teeplantage besichtigt, und natürlich einer Teeverkostung beigewohnt. In Darjeeling gibt es das Himalayan Mountaineering Institute, das von Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay gegründet wurde. Hier werden bis heute Hochgebirgsträger für Himalayaexpeditionen ausgebildet und man kann Kletterkurse buchen. Außerdem haben wir ein sehr interessantes Sozialprojekt besucht, die Hayden Hall (www.haydenhall.org). Dort können Frauen arbeiten, während ihre Kinder betreut werden. Der Erlös ihrer Arbeit kommt allein ihnen zu Gute und es wurde erreicht, den Frauen Kreditwürdigkeit bei der State Bank of India zu verschaffen. Das ist etwas sehr Besonderes, da Frauen aus niedrigen sozialen Schichten in Indien keinen Besitz haben und auch keine Kredite bekommen.
Schule
Die letzten eineinhalb Wochen verbrachten wir in einer Schule, dem St. Josephs College (www.sursumcorda.org). Das College ist in ganz Indien bekannt und gilt als sehr gute Schule. Es ist am nördlichsten Punkt von Darjeeling gelegen. Deswegen heißt es auch Northpoint.
Das Schulsystem ist ganz anders als bei uns, etwa so wie in England, und viel höflicher. Die Schüler stehen auf, wenn ein Lehrer den Raum betritt und wenn sie Antworten geben. Daran mussten wir uns erst gewöhnen, was anfangs für einige Belustigungen sorgte.
Heimfahrt
Als die Heimfahrt anstand, freuten wir uns zwar auf zu Hause, aber wir waren auch traurig dieses großartige Land so "schnell" wieder verlassen zu müssen. Wir haben uns dort zu keiner Zeit in irgendeiner Art und Weise unangenehm gefühlt. überall trat man uns interessiert und respektvoll entgegen. Der allgegenwärtige Optimismus der Inder hat mich zutiefst beeindruckt. Diese Reise hat bei uns allen eine Prägung hinterlassen und war eine Bereicherung für unser Leben. Dafür sind wir sehr dankbar.